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Nur noch ein Schatten seiner selbst: Filmkritik zu "Beverly Hills Cop: Axel F"

Nachdem Axel Foley (Eddie Murphy) in Detroit während einer Ermittlung mal wieder eine Spur der Verwüstung hinterlassen hat, erhält er einen Anruf von seinem alten Freund Billy Rosewood (Judge Reinhold). Offensichtlich soll sich Axel's Tochter Jane (Taylour Paige), die als Strafverteidigerin tätig ist, in Gefahr befinden... wohl, weil sie den falschen Mann vor Gericht verteidigen will. Natürlich macht sich Foley sogleich auf den Weg nach Beverly Hills, um der Sache auf den Grund zu gehen und auch Billys Spuren zu verfolgen, denn der ist plötzlich verschwunden. Eine Zusammenarbeit mit seiner Tochter, um die Hinweise beider Seiten zu verknüpfen, stellt sich jedoch als schwierig heraus, denn die möchte von Foley nichts wissen. Und dann schaltet sich auch noch der junge Polizeibeamte Bobby (Joseph Gordon-Levitt) ein, da Foley plötzlich in einem seiner Fälle herumdoktert...

Hand aufs Herz: Niemand, wohl nicht mal die energischsten Fans, hatten große Erwartungen an die Wiedererweckung dieser Reihe. Ausgerechnet Netflix, der wie kaum ein anderer Streamingdienst für political correctness steht, sollte den frechen und niemals auf den Mund gefallenen "Beverly Hills Cop" mit seinen ziemlich derben Sprüchen wiederbeleben? Natürlich kam es dann so, wie es kommen musste, denn unserem Axel Foley wurden in der 2024er-Reinkarnation ordentlich die Krallen gestutzt. Das ist in der heutigen Zeit so zwar okay und irgendwie auch richtig, doch warum macht man überhaupt einen neuen Film dieser Reihe, wenn man dessen alte Gepflogenheiten so nicht mehr in die heutige Zeit transportieren kann? Warum keine neue Marke erschaffen? Am Ende bleibt da nur ein seelenloses und arg auf die heutige Zeit zurechtgestutztes, altes Modell übrig, welches Fans sicherlich nicht zufrieden stellen wird. Schon alleine die ersten Wortgefechte, die Foley mit seinen Mitmenschen führt, wirken im direkten Vergleich nicht nur braver (was ja noch okay wäre), sondern auch ungemein müde und witzlos, sodass die Lacher über weite Strecken fast völlig ausbleiben.
Netflix müht sich jedoch nach Leibeskräften, um jedes kleine Detail der Vorgängerfilme wieder auszugraben und irgendwie in den neuen Teil hineinzuwurschteln... viel Mühe, aber ohne viel Ergebnis. So wirkt nicht nur die Reaktivierung von Foleys alten Kompagnons Rosewood und Taggart unglaublich bemüht, sondern auch die Actionszenen haben etwas Pflichtschuldiges. Natürlich ist mit den heutigen Mega-Budgets und modernen Spezialeffekten noch deutlich mehr Krawumm möglich, wirklich kinetisch wirken sie im digitalen Look aber nicht. Was ohnehin noch eine Sache für sich ist, denn auch dem "Beverly Hills Cop" wurde in der modernen Version der typische Netflix-Look übergestülpt. Wenn alles in goldbraunen Tönen versinkt und schwarze Töne nicht mehr tiefschwarz, sondern grau sind, weiß man gleich, bei welchem Streaminganbieter man ist. Foleys neueste Mission sieht daher aus wie jeder generische Netflix-Blockbuster und hält nicht mit dem Stil der Original-Trilogie mit. Das gilt auch für die oftmals recht mauen CGI-Tricks und die Bemühung, immer wieder Foleys alte Abenteuer zu zitieren. 
Ein paar neue Wege wollte man aber dennoch gehen, zumindest innerhalb der Reihe. Denn der Plot rund um die selbstbewusste Tochter, die von ihrem sie vernachlässigenden Vater solange nichts wissen will, bis sich beide plötzlich doch zusammenraufen müssen, ist innerhalb des Genres ein furchtbar alter Hut. Obwohl Taylour Paige ein energetischer Neuzugang ist, stimmt die Chemie zwischen ihr und dem müde agierenden Murphy nicht, weswegen der gesamte, auf große Familiendramatik ausgerechnete Plot mit seinen banalen Wortduellen leidenschaftslos verpufft. Was so natürlich auch für die gesamte Handlung an sich gilt, aber da war die Reihe ja schon immer recht dünn, weswegen man diesen ziemlich zähen Kriminalplot einfach mit einem Achselzucken akzeptieren kann. Wo die originalen Teile aber oftmals etwas anstrengend angesichts so vieler Albernheiten daherkam, hat es "Axel F" mit seiner betulichen Langeweile noch schlimmer erwischt... das ist keine sonderlich erhellende, sondern schon eher eine ärgerliche Reaktivierung einer Kinolegende, die man in dieser Form auch einfach hätte sein lassen können, um sich lieber auf originelle, frische und neue Marken zu konzentrieren.
Einen kleinen Nachtrag möchte ich auch der deutschen Synchronisation widmen. Dass es nach dem Tod von Randolf Kronberg im Jahr 2007 eine neue deutsche Stimme für Eddie Murphy geben würde, war klar und eine Veränderung seines unnachahmlichen Stimmklangs somit unvermeidlich. Warum man jedoch Dennis Schmidt-Foß, der gefühlt jede zweite männliche Figur in Hollywood-Streifen vertont, dafür beauftragte, hat sich mir nie erschlossen. Nicht nur passt er nicht zur Figur des Axel Foley, sondern ist auch noch viel zu bekannt, sodass sofort Wiedererkennungswerte an seine zahlreichen anderen Figuren wachwerden. Warum nahm man nicht eine Stimme, die man nicht gleich mit anderen Schauspielern und Charakteren verknüpft, vielleicht auch eine neuere, frischere? Ich hatte während Schmidt-Foß' Monologen jedenfalls immer den (ebenfalls dauerquasselnden, aber eben auch völlig anders verorteten) Deadpool vor Augen, was mich ziemlich gestört hat und zeigt, dass die deutsche Synchronisations-Welt lieber immer wieder auf die Handvoll gleicher Sprecher*innen zurückgreift als auch mal neue Stimmen ans Mikrofon zu lassen.

Fazit: Das Herüberschaffen der 80er-Kultfigur Axel Foley in unsere Jetztzeit ist erwartungsgemäß misslungen - mit (zwangsläufigen) gestutzten Krallen wirkt die Quasselstrippe ziemlich müde und witzlos, auch aufgrund der halbgaren Familienkiste, die man ihm noch auf den Leib geschrieben hat. Darüber hinaus stören der maue Netflix-Look und die pflichtschuldig inszenierten Actionszenen innerhalb der dünnen und zäh verlaufenden Handlung.

Note: 4



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