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Purer Horror-Terror: Filmkritik zu "Knock Knock Knock"

Der achtjährige Peter (Woody Norman) hat es nicht leicht: In der Schule ist er ein Außenseiter, der von Mitschülern drangsaliert wird und zuhause wird es dabei nicht besser. Seine ihn sehr streng kontrollierenden Eltern Carol (Lizzy Caplan) und Mark (Antony Starr) nehmen die Nöte ihres Sohnes nur selten ernst und weisen sogar seine besorgte Lehrerin Miss Devine (Cleopatra Coleman) mit mehr als merkwürdigem Verhalten ab. Zudem wird Peter durch ein stetiges Klopfen aus seiner Zimmerwand am Schlafen gehindert. Als er zusätzlich zu den nächtlichen Geräuschen auch noch eine Stimme aus der Wand zu hören beginnt, überschlagen sich die Ereignisse...

An vorderster Front muss man erstmal konstatieren, dass es dieser kleine, aber sehr feine Horrorfilm an den Kinokassen sehr schwer hatte, was ebenso traurig wie von Produzentenseite unverständlich ist. Man bot hier nicht nur einen limitierten Start in nur wenigen Lichtspielhäusern, sondern verbannte diesen Schocker auch noch in die Sommerzeit, statt ihn im finsteren Herbst starten zu lassen - so hatte er nicht nur keine Chance gegen die Blockbuster-Konkurrenz, sondern fand sich auch zu einer atmosphärisch gänzlich falschen Zeit ein. Das ist insofern sehr schade, alsdass Regisseur Samuel Bodin hier vor allem auf inszenatorischer Ebene ein echtes Brett abgeliefert hat. Trotz vehementer Drehbuch-Schwächen, auf die ich gleich noch zu sprechen kommen werde, kann er die Daumenschrauben erst langsam und später immer gnadenloser anziehen. Seine einzelnen Horror-Szenarien, die von erstaunlich gegensätzlicher Natur sind, gehen ihm grandios von der Hand. Nicht nur während des unfassbar schockierenden Showdowns, sondern auch schon zuvor in einigen fiesen Einzelszenen, erschafft Bodin eine dichte Atmosphäre, während welcher man sich hinter diversen Kissen und Decken verstecken möchte. Die Jumpscares sitzen richtig gut und selbst altbekannte Manirismen wie das Knarren von Türen oder seltsame Schatten an den Wänden werden von ihm mit sicherster Hand inszeniert, sodass man sich über achtzig Minuten lang durchweg mehr als unsicher fühlt.
Unsicher war sich allerdings auch das Drehbuch, was mit fortschreitender Laufzeit zu einigen echten Fragezeichen führt. In dem Bemühen, die Katze nicht zu früh aus dem Sack zu lassen, muss es nämlich mehr als einmal ziemlich wirr herumtänzeln. Die falschen Fährten, die dabei ausgelegt werden, sind durchaus clever eingebunden und bis kurz vor Schluss kann man sich praktisch nicht sicher sein, was in diesem Familienhaus nun wirklich gespielt wird. Das hält die Spannung zwar aufrecht, sorgt aber auch schon recht früh dafür, dass sich schwere Glaubwürdigkeitsprobleme einfinden. Denn gerade bezüglich der finalen Wendung, die ich hier natürlich nicht vorwegnehmen werde, lassen sich rückblickend enorme Plotholes ausmachen. Diese haben zum einen damit zu tun, wie die Geschichte aufgebaut wird und zum anderen (was noch wesentlich schwerer wiegt), wie die zentralen Figuren hier handeln. Das gereicht zum Horror-typischen Fehlverhalten der Charaktere, die sich immer wieder unnötig in Gefahr begeben, bis zum völlig out of character agierenden Verhaltens. Mehr als einmal fragt man sich, warum diese und jene Figuren denn nun die ganze Zeit so und so handeln und nicht einen anderen Weg suchen oder klarer reagieren. Zugute halten muss man der Story jedoch, dass sie gleich mehrere, durchaus spannende Fässer öffnet, wodurch der Plot ordentliche Haken schlagen und das Publikum angenehm lange im Dunkeln über die wahren Geheimnisse des Hauses lassen kann.
Neben Regisseur Bodin hört die zweite, echte Entdeckung auf den Namen Woody Norman. Der Kinderdarsteller sammelte zuvor schon mit "Die letzte Fahrt der Demeter" einiges an Horror-Erfahrung und zeigt hier, dass man in Zukunft durchaus mit ihm rechnen sollte. Seine Angst vor dem sozialen Umfeld, seine Panik angesichts der merkwürdigen Vorkommnisse im Haus und auch sein letztendlicher, brodelnder Zorn - das junge Talent steckt all diese durchaus fordernden Seiten der Hauptfigur mit echter Bravour ab und überzeugt mit ganz starker Präsenz. Da müssen sich sogar die deutlich erfahreneren Lizzy Caplan und "The Boys"-Star Antony Starr ordentlich anstrengen, um mit Norman mitzuhalten - allerdings wissen auch diese beiden als reichlich merkwürdige und bisweilen gar angsteinflößende Elternteile zu überzeugen. Durch das starke Spiel des überschaubaren Casts gelingt es dem Drehbuch dann auch, uns zwar an die Charaktere zu binden, aber niemandem von ihnen wirklich zu trauen. Von Anfang bis (fast zum) Ende scheint hier quasi alles möglich zu sein, was "Knock Knock Knock" zwar etwas unausgegoren, aber dennoch mordsspannend werden lässt. Das liegt auch an der visuellen Kraft einiger extrem schauriger Horrormomente - selten sahen Gruselfratzen wirklich so gruselig aus wie hier.

Fazit: Leider hat das Drehbuch in dem Versuch, falsche Fährten zu legen und das Publikum zu täuschen, erhebliche Löcher aufzuweisen. Dem entgegen steht jedoch eine beinharte Schauerinszenierung, die bisweilen bis ins Mark trifft sowie ein vortrefflicher Cast. Ich jedenfalls habe mich in vielen Momenten wahnsinnig gegruselt.

Note: 3+



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