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Kein ganz gelungener Coup: Filmkritik zu Netflix' "Lift (2024)"

Eigentlich setzt Interpol-Ermittlerin Abby Gladwell (Gugu Mbatha-Raw) alles daran, den cleveren Meisterdieb Cyrus (Kevin Hart) und sein Team dingfest zu machen, die zuletzt in Venedig einen spektakulären Raub durchgezogen haben. Nun müssen die beiden Parteien jedoch zwangsläufig zusammenarbeiten: Gladwell verspricht Cyrus und seinen Freunden völlige Straffreiheit, wenn diese einen geplanten Deal zwischen der gefährlichen Terrorgruppe Leviathan und dem skrupellosen Bänker Lars Jorgensen (Jean Reno) verhindern. Dabei sollen sie Goldbarren im Wert von einer halben Milliarde Dollar stehlen, bevor Jorgensen diese an Leviathan liefern kann. Das Problem: Die Barren befinden sich in einem Flugzeug in zehntausend Metern Höhe und werden zudem noch von finsteren Gesellen beobachtet. Cyrus und sein Team müssen all ihre Fähigkeiten bündeln, um einen baldigen Terroranschlag mit etlichen potenziellen Todesopfern zu verhindern...

Mit "Lift" liefert Streaming-Gigant Netflix seinen ersten, richtig großen Blockbuster in diesem Jahr ab. Und wenn Netflix eines kann, dann ist es richtig große Namen in einem Film zu bündeln, der dann aber oft genug doch nicht mehr als ein laues Lüftchen ist. So ist es auch hier, auch wenn der Film von "Fast & Furious 8"-Regisseur F. Gary Gray keine Bauchlandung geworden ist... denn dafür machen Heist-Movies wie dieser hier generell zu viel Spaß. Der im Fokus stehende Coup ist für sich genommen recht spannend und gewinnt immer wieder durch die kleinen und großen Zänkereien innerhalb des Teams. An allen Ecken und Enden wäre jedoch noch deutlich mehr möglich gewesen, was vor allem auf die Charaktere zutrifft: Man lernt hier zwar eine durchweg sympathische und bunte Truppe kennen, die für einige Lacher gut ist, erfährt aber darüber hinaus rein gar nichts über sie. Eine emotionale Involvierung, durch welche man sich etwas besser an Figuren hängen kann, die keine kompletten Stereotypen sind, hätte hier wahrscheinlich Wunder gewirkt. So sind hier jedoch alle Charaktere absolute Abziehbilder, die nur deswegen noch Laune machen, weil sie von einem spielfreudigen Ensemble dargeboten werden.
Kevin Hart hält sich dabei in der Hauptrolle unerwartet zurück: Seine (mir ja stets ziemlich sympathischen) Kaspereien machen einer von ihm bislang ungewohnten Ernsthaftigkeit Platz, die in einer recht forcierten Liebesgeschichte mündet, die keinerlei Funken versprüht. Unter den namhaften Stars kann "Aladdin"-Star Billy Magnussen als verrückter Safeknacker ein paar komische Akzente setzen, während andere große Namen leider nur in recht überschaubaren Rollen zu sehen sind. Da kann auch ein Sam Worthington abseits der "Avatar"-Reihe weiterhin keine Punkte machen, während Jean Reno zumeist gar nichts zu tun bekommt und auch Jacob Batalon sich mit einer Art etwas besserem Gastauftritt zufrieden geben muss. Das passt ansonsten aber auch zu einem recht geradlinigen Film, dessen Handlung über jegliche Strecke vollkommen vorhersehbar ist und deswegen auch keine Abzweigungen hinsichtlich zumindest ansatzweise doppelbödiger Charaktere zulässt. Ein Popcorn-Blockbuster, wie er im Buche steht und als solcher macht er seine Sache nicht so schlecht: Das Tempo ist hoch, die Gags sind solide, der Plot zwar nur ein Alibi, aber innerhalb seiner Dringlichkeit gut genug, um keine ernsthafte Langeweile aufkommen zu lassen.
Ein solcher Blockbuster muss aber natürlich auch von ein wenig Action leben und obwohl der zentrale Coup als solcher rehct launig ist, mag sich hier keine Szene wirklich ins Gedächtnis spielen. Das liegt zum einen daran, dass die Hindernisse und letztendlichen Lösungen, welche das Team bereithält, nicht immer wirklich nachvollziehbar sind - recht tödlich für ein Spannungslevel, wobei ein großes Franchise wie "Mission: Impossible" bereits gezeigt hat, wie man solcherlei Szenen besser und übersichtlicher auflöst. Die CGI-Effekte sind zudem wieder äußerst dürftig geraten, was vor allem dann sichtbar wird, wenn das große Flugzeug in Außenaufnahmen zu sehen ist - hier kann man den billigen Greenscreen förmlich schmecken. Von diesem wird dann auch das lange Finale bestimmt, weswegen hier nichts irgendwie echt wirkt... und eine finale Wendung kurz vor Schluss hätte man sich dabei gleich ganz sparen können, denn diese sieht man tatsächlich schon von Beginn an kommen. Letztendlich hat man hier also die Vorzüge eines richtig guten Heist-Thrillers verspielt, aber trotzdem immer wieder Momente kreiert, die Spaß machen. Und langweilig wird es einem bei diesem hohen Tempo ohnehin nicht.

Fazit: Der Cast ist mit viel Spaß bei der Sache, was die schablonenhaften Charaktere zum Teil noch retten kann. Aufgrund eines etwas mauen Plots und zu wenige Spannungsspitzen besitzt "Lift" aber zu selten die nötigen Elemente, um einen richtig packenden Heist-Thriller möglich zu machen.

Note: 3-



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