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Meine Erstsichtungen vom 17.06.24 bis zum 23.06.24

All of Us Strangers: Liebes-Drama von Andrew Haigh, mit Andrew Scott, Paul Mescal, Jamie Bell, Carter John Grout und Claire Foy
Erwartet hatte ich eine einfühlsame Liebesgeschichte zwischen zwei Männern, als ich mich (vorab weitestgehend uninformiert) an die Sichtung des von Kritikern umjubelten Dramas "All of Us Strangers" begab. Und diese Liebesgeschichte wird zwar auch erzählt, im Kern geht es jedoch viel mehr um einen Mann, der ein gewichtiges Trauma seiner Kindheit aufarbeiten muss und dabei den Bezug zur Realität zu verlieren droht. Dieses Trauma erzählt Regisseur Andrew Haigh mit einigen interessanten Kniffen - wer wie ich uninformiert an den Film herangeht, dürfte manch einen Aha-Moment erleben. Die Lovestory leidet darunter jedoch erheblich, denn der Film möchte uns weismachen, dass das hier Gezeigte tatsächlich eine Geschichte der großen, wahren Liebe ist, kommt atmosphärisch aber im Grunde nur an eine etwas intensivere Romanze heran. Die Funken zwischen Andrew Scott und Paul Mescal wollen da auch nicht wirklich sprühen, weswegen der ganz große, emotionale Knall gegen Ende leider nicht so richtig aufgehen will.
Note: 3


Das Erwachen der Jägerin: Drama / Thriller von Neil Burger, mit Daisy Ridley, Ben Mendelsohn, Garrett Hedlund, Gil Birmingham, Caren Pistorius, Joey Carson und Brooklynn Prince
"Das Erwachen der Jägerin" ist ein Film der vertanen Chancen. So hätte sich bei der Geschichte um eine junge Frau, die sich von ihrer brutalen Kindheit als Entführungsopfer lossagen muss, das perfekte Potenzial für ein schweres Drama ergeben, wenn eben diese Erfahrungen sie letztendlich wieder einholen. Nach der ersten Hälfte macht Regisseur Neil Burger aus dieser vielversprechenden Story jedoch einen hemdsärmeligen Psycho-Thriller, der dann sogar noch in einem banalen Action-Finale versumpft. Die vorherigen Ansätze eines Psychogramms von zwei unterschiedlichen Figuren werden dabei fallen gelassen, wobei vor allem der Bösewicht, der eine Steilvorlage für einen grandiosen Antagonisten hätte sein können, nur noch ein fades Abziehbild bleibt. Auch "Star Wars"-Star Daisy Ridley liefert nicht die nötigen, sensibel angehauchten Bad-Ass-Qualitäten, um in der Rolle vollends zu überzeugen - man kann leider nur davon träumen, was Schauspielerinnen eines Kalibers einer Alicia Vikander oder Jennifer Lawrence aus dieser Rolle gemacht hätten. So bleiben am Ende einige schöne Naturaufnahmen, eine vielversprechende und atmosphärisch recht dichte erste Hälfte und einige feine Ansätze, die leider nicht konsequent genug verfolgt werden.
Note: 4+


Im Wasser der Seine: Monster-Thriller von Xavier Gens, mit Berenice Bejo, Nassim Lyes, Lea Leviant, Anne Marivin, Aurelia Petit, Nagisa Morimoto und Sandra Parfait
Ein Film über einen monströsen Riesenhai aus Frankreich, der ausgerechnet auf Netflix einen regelrechten Hype verursacht? Nein, meine Erwartungen waren nicht gerade hoch. Umso erstaunlicher, dass es Regisseur Xavier Gens trotz seiner formelhaften und letztendlich sogar ungemein dummen Geschichte zumindest in der ersten Hälfte immer wieder gelingt, angenehme Spannungsspitzen zu erzeugen. Da er seine Story zwar eher schlecht als recht, aber immerhin bedacht mit einigen aktuellen Themen garniert, möchte man ihm da auch gar nicht so böse sein, wenn er bisweilen in dürftige Genre-Klischees abdriftet. Angesichts einiger sympathischer Charaktere, mit denen man gern mitfiebert, war ich sogar bereit, die "Erklärungen" rund um einen monströsen Fisch innerhalb des Genres zu akzeptieren... denn die sind sogar noch viel dümmer als im vergleichbaren "Deep Blue Sea" beispielsweise und lassen auch einige ganz eklatante Logiklöcher entstehen. Undiskutabel sind aber die miesen Special Effects, die vor allem in der zweiten Hälfte, wenn der Hai öfter zur blutigen Tat schreitet, unfreiwillige Lacher erzielen. Trotz eines geringen Budgets hätte gerade bei der tierischen Hauptattraktion nicht so geschlampt werden dürfen, da "Im Wasser der Seine" darüber hinaus visuell durchaus ansprechend inszeniert ist.
Note: 4+


Kinder des Zorns (2020): Horror von Kurt Wimmer, mit Elena Kampouris, Kate Moyer, Callan Mulvey, Steven Hunter, Erika Heynatz, Anna Samson und Bruce Spence
Als Neuinterpretation des ersten Teils der langlebigen Reihe nach einer Kurzgeschichte von Stephen King sollte dieser Film die Kinokassen zum Klingeln bringen - am Ende war er nur ein laues Lüftchen. Nicht nur, dass Regisseur Kurt Wimmer mittels eines dillettantischen Schnitts, billigen Splatter-Effekten und mauen Jumpscares niemals fähig ist, nur irgendeine Spur einer Horror-Atmosphäre aufzubauen - nein, er bekommt nicht mal die simple Handlung in den Griff. Das "Kinder des Zorns"-Remake ächzt unter Logiklöchern und Glaubwürdigkeitsproblemen der inneren Handlung, dass sich die Balken biegen und würde Wimmer das ganze Treiben nicht mit solch einem Ernst über die Bühne bringen, könnte man sich glatt in einer billigen Komödie wähnen. Stattdessen werden die Lacher unfreiwillig produziert, wobei man sich über die cartoonesken Bösewichte, die seltsamen, dramaturgischen Sprünge und das vollkommen banale Verhalten der Hauptfiguren herrlich lustig machen kann. Das hier ist billiger Trash nach einer namhaften Marke, bei der sich nicht mal die Mühe gegeben wurde, irgendwie darüber hinwegzutäuschen, dass es hier nur noch ums schnelle Geld geht. Immerhin war der Wink mit dem Zaunpfahl berzüglich einiger aktueller Kernkonflikte unserer Gesellschaft ganz nett, darüber hinaus ist "Kinder des Zorns" aber nur zum Fürchten... und das nicht aus horrorartigen Gründen.
Note: 5-

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