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Ironheart

Nach ihren Abenteuern in Wakanda hat die hochbegabte Riri Williams (Dominique Thorne) zwar ein begehrtes Stipendium am M.I.T. erhalten, doch erfüllt sie dieses nicht gerade mit Glück, da sie das Gefühl hat, man würde sie und ihre technischen Fähigkeiten dort nicht voll fördern. Nach ihrem Austritt sucht sie daher nach Möglichkeiten, um Geld zu verdienen und so ihre technischen Wunderwerke weiterhin ausbauen zu können. Dabei trifft sie auf den kriminellen Parker Robbins (Anthony Ramos), der mit einem seltsamen Umhang ausgestattet ist und gemeinsam mit einer Bande aus Dieben superreiche Firmen überfällt. Riri wird das neueste Mitglied seiner Gruppierung und scheint sich über den neuen Geldsegen, der ihr erlaubt, weitere hochmodernde Rüstungen und KI-Spielereien zu bauen, zu freuen. Doch als sie erkennt, was Parker wirklich im Sinn hat, meldet sich ihr Gewissen und sie muss sich entscheiden, auf welcher Seite des Gesetzes sie wirklich steht...

Seit einigen Jahren versucht das Marvel Cinematic Universe seine Ur-Avengers durch jüngere, neuere Versionen neu zu besetzen - teils als Ersatz für längst ausgeschiedene Superhelden wie Steve Rogers oder auch einfach als zusätzliche Mitglieder, obwohl die "regulären" Originale noch mit dabei sind, wie es zuletzt bei Hulk und seiner Cousine Jennifer Walters der Fall war. Fans reagieren auf solcherlei neue Anstriche zumeist negativ und gerade als es hieß, dass nun eine junge Teenagerin den seit Jahren ausgeschiedenen, aber immer noch als großen Fan-Favorit geltenden Tony Stark beerben sollte, läuteten mehrere Alarmglocken. Das schien auch bei Marvel selbst angekommen zu sein, denn erstaunlicherweise treten diese ihre neue Serie nun nicht mehr mit einer wöchentlich erscheinenden, neuen Episode breit, sondern veröffentlichten die gesamte Staffel in nur zwei Blöcken a sechs Folgen. Hatte man also letztendlich gar nicht das große Vertrauen in das zuvor groß beworbene Produkt? Tatsächlich schien niemand so wirklich nach einem eigenen Projekt rund um die junge Riri Williams, die vor zweieinhalb Jahren im zweiten "Black Panther"-Film eingeführt wurde, zu fragen. Und das Endergebnis gibt ihnen nun irgendwie Recht, obwohl tatsächlich eine ganze Menge drin ist in dieser Serie, was das gesamte Franchise auf Dauer ziemlich erschüttern könnte.
Wie das aber bei den Serien des MCU so ist: Wirklich viel gewagt wird nicht. Obwohl man sich traut, eine ganze Menge Stoff einzuführen, der Marvel-Fans ebenso überraschen wie verzücken könnte, ist völlig unklar, ob dieser Kram denn nun noch eine Zukunft auf das restliche MCU hat. Trotz zahlreicher Querverweise bleibt man hier ziemlich vage und zögert die ganz großen Enthüllungen und Wendungen bis in die letzten Episoden hinaus... da bleibt der ganz große Knall-Effekt in einem ziemlich laschen Finale dann auch irgendwie aus. Zuvor bekommen Fans dann eben das, was sie von Serien wie diesen kennen, ohne großartig überrascht zu werden. Riri Williams ist ein sympathischer Charakter, der diese Show durchaus tragen kann, wobei die Figuren neben ihr jedoch kaum einen Eindruck hinterlassen. Der einzige, der hier noch ein wenig auffällt, ist "Solo"-Star Alden Ehrenreich, auch wenn das Drehbuch seinem Charakter ein paar unpassende Schnippchen schlägt. Zudem hat man das Gefühl, dass die Handlung in der ersten Hälfte der Show gar nicht weiß, wo sie hinmöchte. Zwischen all den Easter Eggs und Querverweisen, die mal mehr (die Familienzugehörigkeit einer bestimmten Figur, die so gleich eine weitere Brücke zu einer früheren Handlung des MCU schlägt) und mal weniger gelungen sind (das ständige Name Dropping von Ur-Avengers wie Thor und Doctor Strange, die hier aber außerhalb des Zitats keine Rolle spielen) kommt der signifikante Plot in einer recht sprunghaften Dramaturgie immer nur stückchenweise voran.
Das bessert sich auch später nicht, wenn plötzlich mehr passiert. Auf einmal wirken all die Wendungen und neuen Erkenntnisse völlig überhastet und da die Figuren zuvor nur sehr unzureichend aufgebaut wurden, mag der emotionale Punch nicht mehr treffen... obwohl man da bereit zu sein scheint, ein paar mutigere Wege zu gehen. Auch hatte ich mal wieder ein Problem mit dem Look. Die Spezialeffekte sind diesmal kein großes Problem, wirken sie doch sauberer und nicht mehr so billig wie in anderen, teureren Marvel-Filmen. Das liegt aber zu großen Teilen auch an dem sehr weichen und extrem düsteren Look, welcher "Ironheart" völlig farbentsättigt und irgendwie unschön aussehen lässt, als wolle man hier mögliche, technische Schluderer in dem typischen, modernen Grau einer Blockbuster-Produktion verstecken. Das ist aber auch nichts, was wir nicht von anderen Produktionen schon kennen und letztendlich fügt diese Serie ihnen auch nichts Signifikantes mehr hinzu. Für Marvel-Fans, die wirklich alles sehen wollen, ist "Ironheart" ein kurzweiliger Superhelden-Ausflug, der gegen Ende ein paar ziemlich feine Bonbons bereithält, mit denen so nicht unbedingt zu rechnen war. Der Weg dahin ist jedoch sehr schleppend und bisweilen unausgegoren und angestrengt. Angesichts der sehr niedrigen Erwartungen an die Show, die von vornherein wie ein Füller fürs Sommerloch wirkte, zieht man sich hier aber ein bisschen besser aus der Affäre als erwartet.

Fazit: Obwohl die Serie durchaus einige Überraschungen besitzt, die innerhalb dieser sehr wirren Dramaturgie jedoch etwas verschenkt wirken, kommt das MCU auch mit "Ironheart" nicht richtig voran. Vieles wirkt belanglos, verkopft und angestrengt... und der Look ist zum wiederholten Male ziemlich hässlich und trist.

Note: 4+



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