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Kult? Nicht für mich: Meine Erstsichtungen vom 25.09.23 bis zum 01.10.23

Geht es euch auch manchmal so? Ihr seht zum ersten Mal diesen einen Film, den die ganze Welt liebt, der förmlich Kultstatus erlangt hat und den ihr deswegen natürlich ebenfalls mögen wollt - mal ganz abgesehen von den hohen Erwartungen, die solch ein Status mit sich bringt. Und dann geschieht es: Ihr könnt vielleicht nachvollziehen, warum so viele Menschen diesen Film mögen, doch mit euch selbst macht er nichts. Oder ihr mögt ihn sogar gar nicht, ärgert euch förmlich darüber. Dies ist mir schon desöfteren passiert (auch wenn es im direkten Vergleich Filme gibt, die ich abgöttisch liebe, die jedoch von vielen anderen Menschen nicht gemocht werden) und kam auch nun wieder vor. Doch lest selbst: 


Die Braut des Prinzen: Fantasy-Abenteuer von Rob Reiner, mit Cary Elwes, Mandy Patinkin, Robin Wright, Wallace Shawn, Christopher Guest, Billy Crystal und Peter Falk
Und hier ist er schon: Einer dieser Filme, den ich wirklich dringend mögen wollte, da ich mir über seinen Stand in der Popkultur sehr wohl bewusst bin... und der dann doch kaum etwas in mir ausgelöst hat außer puren Frust. Als selbstironisch angehauchtes Abenteuer soll "Die Braut des Prinzen" daherkommen, doch empfand ich die frotzeligen Dialoge und die "coolen" Sprüche der heldenhaften Protagonisten durchweg nur als bemüht. Der Plot an sich besitzt im Grunde keinerlei Dynamik und besteht nur aus klischeehaften Märchen-Manirismen, die nichts weiter bringen, wenn man mit dem eingestreuten, sehr harmlosen Humor nichts anfangen kann. Einzig die Geschichte des Fechtmeisters Inigo Montoya, der nach Rache für seinen ermordeten Vater sucht, hat eine gewisse Brisanz... wobei diese aber über weite Strecken in den Hintergrund gerät. Im Vergleich dazu besitzt das Hauptgespann um Cary Elwes und Robin Wright praktisch keinerlei Ecken und Kanten und die Inszenierung von Rob Reiner gerät äußerst bräsig. Immerhin sind die Fechtszenen aber gelungen.
Note: 4-


Die Körperfresser kommen: Sci-Fi-Horror von Philip Kaufman, mit Donald Sutherland, Brooke Adams, Jeff Goldblum, Veronica Cartwright, Robert Duvall und Leonard Nimoy
Im Jahr 1978 entwickelte sich dieser günstig produzierte Schocker nach einer ersten Verfilmung aus den 50ern zu einem echten Kultfilm - spätere Hits wie "The Faculty" ließen sich eindeutig von diesem Hit inspirieren. Nicht nur aus heutiger Sicht wirkt "Die Körperfresser kommen" aber ziemlich langsam, die Laufzeit von 115 Minuten spürt man vor allem in der ersten Hälfte, in welcher die wenigen Figuren mehr als umständlich eingeführt werden und dabei dennoch keine echte Wirkung entfalten wollen. Auch Philip Kaufmans Regie wirkt mehrfach unentschlossen, obwohl ihm zwischendurch einige sehr atmosphärische Szenen gelingen - besonders die Alarmschreie der wie Zombies durch die Stadt laufenden Meute wissen zu schaudern. Diese atmosphärische Dichte wirft Kaufman in einem deutlich zu actionorientierten Showdown jedoch wieder über Bord, was etwas schade ist. Schauspielerisch gefällt vor allem Donald Sutherland, der sich trotz des damals oft belächelten Horror-Genres mit ganzer Verve präsentiert. Da kann dann nicht mal "Die Fliege"-Star Jeff Goldblum mithalten, dessen flache Rolle aber ohnehin nicht viel Gelegenheit bietet, um so richtig aus sich herauszukommen.
Note: 3-  
 
 
Oskars Kleid: Tragikomödie von Hüseyin Tabak, mit Florian David Fitz, Senta Berger, Burghart Klaußner, Kida Khodr Ramadan, Marie Burchard und Gustav Peter Wöhler
Dass hier (anders als beispielsweise beim LGBTQ-Film "Bros") keine Menschen verantwortlich zeichneten, die sich als "Betroffene" mit der Trans-Thematik so richtig auskennen, merkt man - zu verkrampft und holzhammerartig, mit Floskeln um sich werfend und arg durchsichtig, schreitet die Handlung von "Oskars Kleid" voran. Das ist an mehreren Fronten auch ein Problem mit Florian David Fitz, der hier ein ziemlich klischeehaftes Drehbuch verfasst hat, dem der Star-Status des Hauptdarstellers (ebenfalls Fitz) schadet. Denn Fitz hat seiner Hauptfigur gleich noch eine ganze Reihe von Konflikten auf den Leib geschrieben, die der Film nicht brauchte und dem eigentlichen Thema immer wieder seinen Raum nehmen. Da geht es dann um prollige Eifersucht, um krankhaften Alkoholkonsum und um Wut auf seine Ex-Frau - alles für den Hauptdarsteller, wobei er seinem jungen Co-Star und dem Trans-Thema immer wieder die Schau zu stehlen versucht. Das funktioniert nicht und wirkt deswegen in einigen argen Wendungen auch sehr oberlehrerhaft. Eine unverkrampftere Sichtweise, die nicht ständig mit weit erhobenem Zeigefinger agiert, bis es auch der letzte Dumme kapiert hat, hätte hier geholfen. So bleibt es leider eher die Fitz-Show und das sollte bei diesem Thema und diesem Hauptcharakter (der Vater eines Kindes, welches sich im falschen Körper wähnt) dann eigentlich nicht der Fall sein.
Note: 4+


Sunshine (2007): Sci-Fi-Thriller von Danny Boyle, mit Cillian Murphy, Chris Evans, Michelle Yeoh, Rose Byrne, Cliff Curtis, Hiroyuki Sanada, Benedict Wong und Mark Strong
Die Ausgangsidee des Films klingt spannend: Eine achtköpfige Crew reist mit einem Raumschiff zur sterbenden Sonne, um diese mittels eines Nuklearkörpers wieder zu entzünden. Was "The Beach"-Regisseur Danny Boyle aus dieser Prämisse allerdings macht, ist ein ziemlicher Clusterfuck. Die ersten Hürden, die die Crew zu überwältigen hat, geraten noch recht spannend, doch Boyles vollkommen wirre und hyperaktive Inszenierung verhindert einen wirklichen Spannungsaufbau. Spätestens ab der Halbzeit schneidet Boyle in rasenden Kameraschwenks so dermaßen schnell, dass man gar nichts mehr erkennt. Die visuellen Highlights bleiben dabei, trotz einiger schöner Bilder, aus und es ist sogar eine Art Kopfschmerz-Gefahr dabei, da Boyle seinen Film so inszeniert, dass man niemals mehr weiß, wo oben und unten ist. Spätestens wenn sich "Sunshine" im letzten Drittel zu einer Art metaphysischem Slasher entwickelt, wird es zudem auch noch unfreiwillig komisch und Logiklöcher sind eh nicht mehr zu übersehen. Interessante Charaktere hätten diesen extremen Abstieg vielleicht noch teilweise verhindern können, doch für seine Figuren scheint sich Boyle ebenfalls nicht zu interessieren und vertröstet den illustren Cast mit klischeehaften Abziehbildern. Schade, denn gerade die zwischenzeitlich ausgerufenen, moralischen Konflikte innerhalb der Crew hätten noch das Potenzial zu richtiger Intensität gehabt, gehen hier jedoch auch im grellen Schnittgewitter unter.
Note: 4- 


The World to Come: Liebesdrama von Mona Fastvold, mit Katherine Waterston, Vanessa Kirby, Christopher Abbott und Casey Affleck
Mona Fastvold entwirft mit berauschenden Bildern der bäuerlichen Einöde in den 1850er-Jahren ein glaubwürdiges Fenster in die Vergangenheit - die einsame Stille der Natur rundherum, umschlossen von grobkörnigen und ebenso wunderschönen Bildern, weiß zu gefallen. Die darin eingewobene Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen ist gleich aus mehreren Gründen packend. Zum einen trifft Fastvold wunderbar den Ton einer damaligen Gesellschaft, welche den beiden Frauen eine Liebesbeziehung ohnehin verbietet... und dann haben beide auch noch jeweils einen Ehemann zur Seite, was ohnehin für Konflikte sorgt. Die tiefe Leidenschaft und Zuneigung zueinander werden von Katherine Waterston und "Pieces of a Woman"-Star Vanessa Kirby mit nuancierter Wucht verkörpert - beide agieren absolut hervorragend. Da Fastvold ihr intimes Drama jedoch sehr ruhig, beinahe vollkommen still erzählt und Gefühlsausbrüche aufgrund der damaligen gesellschaftlichen Attribute förmlich hinuntergeschluckt werden mussten, ist durchaus ein wenig Sitzfleisch erforderlich. Es wird nicht wenige Zuschauer*innen geben, die in diesem Drama die Wiederauferstehung der ereignisarmen Langeweile sehen wollen. Wer sich jedoch darauf einlässt, zwischen den Zeilen zu lesen, sieht ein leidenschaftliches Drama, welches uns aufzeigt, wie die Zeit ihre Spuren hinterlässt.
Note: 3+

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