Nach dem plötzlichen Tod des Papstes obliegt es Kardinal Lawrence (Ralph Fiennes), das daraufhin angebrochene Konklave zur Wahl des neuen Heiligen Vaters durchzuführen. Dafür begrüßt er mehr als hundert Kardinale in Rom, die sich über mehrere Tage im Vatikan einschließen lassen, damit am Ende ein neuer Papst für die katholische Kirche gewählt werden kann. Lawrence selbst bemüht sich um eine durchweg faire und demokratische Wahl, hat mit dem liberalen Kardinal Bellini (Stanley Tucci) aber auch einen eigenen Favoriten. Dieser bekommt jedoch erhebliche Konkurrenz durch den amerikanischen Kardinal Trembley (John Lithgow) und den nigerianischen Kardinal Adeyemi (Lucian Msamati). Letztendlich scheint ein jeder von ihnen jedoch auch ein dunkles Geheimnis zu verbergen... und sollten diese nicht enthüllt werden, könnte die Wahl nicht so fair ablaufen, wie es Lawrence versuchen möchte.
Regisseur Edward Berger, der vor einigen Jahren mit seinem Remake von "Im Westen Nichts Neues" für allerlei Aufsehen bei den Oscars sorgte, ist offensichtlich mehr als fasziniert von all den genauen, bisweilen regelrecht pathetischen Vorgängen rund um das Konklave. Mit schier schweifenden Blicken lässt er die einzelnen Handgriffe, Reden und Bräuche schwungvoll abfilmen, sodass trotz der kammerspiel-artigen Stimmung eine Atmosphäre von Größe entsteht. Das kann man ihm angesichts der technischen Brillanz, die für diesen Film aufgefahren wurde, kaum verübeln: Da natürlich nicht an den Originalschauplätzen gedreht werden durfte, mussten bekannte Ortschaften wie die Sixtinische Kapelle detailliert nachgebildet werden, was ungemein beeindruckend wirkt. Die großartige Kamera, die hypnotische Musik und ein sehr feines Händchen für den Schnitt sorgen dafür, dass trotz der weitestgehend ruhigen Stimmung keine echte Langeweile aufkommt. Diesen Regie-Stil muss Berger jedoch auch nutzen, da das Drehbuch nur in der ersten Hälfte wirklich dazu in der Lage ist, zu fesseln, bevor es durchaus etwas zu "hollywood-esk" wird.
Davor macht das mit vielen gespaltenen Zungen dargebrachte Kammerspiel, bei dem sich die zur Wahl stehenden Kardinäle gerne gegenseitig bezichtigen, um sich eine bessere Chance für den begehrten Titel zu sichern, durchaus Spaß. Das Skript spielt recht spannend mit einzelnen Möglichkeiten und Vorahnungen, lässt sich dabei aber auch nicht aus der Ruhe bringen, macht einzelne Mysterien auf und folgt diesen dann angenehm. Dabei bleibt Kardinal Lawrence der durchgehende Mittelpunkt und auch Ruhepol - auch dank einer mal wieder faszinierenden Performance von Ralph Fiennes funktioniert dieser betont stille Mann hervorragend als Sympathieträger, welcher die einzelnen Brandherde im Konklave löschen möchte, ohne dabei jedoch selbst die Wahl zu beeinflussen. Keine einfache Aufgabe, wie sich angesichts zahlreicher Leichen im Keller der Anwesenden herausstellt... und daraus bezieht der Film seine durchgehende Spannung. Unterstützt von einem namhaften Ensemble, aus welchem Fiennes mal wieder die großartigen Mimen John Lithgow und "Spotlight"-Star Stanley Tucci mit ungemein viel Gravitas hervorragen.
Es sind dann die etwas heikleren Themen, an denen "Konklave" im großen Stil scheitert. Es ist nicht nur ehrenhaft, sondern eben auch notwendig, die große Kritik an der katholischen Kirche und an vergangenen Päpsten ebenfalls einzubeziehen. Leider reicht es aber nicht, diese Themen einfach nur anzusprechen - man sollte sie auch ein wenig vertiefen. Hier duckt sich der Film aber leider viel zu simpel über gewisse heiße Eisen hinweg, um im letzten Drittel einige reichlich obskure und effekthascherische Wendungen vorzunehmen. Nach diesem Stilmittel funktioniert auch die letzte, große Überraschung des Films, die durchaus aktuell und stimmig daherkommt, aber ebenfalls nicht weiter thematisiert wird. Statt sich wirklich mit einem dringlichen und wichtigen Thema auseinanderzusetzen, nutzt "Konklave" dieses für den simplen Überraschungseffekt und endet recht marginal, bevor genügend Worte dazu gefunden wurden. Das wirkt leider ein bisschen feige und lässt einen zuvor durchaus unterhaltsamen und spannenden Film gegen Ende viel platter ausdümpeln, als es sein müsste. Vielleicht fehlte hier (gerade angesichts des für solcherlei ja nicht gerade zugänglichen, christlichen Publikums in den USA) der letzte Mut. Diesen aufzubringen, wäre aber notwendig gewesen... und da reicht es nicht, gewisse Standpunkte einfach nur abzufrühstücken, ohne sich ihnen mit wirklicher Verve und Klasse zu widmen.
Fazit: Nach einer sehr unterhaltsamen, spannenden und vor allem detailliert und prunkvoll zur Schau gestellten Stunde verliert das Drehbuch durch einige reichlich effekthascherische Wendungen zu viel an Boden und wagt zudem viel zu wenig, wenn es um wirklich heikle Themen geht. Rein schauspielerisch und inszenatorisch grandios, doch findet sich darunter leider zu wenig, was wirklich Ecken und Kanten offenbart.
Note: 3
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