Direkt zum Hauptbereich

Booksmart

Molly (Beanie Feldstein) und Amy (Kaitlyn Dever) haben ihre gesamte Highschool-Zeit damit verbracht, als Schülervertreterinnen präsent zu sein und zu lernen, um später auf ein renommiertes College gehen zu können. Dieses Ziel ist ihnen gelungen, so soll es beide tatsächlich nach Yale verschlagen. Als Molly jedoch erfährt, dass selbst die coolen Kids, die die Schulzeit auch mit rauschenden Partys verbracht haben, auf gute Colleges gehen können, dreht sie fast durch und glaubt, ihre feierfreie Zeit vergeudet zu haben. Die beiden Freundinnen beschließen daher, am Tag vor der offiziellen Abschlussfeier noch einmal richtig auf den Putz zu hauen, ihre jeweiligen Schwärme zu finden und an einer großen Party teilzunehmen. Doch wird allein schon der Weg zur eigentlichen Feier zu einer reinen Herausforderung...

Mit "Booksmart" lieferte die Schauspielerin Olivia Wilde, die Filmfans aus Werken wie "Rush" oder "Tron: Legacy" kennen, im November 2019 ihr Regiedebüt ab - und es sollte eigentlich ein etwas anderer Highschool-Teenie-Film werden. Ist es auch, auch wenn ich mir gewünscht hätte, dass man in den entscheidenden Momenten etwas mehr vom altbekannten Klischee abgewichen wäre. Der Kern ist nämlich der gleiche und wird hier auch kaum verändert: Zwei Freundinnen wollen vor dem Abschluss noch einmal auf den Putz hauen, bevor sich ihre Wege eventuell trennen. Das schließt eine große Party, Liebschaften, sexuelle Abenteuer und diverse Herausforderungen psychischer und physischer Natur natürlich mit ein.
Wilde reichert ihren Film mit einer ganzen Reihe an schrägen Nebenfiguren an, die so auch im letzten "American Pie"-Streifen hätten auftauchen können. Dass diese letztendlich dann auch mal eine etwas tiefere Seite offenbaren, kommt ebenfalls nicht überraschend und dass Wilde dabei auch weitestgehend auf dämlichen Fäkalhumor verzichtet, weiß zu gefallen - wenn hier mal gekotzt oder ein sexuelles Abenteuer erlebt wird, geschieht dies im Dienste der Geschichte und des Werdegangs der Figuren und wird nicht für einen billigen Gag missbraucht. Das steht auch im Zeichen der beiden Hauptfiguren, die zwar ein wenig spleenig, aber durchaus auch menschlich und nachvollziehbar gezeichnet werden. Auch wenn gerade Beanie Feldstein's Molly in entscheidenden Momenten etwas anstrengend und unsympathisch daherkommt, so ist gerade dieser Werdegang gewollt und für die Beziehung der beiden Freundinnen wichtig.
Darüber hinaus wagt Wilde jedoch zu wenig und tappt in einige Klischeefallen. So werden gerade die im Kern durchaus interessanten Konflikte viel zu schnell in Wohlgefallen ausgelöst, was "Booksmart" leider einen etwas zu bunten, naiven Teil verleiht. Diesen mag man als charmant ansehen, es wirkt dann aber auch ein wenig unecht und gestellt... im wahren Leben wären solcherlei Streitereien wohl nicht so simpel beizulegen. Wilde verzichtet zwar auf eine Schwarz-Weiß-Malerei ihrer Figuren, vergisst dabei aber auch den Mut, einige krassere Entscheidungen zu treffen, was "Booksmart" mehr als erwartet im Mainstream verhaften lässt. Dass eine ihrer Hauptfiguren dabei der LGBT-Community angehört, wird aber passenderweise als unaufdringlich inszeniert und dient glücklicherweise nicht einer "Besonderheit" - Wilde agiert mit dem Thema, wie man es auch im wahren Leben tun sollte.
Die beiden Hauptdarstellerinnen agieren charmant miteinander, auch wenn in der deutschen Synchronisation der improvisative Wortwitz weitestgehend verloren geht. Auch der restliche Cast macht seine Sache mehr als solide, auch wenn man auf reine Gag-Reicher wie "Kill the Boss"-Star Jason Sudeikis in der Rolle des genervten Rektors locker hätte verzichten können. Im Kern gelingt Wilde dabei ein ungehemmter Blick auf das Gefühlsleben von Teenagern, der aber darüber hinaus zu wenig hinterfragt. Es wäre schön gewesen, hätte man all das nicht noch zu einem übermäßigen Happy-End aufgepumpt, denn genauso spielt das Leben eben nicht immer. Das mag dann zwar ein gutes Gefühl geben, aber so richtig wahr ist es auch nicht.

Fazit: "Booksmart" lebt von charmanten Charakteren und einer stilsicheren Inszenierung, wagt darüber hinaus aber nicht genug, um sich von Genre-Kollegen abzuheben. Der Film ist witzig, temporeich und nimmt seine Figuren ernst... ist in den entscheidenden Momenten aber nicht mutig genug.

Note: 3+


Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...