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Kult-Horror erstmals gesehen: Meine Erstsichtung der "Tanz der Teufel"-Trilogie

Statt eines normalen Wochenrückblicks gibt es diesmal eine Filmreihe zu besprechen. Ganz passend zum Horrormonat Oktober wollte ich diesmal nämlich endlich eine der Reihen sichten, die als riesiger Genre-Kult gilt, die ich bislang jedoch nur stückchenweise gesehen habe. So verriss ich den originalen "Tanz der Teufel" im Jahr 2014 recht deutlich, während ich das Quasi-Remake "Evil Dead" zumindest ein bisschen mehr mochte. Die restlichen Teile des Franchise habe ich jedoch bis heute nie gesehen und deswegen beschlossen, alle fünf Filme und die kultige Serie "Ash vs. Evil Dead" erstmals zu sichten, um mir einen Eindruck vom Franchise als Ganzes zu schaffen. In diesem Artikel soll es nun um die Ursprungs-Trilogie gehen und ich werde mir nicht nur das damals von mir ungeliebte Original erneut zu Gemüte führen, sondern auch deren mindestens ebenso sehr von Fans geliebten Fortsetzungen...

Tanz der Teufel: In meiner ersten Kritik sah ich "Tanz der Teufel" aus Sicht der heutigen Sehgewohnheiten. Und das war sicherlich ein Fehler, ist dies doch unfair. Natürlich funktioniert der Film mit seinem damals schon wahnsinnig schmalen Budget von nur 300.000 Dollar aus heutiger Sicht nicht mehr richtig und die teils billigen Masken, die mitunter peinlichen Schauspielleistungen und die etwas stumpfe Machart einer arg dünnen Geschichte fallen umso stärker auf. Ich habe nun jedoch versucht, den Film als das zu sehen, was er damals war: Ein kleines Werk von völlig unbekannten Filmemachern, beinahe nur eine Art Highschool-Projekt von Menschen, die noch nicht viel Erfahrung hatten... und dann überraschenderweise einen genialen Hit landeten. Dass der Film so erfolgreich wurde, liegt natürlich in dem enormen Hype begründet, der sich um ihn entfaltete - ein Verbot des Werks stempelte ihm quasi das Wort "Mutprobe" auf, weswegen er schnell zum Klassiker mutierte. Und als ein solches Werk betrachtet, spürt man das Herzblut aller Beteiligten noch einmal genauer. Man kann über billige Prothesen und sehr schlecht gealterte Effekte hinwegsehen, wenn man bemerkt, wie genau, kreativ und mutig Regisseur Sam Raimi und sein Team zu Werke gingen... und einige der ekligen Splatterszenen funktionieren dabei auch heute noch. Zudem ist es Raimi auch mit wenig Geld gelungen, eine recht düstere Atmosphäre aufzubauen, die leider nur von wenig notwendigem Humor gebrochen wird, weswegen sich der Film letztendlich ein wenig zu ernstnimmt. Letztendlich kann man das Maximum aus "Tanz der Teufel" wohl mit Nostalgie herausholen - wenn man damals, im Jahr 1980, dabei war, als er erschien oder wenn man den Film als einen der ersten Horrorfilme seines Lebens gesehen hat. Nostalgisch kann ich auf dieses Werk nicht reagieren, mir aber zumindest vorstellen, wie es sein könnte... und in dieser Hinsicht besitzt der Film dann sehr viel unbekümmerten Charme und macht dementsprechend Spaß, was zu einer wesentlich besseren Benotung führt als jene, die ich vor neun Jahren vergeben habe. (Note: 3-)
Tanz der Teufel II - Jetzt wird noch mehr getanzt: Bemängelte ich am Original noch, dass diesem etwas mehr (so auch geplanter) Humor nicht geschadet hätte, so wird dieses Manko im zweiten Teil mit aller Wucht ausradiert: "Tanz der Teufel II" bewegt sich deutlich mehr auf dem Feld der Komödie und überzeichnet seine erneut sehr dünne Handlung mit einem Übermaß an Slapstick. Das macht die Sichtung angenehmer, besitzt aber auch einen gewissen Nervfaktor. Gerade die erste Hälfte des Films besteht förmlich nur aus einer Aneinanderreihung von wilden Dämonenattacken mit zumeist lustigem Ausgang, bevor die Handlung nach rund vierzig Minuten wirklich in Gang kommt... dann aber natürlich auch nicht viel mehr erzählt als die übliche Schauershow in einer verlassenen Waldhütte. Die wenigen Momente, in denen die Lore des Originals bedient und weitererzählt wird, sind dabei kaum der Rede wert. Gesprochen werden muss jedoch über Bruce Campbell: Ich verstehe nun, warum Fans in ihm die coolste Sau des Horror-Kinos sehen und in diesem Film darf er dann auch endlich die Kultfigur werden, für die er bekannt ist. Stets mit einem trockenen Spruch auf den Lippen und zum Finale quasi lächerlich gut bewaffnet, ist er der haltende Anker in dieser wilden Splatter-Sause, die sich bis zum Exzess verselbstständigt. Dank des enormen Erfolgs des Erstlings hatte Sam Raimi hier das zehnfache Budget zur Verfügung, was man angesichts der damals beeindruckenden Tricktechnik auch jederzeit sieht. Das ist aber auch ein wenig die Krux, denn Raimi suhlt sich förmlich in diesen Special Effects, nutzt keinerlei Atempausen mehr und verpasst deswegen auch atmosphärisch den Absprung: Der Film ist kein Stück gruselig mehr, sondern nur noch laut und polternd. Das hat seinen Reiz, keine Frage, und hat eine Menge kultiger Momente parat. Wirklich besser als das Original ist das jedoch trotz der besseren Inszenierung und eines unglaublich coolen Helden nicht. (Note: 3-)
Armee der Finsternis: Ein ungeschriebenes Gesetz in Hollywood besagt, dass weniger Risiken begangen werden dürfen, je mehr Geld in einer Produktion steckt. Und da für den dritten Teil von Sam Raimis Horror-Trilogie nun sogar 11 Millionen Dollar zur Verfügung standen, durfte man es natürlich nicht riskieren, nun erneut Ärger mit dem Jugendschutz zu bekommen oder eine zu hohe Altersfreigabe zu erhalten - es sollen ja schließlich noch genug Menschen in die Kinos stürmen dürfen. Dementsprechend ist "Armee der Finsternis" nun kein blutiger Horrorfilm mehr, sondern ein als sinnentleerte Komödie zurechtgestutztes Fantasy-Abenteuer mit minimalen Gruselanleihen. Blut spritzt hier praktisch gar keines mehr, Kopfschüsse mit der Shotgun lassen keine Schädel mehr zerplatzen, sondern die Opfer nur noch meterweit durch die Gegend fliegen... und wenn Ash seine Kettensäge anschmeißt, wird um diverse Details fein herumgeschnitten. Das schaute sich vor allem im Vergleich mit den ersten, wahnsinnig blutigen Filmen schon durchaus seltsam, auch da der Comedy-Faktor diesmal bis zum absoluten Toon-Slapstick überhöht wird. Seinen Reiz hat dies dennoch, da eben diese Fantasy-Art im Comedy-Bereich seinen Charme hat, von guter Tricktechnik lebt und im letzten Drittel eine Schlacht gegen das Böse darbietet, die richtig Wumms hat. Der Lore der Trilogie tut man mit dieser absolut nicht mehr ernstzunehmenden Palette zwar keinen echten Gefallen und zieht den Schrecken der Vorgänger gewissermaßen durch den Dreck... und Bruce Campbell hampelt diesmal recht ungenau zwischen obercoolem Helden und tollpatschigem Trottel hin und her. Den Fans hat es trotzdem gefallen und das ist natürlich die Hauptsache. (Note: 4+)

Ob ich in dieser Machart dann tatsächlich noch ganze drei Staffeln einer Serie rund um Ash durchhalten werde, bleibt natürlich abzuwarten. Trotzdem bin ich gespannt, wie man diese überdrehte Comedy-Lore zurechtrücken kann, wenn man innerhalb einer breiter erzählten Serie eben auch noch so etwas wie eine Geschichte erzählen muss. Das Franchise ist auf jeden Fall für eine Menge Überraschungen gut und ich freue mich bereits, diese weiterhin zu entdecken.



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