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Horror-Müll und Teenie-Kult: Meine Erstsichtungen vom 06.11.23 bis zum 12.11.23

Oftmals frage ich mich, was bekannte Stars dazubringt, in wirklich miesen Filmen mitzuspielen. Ihre Erfahrung in der Branche sollte sie doch irgendwann dazu bringen, zumindest nicht mehr für richtigen Müll zu unterschreiben, den man je nachdem auch dank eines Drehbuchs schon erkennen kann. Natürlich könnte die Antwort salopp lauten, dass ein attraktiver Gehaltsscheck es schon richten wird, doch kann ich mir eigentlich nicht vorstellen, dass gut verdienende Stars wie Emma Roberts diese Extrageldscheine nötig haben... vor allem wenn sie in diesem Zeitraum doch auch einfach eines der anderen, besseren Angebote akzeptieren könnten. Im Falle Roberts hat diese die Hauptrolle in einer richtigen Horrorgurke gespielt, was das Fragezeichen der eingangs gestellten Frage nur erneut aufploppen, aber nicht auflösen wird. Neben dem Gruselquatsch haben wir heute aber immerhin auch noch eine erstaunlich gut gealterte Teenie-Komödie und einen starken Weltkriegs-Thriller zu besprechen...


Abandoned: Horror-Thriller von Spencer Squire, mit Emma Roberts, John Gallagher Jr., Michael Shannon, Paul Schneider und Kate Arrington
"Abandoned" ist wertig inszeniert und endet somit nicht als irgendein billiger, unfreiwillig komischer Horror-Trash. Wenn das aber schon das einzige ist, was man an einem Horrorfilm wirklich positiv anmerken kann, dann muss der Rest ziemlich langweilig sein... und das ist hier auch der Fall. Aus der uralten Idee eines Hauses, in welchem sich zuvor ein grauenvoller Mord ereignete und die neuen Einwohner*innen nun mit seltsamen Ereignissen oder nächtlichen Geräuschen konfrontiert werden, holt Regisseur Spencer Squire praktisch nichts heraus, was irgendwie interessant wäre. Mit einem zähen Drehbuch ohne jegliche originelle Idee und einer Hauptdarstellerin, die deutlich überfordert ist, mit ihrem ohnehin sehr unnahbaren Part umzugehen, ist Langeweile vorprogrammiert - da helfen natürlich auch die uninspirierten Jumpscares, der lärmende Soundtrack und ein hoher Nervquotient aufgrund eines beinahe dauerhaft quengelnden und schreienden Säuglings. Letztlich stellt sich nur die Frage, was große Namen wie Emma Roberts und vor allem den sonst so erstklassigen Michael Shannon abseits eines Gehaltsschecks dazu bewogen hat, hier mitzuspielen, denn das hier lockt niemanden, der je in seinem Leben auch nur einen einzigen, halbwegs atmosphärischen Horrorfilm gesehen hat, noch hinter dem Ofen hervor.
Note: 5


Black Book: Kriegs-Drama von Paul Verhoeven, mit Carice van Houten, Sebastian Koch, Thom Hoffman, Waldemar Kobus, Christian Berkel, Michiel Huisman und Matthias Schoenaerts
Die Geschichte einer ungemein mutigen Jüdin, die es im von den Nazis besetzten Holland irgendwie schafft, in den Wirren des Krieges zu überleben und sich mit Tricks und gefährlichen Wagnissen durchzumogeln, wird von Regisseur Verhoeven sehr spannend und wendungsreich erzählt. Die Charaktere sind glaubhaft geschrieben, Verhoeven schreckt auch nicht vor Wendungen zurück, die dem Publikum den Boden unter den Füßen wegziehen und erschafft eine unangenehme Atmosphäre zur Zeit des Dritten Reichs - ein Film, der gerade zu heutigen Zeiten sehr wichtig ist, wenn unser Land zu beginnen droht, die Fehler von damals zu wiederholen. Die Inszenierung dieses Thrillers schießt jedoch mehr als einmal übers Ziel hinaus und man merkt dem Werk gerade in den im Verlauf des Films zunehmenden Actionszenen an, dass man sich dringend auf internationale Pfade begeben wollte. Die einzelnen Schusswechsel wirken dabei bisweilen überzogen und vor allem der klischeehafte Soundtrack untermalt diese Szenen viel zu aggressiv. Auch lässt "Black Book" im letzten Drittel ein wenig nach, wenn doch sehr umständlich allerlei Handlungsfäden aufgelesen und mühsam zum Abschluss gebracht werden müssen. "Game of Thrones"-Star Carice van Houten glänzt in der Hauptrolle dafür ebenso wie einige deutsche Stars, die sich hier vor allem als grauenvolle Antagonisten gegenseitig die Klinke in die Hand geben.
Note: 3+


Death Proof - Todsicher: Thriller von Quentin Tarantino, mit Kurt Russell, Rosario Dawson, Rose McGowan, Mary Elizabeth Winstead, Zoe Bell, Vanessa Ferlito und Michael Parks
"Death Proof" gilt gemeinhin als das schwarze Schaf unter Tarantinos Werken und als sein deutlich schwächster Film, der in Rückblicken gerne totgeschwiegen wird. Und das offensichtlichste Manko dieses deutlich zu langen Werkes ist dann auch, dass es eigentlich um nichts geht, darum aber ein riesiges Gewese gemacht wird. Die ungemein zähe Dramaturgie, die Tarantino hier gleich in zwei Stücken ausschlachtet, bringt uns weder den ziemlich viel Mumpitz und im Grunde nur in Zitaten sprechenden Charakteren noch der nicht vorhandenen Geschichte näher. Wie immer inszeniert Tarantino dies mit ungemein viel Stil, was niemals glaubhaft, aber immerhin sehr "cool" rüberkommt und so zumindest in der ersten Hälfte noch für das große Nichts, in welchem wir uns bewegen, entschädigt. Sobald er diese Masche jedoch ziemlich faul zu wiederholen beginnt, obsiegt die große Langeweile und man fragt sich, was uns Tarantino abseits etlicher Bilder von nackten Frauenfüßen und einem coolen Soundtrack eigentlich sagen will. Zudem ist die letzte Actionszene vor dem Abspann eine Beleidigung für mitdenkendes Publikum und lässt auch hier den Stil über die Substanz siegen. Immerhin macht der Cast aber redlich Laune: Neben einem gewohnt lässigen und letztlich wunderbar abdrehenden Kurt Russell gefällt vor allem "Wall Street"-Star Vanessa Ferlito mit einer einnehmenden Präsenz.
Note: 4


Girls Club - Vorsicht bissig!: Highschool-Komödie von Mark Waters, mit Lindsay Lohan, Rachel McAdams, Neil Flynn, Tina Fey, Tim Meadows, Lizzy Caplan und Amanda Seyfried
Highschool-Komödien funktionieren fast immer nach gewissen Schemata - diese kann und will auch "Girls Club" aus dem Jahr 2004 nicht ausblenden. Es ist aber eine Freude zu sehen, wie der Film diese typischen Klischees und Rollenbilder genüsslich ausspielt, um diese dann auch zu brechen oder noch dreister zu überhöhen. Das führt zu einem frechen Tonfall, der nur ganz selten Platz machen muss für den genretypischen Kitsch... und selbst der wirkt während des zuckrigen Finales dann doch irgendwie richtig platziert. "Girls Club" findet eine passende Waagschale zwischen erstaunlicher Feinfühligkeit, wobei auch die in Schubladen gesteckten Charaktere angenehm ernstgenommen werden, und schrägem Humor, der nicht immer treffsicher ist, aber mehr als genügend richtige Lacher bietet. Lindsay Lohan macht in der Hauptrolle eine gewohnt gute Figur, noch mehr überzeugen jedoch die Nebenfiguren. Da sticht zum Beispiel der spätere "Mamma Mia"-Star Amanda Seyfried als herrlich-bedröppelter Teenie so richtig heraus und auch die älteren Darsteller*innen im Lehrerkollegium machen ihre Sache ausgezeichnet. Man spürt den frechen Tonfall von Autorin Tina Fey durchweg... einzig die öde Liebesgeschichte mit einem von Charme befreiten Schönling strapaziert die Nerven, aber so etwas gehört in einen Film wie diesen auch einfach dazu. Wer mit dem Genre nichts anfangen kann, wird hier vielleicht nicht endgültig bekehrt, kann aber dennoch einen Blick riskieren, denn über weite Strecken ist das hier nicht nur ziemlich clever, sondern auch sehr witzig.
Note: 3+


Meine teuflisch gute Freundin: Komödie von Marco Petry, mit Emma Bading, Janina Fautz, Samuel Finzi, Johann von Bülow, Alwara Höfels, Oliver Korittke, Emilio Sakraya und Axel Stein
In dieser deutschen Familienkomödie sind der Teufel und seine Anhänger zwar irgendwie böse, nutzen ihre Macht aber doch eher für kleinere Streiche, ganz gemäß dem angestrebten Zielpublikum. Dank einer starken Hauptdarstellerin, die ihre trockenen Sprüche im Minutentakt raushaut, hat das durchaus einen gewissen Charme... auch wenn man die Prämisse, dass die Tochter des Teufels ihre "Macht" in der Welt der Menschen lieber dafür nutzt, ein Mauerblümchen in eine freche Draufgängerin zu verwandeln, erstmal irgendwie schlucken muss. Das wirkt dann zwar reichlich bemüht, ist durch die flotte Inszenierung aber zumindest spaßig genug, um solide zu unterhalten. Im späteren Verlauf verwandelt sich der Film von einer frechen Komödie jedoch (und auch das ist für deutschen Mainstream leider nicht unüblich) in eine reichlich typische Teenie-Schmonzette, bei welcher der zuvor nicht auf den Mund gefallenen Hauptfigur deutlich die Zähne gezogen werden. Das ist dann nicht nur wahnsinnig formelhaft, sondern aufgrund vieler klischeehafter Nebenfiguren und eines blonden Sunnyboys, dem es komplett an Charme mangelt, auch enorm kitschig. Schade, denn hätte man den anfänglich charmanten Tonfall trotz einiger herber Plotprobleme beibehalten, wäre dabei eine ziemlich kurzweilige Komödie für Teenies herausgekommen...
Note: 4+

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