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Der Pferdeflüsterer

Bei einem Reitunfall verliert die junge Grace MacLean (Scarlett Johansson) einen Teil ihres rechten Beins und ihr Pferd Pilgrim wird schwer verletzt. Um sowohl ihrer Tochter als auch dem verwirrten und verschreckten Tier zu helfen, nimmt Grace's Mutter Annie (Kristin Scott Thomas) Kontakt mit dem in Montana auf einer Ranch lebenden Tom Booker (Robert Redford) auf... der ist als "Pferdeflüsterer" bekannt und soll mit verstörten Tieren umgehen können. Booker lehnt Annies Angebot erst ab, doch als sie schließlich unangemeldet mit Pferd und Tochter vor seiner Tür steht, sieht er sich die Situation an... und überrascht die New Yorker Familie mit seinen unkonventionellen Methoden.

Ich kann mit Pferden eigentlich nichts anfangen. Ich mag im Grunde fast alle Arten von Tieren, aber mit dem Thema Pferd an sich habe ich mich nie wirklich auseinandergesetzt, weder wenn es ums Reiten noch um deren Pflege und Zucht geht. Eigentlich ist ein Film wie "Der Pferdeflüsterer" also auch gar nicht für mich bestimmt, ansehen wollte ich mir das mittlerweile beinahe kultige Drama, welches neben einer starken Starbesetzung auch noch eine Laufzeit von enormen 162 Minuten aufweist, aber dann natürlich doch mal. Und soweit habe ich mich mehr als solide unterhalten gefühlt, auch wenn der Film seine anfangs noch prachtvolle Intensität später nicht halten kann und diese enorme Laufzeit dem Werk auch ein deutlicher Klotz am Bein ist. 
Zu Beginn dieses bildgewaltigen Dramas, welches eigentlich aber eine sehr kleine und feine Geschichte erzählt, war ich nämlich noch voll drin. Gerade die Mutter-Tochter-Beziehung, die durch den furchtbaren Unfall der kleinen Grace eine herbe Einschneidung erfährt, ist stark erzählt und lebt von der funktionierenden Chemie von Scarlett Johansson und "Die Schwester der Königin"-Star Kristin Scott Thomas. Wenn sich der Film dann schließlich nach über einer halben Stunde mittels eines wechselnden Bildformats nach Montana begibt, ändert sich auch der Ton ein wenig. Hier übernimmt schließlich der kernige Robert Redford, der sowohl die Regie führte als auch die Hauptrolle ausfüllte. Was jetzt kommt, kann sich der geneigte Zuschauer in allen Belangen ausmalen - es braucht die unkonventionellen Methoden des wortkargen Rangers, um sowohl Tochter, Mutter als auch Pferd zu heilen... und diese stehen in krassem Kontrast zu dem Weltbild der New Yorker Redakteurin.
Das ist, trotz aller Klischees, schön erzählt, doch hätte man sich dabei deutlich kürzer fassen können. Angesichts des übersichtlichen und nicht sonderlich tiefgründigen Figurenensembles nutzt Redford seine fast drei Stunden lieber für das Schwelgen in großen Bildern - in prachtvollen Landschaften einer schier unberührten Prärie, wo Pferde und Rinder tollen. Das hat sicherlich etwas für sich, in Sachen Plot muss sich der Film allerdings die Kritik gefallen lassen, im Mittelteil nicht mehr richtig von der Stelle zu kommen und redundant, sich selbst im Kreis drehend zu wirken. Auch ein später angeschobener Romance-Plot wirkt da eher fadenscheinig und nimmt Luft raus - die Geschichte um die traumatisierte Grace ist eben wesentlich interessanter als das, was sich hier eher willkürlich zwischen Annie und Booker abspielt.
Nichts desto trotz bleibt Redford den großen Gefühlen weiterhin treu - er schließt seine Charaktere ins Herz und erzählt eine ebenso mutige wie warmherzige Geschichte, die nicht nur Pferdenarren bewegen wird. Ein sicheres Ensemble, untermalt von einem mal wieder brillanten Soundtrack von "The Green Mile"-Komponist Thomas Newman, einer wunderbaren Kamera und Bildkomposition. Das ist dann nicht unbedingt tiefschürfend erzählt und badet weitaus mehr in Klischees alsdass Überraschungen geboten werden, doch ist es auch ein wenig die damalige Wiedergeburt des klassischen Kinos. Momente für die kleinen Geschichten, ohne Effektgewitter und allerlei technische Tricks. Das ist dann zwar reichlich kitschig, aber irgendwie auch schön.

Fazit: Ein gefühlvolles Drama mit grandiosen Bildern und einer bewegenden Geschichte - mit rund 162 Minuten aber auch arg lang und gedehnt geraten. Pferdenarren werden sich in dieser von mir noch etwas kritischer gesehenen Situation aber sicherlich noch einmal wohler fühlen.

Note: 3+


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