Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof.
EISKALTE ENGEL
Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit seiner sexuell ebenfalls enorm aktiven Stiefschwester Kathryn Merteuil (Sarah Michelle Gellar) eine Wette ein: Er möchte die frisch zugezogene, vergebene Annette Hargrove (Reese Witherspoon), die sich fest vorgenommen hat, mit dem Liebesakt zu warten, bis sie ihre wirkliche, große Liebe trifft, verführen... als Belohnung winkt ein Schäferstündchen mit Kathryn. Doch schließlich übermannen Sebastian wirkliche Gefühle zu Annette und das ganze Spiel droht aufzufliegen.
Es gab schon mehrere filmische Varianten dieses im Kern sehr bekannten Stoffs, "Eiskalte Engel" wurde im Jahr 1998 jedoch zu einer Art Vorzeige-Werk, wenn es um nicht nur auf Humor, sondern auch auf richtiggehend fies-biestige Machenschaften unter jungen Menschen geht. Und der Film sprüht seine Funken tatsächlich auch heute noch umher, gerade die erste Hälfte wirkt durchgehend wie eine sexuell aufgeladene Machtfantasie und den beiden Hauptprotagonisten Sebastian und Kathryn dabei zuzusehen, wie sie ihre Fäden spannen und dabei etliche Menschen in ihrem Geflecht einfangen, das hat durchaus Charme und Stil. Für einen Film, der sich zuvorderst an Teenager richtet, ist er zudem auch relativ konsequent und ziemlich freizügig - kein Film, den junge Menschen freiwillig mit ihren Eltern schauen, denn hier geht es nicht nur um Sex, der Sex ist sozusagen der Dreh- und Angelpunkt der Handlungen der Charaktere.
Man kann die erste Hälfte des Films also weitestgehend als verrucht und auch recht unterhaltsam ansehen... allerdings niemals als packend. Die Protagonisten taugen schlichtweg nicht als Sympathisanten, weswegen wir niemals mit ihnen mtfiebern und uns eher durchweg fragen, wieso genau sie denn so agieren wie sie es hier tun. Eine Antwort auf diese Frage wird uns nicht gegeben, weswegen wir einfach davon ausgehen müssen, dass Sebastian und Kathryn schlichtweg böse und berechnende Menschen sind - für diese Handlung sicherlich zu wenig, dementsprechend wirkt das Ganze auch außerordentlich plakativ und auf kleine Schocks a la "Wie kann diese Person nur so skrupellos sein?" zurechtgestutzt.
Da den Machern dies natürlich auch aufgefallen ist, lernt zumindest Sebastian selbstverständlich irgendwann noch, dass er mit dieser fiesen Masche nicht zufriedengestellt wird und erfährt die Bedeutung von wahren Gefühlen. Diese Wendung kommt dabei nicht nur enorm vorhersehbar, sondern auch auf extrem kitschige und vollkommen unglaubwürdige Weise daher. "Eiskalte Engel" wird urplötzlich zur sehr braven Teenie-Schmonzette, lässt seinen unglaubwürdigen, aber immerhin noch unterhaltsam-bösen Charme fallen und wirft mit kitschigen Liebesphrasen, Tränen und Gefühlsausbrüchen um sich, was ebenso plakativ wirkt wie die erste Hälfte, nur auf wesentlich zähere und klischeehaftere Weise. Immerhin gibt man uns zum Schluss noch eine Wendung im Geschehen, die zwar ebenfalls recht unpassend und extrem gewollt wirkt, mit der wir zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht rechnen und die für einen Film mit Anpeilung auf dieses Zielpublikum doch recht fies daherkommt.
Schauspielerisch bewegen sich die Beteiligten auf dem Teenie-Niveau und die Macher konnten die zu diesem Zeitpunkt in dem Genre durchweg gefeierten Ryan Philippe und Sarah Michelle Gellar für ihre Show gewinnen. Philippe und Gellar überziehen dabei merklich, zumindest Gellar kann ihren bösartigen Charme aber immer wieder gewinnbringend durchscheinen lassen, während andere zumindest damals bekannte Gesichter wie Tara Reid und Selma Blair für überzogene Klischee-Gestalten gut sind. Einzig "Walk The Line"-Star Reese Witherspoon lässt darüber hinaus Talent für tieferes Schauspiel erkennen und zog bereits auf den Weg der baldigen Oscar-Preisträgerin - ihre Kollegen sticht sie mit einem feinen Spiel und einigen starken Einzelszenen sowie einem glaubwürdigen und ehrlichen, ungekünstelten Charme locker aus.
Fazit: Freches und freizügiges Teenie-Spielchen, welches ebenso unglaubwürdig und plakativ wie unterhaltsam und gewitzt ein Geflecht der Beziehungen und Tricksereien offenbart. Später entwickelt sich der Film jedoch zur überkitschten Teenie-Schmonzette, die kein Klischee auslässt und allzu zuckrig endet.
Note: 4+
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