Die Apokalypse ist gekommen, Winden und wahrscheinlich gar die ganze Welt wurden in einem alles vernichtenden Sturm aus Zeit und Schicksal zerstört. Doch ist es möglich, diesen Weltuntergang doch noch zu verhindern... und wenn ja, was muss dafür getan und welche Opfer müssen erbracht werden? Die soeben vor seinen Augen erschossene Martha (Lisa Vicari), nun wieder quicklebendig und offensichtlich aus einer anderen Welt angereist, nimmt Jonas (Louis Hoffmann) mit sich, denn er scheint die Lösung für dieses Problem zu sein. Sie lässt ihn an einem Ort und einer Zeit zurück, die er sich kaum ausmalen kann - dort soll Jonas selbsterkannt die Apokalypse verhindern. Doch wie soll er das anstellen... und sorgt eben dieser Weg, auf den er nun gebracht wurde, vielleicht jetzt schon dafür, dass eben das, was er nun verhindern will, tatsächlich eintreten wird?
"Die Frage ist nicht, welche Zeit. Die Frage ist, welche Welt." Mit Marthas letzten Worten innerhalb des hundsgemeinen Cliffhangers der zweiten Staffel war eigentlich schon klar, dass sich die Macher der deutschen Hit-Serie "Dark" (nebenbei das erste Netflix-Original aus unseren Landen und dann gleich auch noch so ein erfolgreiches!) weiter von den Spuren eines düsteren Mystery-Thrillers verabschieden und sich nun voll und ganz einem Sci-Fi-Abenteuer verschreiben würden. Diesmal handelt es sich also nicht mehr nur um verschiedene Zeitebenen, sondern es geht auch in Parallelwelten - wer bereits in den vorherigen Staffeln überfordert war von den doppelten und dreifachen Ichs, den ständigen Zeitsprüngen und dem Eingreifen in geschehene Ereignisse, in die Verwandtschaftsverhältnisse, die sich durch Zeitreisen verändern und Taten, die auf Taten folgen... der bekommt hier noch mal richtig etwas vor den Latz geknallt und dürfte sich maßlos überanstrengt fühlen.
Diesmal gereicht diese enorme Komplexität aber nicht mehr nur zum Vorteil, denn ein wenig verhaspeln sie sich diesmal doch, die Macher rund um Regisseur Baran bo Odar. Das liegt zum einen natürlich daran, dass die Serie nun auf ihr Ende zuschreiten muss, welches eben auf diese eine Art und Weise, die uns letztendlich präsentiert wird, abschließen muss - da bleibt nicht mehr viel Raum, um auf den Nebenpfaden nach Ausweichmöglichkeiten zu suchen. Tatsächlich ist die Auflösung als solche, so befriedigend und rund sie auch sein mag und die große Sci-Fi-Saga um die fiktive Stadt Winden konsequent abschließt, aber eben auch recht simpel. Das ist an sich kein Problem, da dieser Endpunkt wie die Faust aufs Auge passt - angesichts dieser recht einfachen Abschlussaktion darf man aber leise anzweifeln, warum der Aufbau eben jener Aktion über die ersten sechs Folgen hinweg so furchtbar lang dauert.
Für private Subplots ist ohnehin keine Zeit mehr, da sich alle handelnden Figuren eh schon über Raum und Zeit verloren haben und weitere Mysterien wären eigentlich unnötig - sie werden aber dennoch aufgebauscht und dies oftmals in Form von zwei Figuren, die sich treffen und dann mysteriöse Dinge ins Ohr flüstern. Tatsächlich ist es schon beinahe befremdlich, wie sehr sich die dritte Staffel in ihrem Drang, möglichst episch zu wirken, im Kreise dreht, diese Tatsache aber stets durch das möglichst bedrohliche Aussprechen von diversen Namen, Schicksalen und Taten zu verschleiern versucht. Und angesichts dieses zufriedenstellenden Endes stellt es all dieses Herumgebalze, das Belauern und das gegenseitige Austricksen, aus welchem die dritte Staffel zu einem Großteil besteht (wenn man es denn mal auf den Kern runterbrechenn mag) in den Schatten. Man brauchte das alles gar nicht zwingend, denn das Ende verweist all diese kleinen und großen Szenarien letztendlich nur zu zwar spannenden, aber im Gesamtkontext nicht mehr aussagekräftigen Tänzeleien.
Das ist Jammern auf hohem Niveau, denn das eine so komplexe Serie wie diese überhaupt nach so kurzer Zeit bereits hochbefriedigend abgeschlossen werden kann, das ist schon mehr als nur genug. Und wenn es dann auch technisch und schauspielerisch ebenso gut bleibt wie zuvor, dann hat man bereits gewonnen. Angesichts des erneut enormen Figurenensembles und einer diesmal weitestgehend kühlen, verkopften Inszenierung wird es uns jedoch verwehrt, mit den einzelnen Schicksalen wirklich mitzufiebern... und es ist auch kaum möglich. Ein plötzlicher Todesfall (und davon gibt es mehrere) muss kaum betrauert werden, da sich irgendwann von jedem Charakter so und so viele Ichs in den verschiedenen Zeiten und Welten finden lassen. Da geht der Überblick nicht zwingend verloren, wenn man haarklein aufpasst - es ist angesichts solch einer Masse an Figuren aber auch weniger spannend.
Fazit: Eine der wohl besten deutschen Serien aller Zeiten endet mit einem sprichwörtlichen Knall und einem befriedigenden, runden Abschluss. Der Weg zu diesem ist allerdings ein sehr umständlicher und angesichts der kühlen Inszenierung und des immer größer werdenden Charakterensembles geht dabei auch die Anbindung an die Figuren zeitweise verloren.
Note: 3
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