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Das Ende einer Legende: Filmkritik zu "Indiana Jones und das Rad des Schicksals"

Archäologe und Abenteurer Henry Jones jr. (Harrison Ford) scheint am Boden angekommen: Frisch in den Ruhestand geschickt und mittlerweile getrennt von seiner geliebten Marion Ravenwood (Karen Allen) lebend, fristet er ein einsames Leben in einem muffigen Appartement. Bis eines Tages seine Patentochter Helena Shaw (Phoebe Waller-Bridge) auftaucht und Jones mit einer Geschichte um das sagenumwobene Antikythera-Artefakt hellhörig macht - diesem Artefakt jagte er vor dreißig Jahren gemeinsam mit Helenas Vater Basil (Toby Jones) nach. Jones und Helena begeben sich gemeinsam erneut auf die Spuren des seltsamen Rades, wobei sie jedoch nicht die einzigen sind: Auch die Nazischergen unter der Führung des geheimnisvollen Schmidt (Mads Mikkelsen) sind so wie damals auf der Jagd nach dem Artefakt und nutzen auch Methoden der Gewalt, um ihr Ziel zu erreichen.

Das hätte ganz gewaltig in die Hose gehen können: Harrison Ford soll mit achtzig Jahren noch einmal seine bekannteste Rolle in dem größten Abenteuer-Franchise aller Zeiten darlegen... diesmal allerdings ohne die Regie von Steven Spielberg. Stattdessen übernahm "Logan"-Regisseur James Mangold, der hier gleich mal aufzeigt, dass er sicherlich nicht der falsche Mann für den Job ist... auch wenn niemand die Magie eines Spielberg einfach so kopieren kann. Mit Ausnahme des mal wieder störenden Einsatzes von vielen, künstlich aussehenden CGI-Elementen, die vor allem die großen Actionszenen bestimmen, gleitet Mangold dieses Mammutprojekt nie wirklich aus den Händen, auch wenn ihm im Vergleich zu Spielberg die gelenkere, kreativere Machart fehlt. Den wichtigeren Part hat Mangold aber wirklich gut hinbekommen: Er kreiert einen deutlich runderen und passenderen Abschluss für den Helden mit Peitsche und Schlapphut, als es der umstrittene vierte Teil der Reihe vor fünfzehn Jahren getan hat und bringt die Geschichte von Indiana Jones somit zu einem zufriedenstellenden Ende.
Dass das "Rad des Schicksals" dabei nicht mit den Höhepunkten der Reihe mithält, überrascht nicht - die deutlich faserigeren "Der Tempel des Todes" und "Das Königreich des Kristallschädels" lässt er jedoch auch locker hinter sich. Nach einem noch recht schwerfälligen Einstieg, bei dem vor allem die nie überzeugende, digitale Verjüngung der Hauptfigur negativ ins Auge springt, nimmt dieser Teil trotz Überlänge recht bald an Fahrt auf. Natürlich ist die Geschichte auch hier eher dünn und rechtfertigt im Grunde keine Laufzeit von zweieinhalb Stunden - dementsprechend hätten es fünfzehn Minuten weniger und die Streichung manch einer Abfahrt sicherlich auch getan. Ernsthafte Längen treten aber dennoch keine auf, da Mangold seine Actionszenen klug über die Laufzeit verteilt und zwischendurch auch noch was fürs Herz und für die Lachmuskeln bietet. Einige Überraschungen im Handlungsverlauf gibt es auch und die finale halbe Stunde dürfte Fans der Reihe ähnlich spalten wie das Ende des vierten Films - ich empfand es rein dramaturgisch jedoch deutlich gelungener und spannender. Hinzu kommen bekannte Elemente des Franchise, welche Fans jubeln lassen werden, von dem unvergleichlichen Soundtrack von John Williams über einige clevere Anspielungen und ein paar bekannte Gesichter, die sich hier ein (wenn auch meist kurzes) Stelldichein geben.
Getragen wird auch dieser letzte Film der Reihe natürlich weiterhin von seinem Hauptdarsteller und Harrison Fords fortgeschrittenes Alter ist dabei auch deutlich weniger als Thema als man vorab vermuten durfte. Auch wenn man rein technisch oft nachhelfen musste, so agiert Ford immer noch mit rustikalem Charme und nostalgischem Wortwitz, sodass er weiterhin in seiner ikonischen Rolle aufgeht. In seinem Schatten dürfen andere Zugehörige des namhaften Ensembles weniger glänzen: Zumeist, da ihre Rollen überraschend klein ausfallen oder auch, weil die schablonenhafte, wenn auch treffsichere Zeichnung des einseitigen Bösewichts einem 1A-Mimen wie Mads Mikkelsen nicht mehr wirklich viel abverlangt. Über einen Teil der Laufzeit wirklich störend kommt jedoch der unvermeidliche Sidekick daher: Zwar hält sich "Solo"-Star Phoebe Waller-Bridge im Vergleich zum protzig auftretenden Shia LaBeouf aus dem direkten Vorgänger etwas mehr zurück, kann mit ihrer flapsigen Art aber auch keine richtigen Sympathiepunkte einsammeln. Die Chemie zwischen Ford und Waller-Bridge wirkt zunächst recht aufgesetzt - später kommt die Schauspielerin etwas deutlicher in Schwung und findet eine solide Gratwanderung zwischen Eigenständigkeit und Hilfestellung. Entwarnung darf jedenfalls in dem Bereich gegeben werden, das hier kein jüngeres Gesicht Ford die Schau stehlen soll. Das hier ist und bleibt sein Film und das ist auch gut so.

Fazit: Mit dem fünften Teil gelingt James Mangold ein runder und launiger Abschluss der bekannten Abenteuerreihe. Trotz Startschwierigkeiten und einem Übermaß an wenig überzeugendem CGI gefällt der Film vor allem aufgrund Harrison Fords kerniger Performance, einigen knalligen Actionszenen und einer klassischen Abenteuergeschichte, die gegen Ende auch ein paar mutige Schritte zu gehen bereit ist.

Note: 2-



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