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Heads of State

Sie sind sich beide, auch aufgrund völlig unterschiedlicher, politischer Herangehensweisen, überhaupt nicht grün und müssen dennoch zusammenarbeiten: Der Präsident der Vereinigten Staaten, Will Derringer (John Cena) und der britische Premierminister Sam Clarke (Idris Elba) wollen ihre Beliebtheitswerte aufbessern und brauchen dafür die Hilfe des jeweils anderen. So unternehmen sie gemeinsam eine Reise in der Air Force One, um die Öffentlichkeit von einem starken Bündnis zu überzeugen. Das verläuft jedoch nicht wie geplant, denn der russische Waffenhändler Viktor Gradov (Paddy Considine) übt einen Anschlag auf das Flugzeug aus. Derringer und Clarke stranden als einzige Überlebende in der Pampa und müssen einen Weg zurück in die Heimat finden... und das schnellstmöglich! Tatsächlich liegt nämlich der Verdacht eines Maulwurfs im eigenen Regierungsapparat nahe und um diesen aufzudecken, müssen die beiden Staatsoberhäupter schnellstmöglich in ihre Ämter zurückkehren.

Dass John Cena einmal den Präsidenten der Vereinigten Staaten spielen würde, dürften so auch nur die wenigsten auf ihrem Bingo-Zettel gehabt haben. Allerdings mimt der "Bumblebee"-Star diesen natürlich in erster Linie in einem als Hirn-Aus-Comedy beschriebenen Actioner... und angesichts dessen, was momentan so in den USA los ist, dürfte der Auftritt eines ehemaligen Wrestlers und nun vorrangig in blödeligen Komödien beheimateten Schauspielers nun auch niemanden mehr ernsthaft verwundern. Also das Hirn am Empfang abgeben und einfach zwei Stunden Dauerfeuer genießen? Das ist leider nicht so einfach, denn auch ohne nachdenken zu wollen, entpuppt sich dieser vollkommen dämliche Alibi-Plot als so seicht, dass man sich trotz ständiger, neuer Actionszenen alsbald ordentlich zu langweilen beginnt. Man muss sich wieder einmal aufregen über furchtbar schlechte Computereffekte, bei denen klar wird, dass die Macher angesichts solcher direkt fürs Streaming produzierten Blockbuster keinerlei Mühe mehr in Sachen Technik geben, da die Dinger ja ohnehin geklickt werden; und man darf enttäuscht sein, dass die typischen Buddy-Sprüche hier zumeist in Richtung unlustige Kalauer gehen und erforderte Lacher über sehr weite Strecken ausbleiben.
In Sachen Plot geht es dann zwar irgendwie um eine ganze Menge, doch was "Heads of State" zu erzählen hat, geht in der atemlosen Action-Hatz ohnehin völlig unter. Dass "House of the Dragon"-Star Paddy Considine hier in der Rolle eines völlig austauschbaren Bösewichts verschenkt wird, liegt nahe und ist trotzdem schade. Und dass der recht energetische Aufhänger rund um die Jagd nach eben jenem Fiesling später auch kaum noch eine Rolle spielt, spricht Bände über die zerfaserte Dramaturgie. Und es ist wird klar, dass zahlreiche Actionszenen nicht dazu in der Lage sind, das Tempo hochzuhalten, wenn die Geschichte oder zumindest der augenzwinkernde Spaß dahinter nicht stimmen. Es vergehen kaum fünf Minuten zwischen den einzelnen Action-Setpieces, in denen mal Ruhe einkehren kann und trotzdem ist das ganze Spektakel unglaublich seicht und ich ertappte mich bei mehreren Blicken auf die Uhr. Es knallt ständig, es ist dauerhaft wahnsinnig viel los... und trotzdem ist dieses Spektakel ohne jede Fallhöhe irgendwie langweilig.
Und obwohl ich "Heads of State" dann über weite Strecken als Ärgernis empfand, konnte ich mir nicht dabei helfen, dass ich immer wieder doch Spaß hatte. Das liegt an einer durchaus netten Chemie zwischen den beiden "The Suicide Squad"-Stars Elba und Cena, die beide eine gewisse Spielfreude an den Tag legen. Und es liegt daran, dass der Film als blindes Huhn zwischendurch ein paar Körner aufpickt, die zwar wie reine Zufälle zwischen etlichen Rohrkrepieren wirken, aber trotzdem ziemlich cool sind - so zum Beispiel der Auftritt eines prominenten Stars, der in einem Safe House seine ganz eigene, abgefahrene Action-Choreo abgeben darf. Und dann ist da noch die letzte halbe Stunde zu benennen, in welcher "Heads of State" sowohl in Sachen Tempo als auch hinsichtlich der plötzlich wesentlich besser inszenierten Action zulegt. Es wird dann zwar immer verrückter und blöder, macht angesichts der Überzeichnungen während einer reichlich spektakulären Autoverfolgungsjagd aber auch Laune und erinnert an die letzten, ziemlich bescheuerten aber ebenso spaßigen "Fast & Furious"-Filme. Und plötzlich war ich dem Film doch gar nicht mehr so böse, auch wenn er seine Dynamik erst spät fand. Als kurzweilige und ziemlich blöde Action-Unterhaltung funktioniert diese Nummer irgendwann zumindest gut genug, um nicht in eine Schublade mit vielen anderen Streaming-Flops gesteckt zu werden. Ein guter Film ist es aber deswegen aber natürlich auch nicht.

Fazit: Gerade die letzte halbe Stunde legt in Sachen Dynamik, Witz und Action deutlich zu. Vorher ist "Heads of State" trotz der netten Chemie zwischen den Hauptdarstellern aber angesichts seiner furchtbar banalen Handlung und den schluderigen Gags eine ziemlich dröge und technisch hässliche Sache.

Note: 4+



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