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Priscilla

Die junge Teenagerin Priscilla Beaulieu (Cailee Spaeny) kann ihr Glück kaum fassen, als sie auf eine Party eingeladen wird, auf welcher auch der Rockstar Elvis Presley (Jacob Elordi) zugegen sein wird. Tatsächlich erbittet Elvis daraufhin, dass Priscilla auch auf seinen späteren Partys vorbeischaut und schafft es dabei sogar, ihre strengen Eltern davon zu überzeugen, dass ihr in seiner Nähe kein Leid geschehen wird. Beide verlieben sich förmlich sofort ineinander, doch das Leben eines Rockstars hat einen Preis - sowohl für Elvis als auch für Priscilla. Letztendlich muss Priscilla ihr eigenes Leben komplett umschreiben, um sich ganz und gar auf ihre große Liebe konzentrieren zu können. Oder ist er diese am Ende gar nicht, sondern wird nur durch ihre rosarote Brille betrachtet, die sie nicht fähig ist, sie abzusetzen?

Über die wankelmütige Beziehung zwischen Megastar Elvis Presley und seiner Priscilla wurde viel geschrieben und spekuliert. Der Film, der sich nun voll und ganz auf das junge Mädchen konzentriert, die kaum wusste, wie ihr geschah, als sie in das Leben des King of Rock trat, geht dabei besonders mit eben jenem nicht zimperlich ins Gericht. Große Fans des Stars dürften diesen anschließend von einer anderen, nicht wirklich glanzvollen Seite betrachten. Denn obwohl "Priscilla" aus Elvis keinen düsteren Gegner zeichnet, sondern viel mehr immer wieder überzeugend klarmacht, dass er die junge Frau über alles liebt, so entsteht der klare Eindruck einer mehr als toxischen Beziehung, die Elvis durch seine eigenen, egomanischen Züge immer wieder befeuerte. Ein bisweilen regelrecht gruseliges Abhängigkeitsverhältnis seitens Priscilla zu Elvis, die nach den ersten Schnupperern des Ruhms und des Glanzes und natürlich auch der Liebe nicht mehr zurück in ihr altes Leben möchte, tut sein Übriges, um im Grunde von Anfang an klarzumachen, dass diese Lovestory kein gutes Ende nehmen kann.
Von "The Bling Ring"-Regisseurin Sofia Coppola wird dieses Stück Zeitgeschichte, welches weit mehr als nur eine Fußnote im Leben des Elvis Presley darstellt, in sehr schönen Bildern dargestellt, die atmosphärisch gezeichnet sind. Der Film lebt von seiner packenden Kameraarbeit, wobei Musik (was durchaus etwas überrascht) nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt. Im Fokus steht dabei die Geschichte von zwei Menschen, die sich über lange Zeit gegenseitig gut getan haben, aber auch immer wieder kurz davor waren, sich zu zerstören. Dass dabei durchgehend die Sichtweise des sich alsbald in einem goldenen Käfig wiederfindenden Priscilla eingenommen wird, ist nur stimmig - gerade durch scheinbar kleine, aber umso gewichtigere Momente, die aufzeigen, wie einfach es ist, einen Menschen für sich zu manipulieren, wird klar, dass Priscilla mehrfach durch die Hölle gehen musste, aber es ihr schlichtweg nicht gelang, die Stimme zu erheben. Die wenigen Szenen, in denen sie dies dann doch tut oder durch ihr eindeutiges Schweigen zu erkennen gibt, dass für sie eine Grenze erreicht ist, sind deswegen wie wohltuende Umschwünge.
Cailee Spaeney, die nach ihrer Hauptrolle im letzten "Alien"-Film offensichtlich eine große Hollywood-Karriere zu erwarten hat, verkörpert dabei genau die richtige Mischung aus Unsicherheit, Ungläubigkeit und Durchsetzungsvermögen, um dieser realen Figur Leben einzuhauchen. Mit langen, aber niemals langwierigen Blicken spielt sie sich nachhaltig ins Gedächtnis. Auch Jacob Elordi ist brillant, denn obwohl er dem echten Elvis Presley nicht unbedingt wie aus dem Gesicht geschnitten ist, hat er die Körperlichkeit der Figur perfekt in sich aufgenommen und schafft es trotzdem, nicht nur wie eine bemühte Kopie herüberzukommen. Der restliche Cast hat dagegen deutlich weniger zu tun, bekommt kaum ein paar Sätze ab, da sich der Film voll auf Priscilla konzentriert und dabei eine Welt zeichnet, in der sie praktisch alleine ist... denn Elvis ist so oft nicht da (ob nun physisch oder mental), dass sie völlig für sich alleine stehen muss. Keine ganz leichte Aufgabe und die Herausforderung, etliche Jahre in zwei Stunden zu quetschen, ist auch für dieses Biopic eine große, die kaum richtig zufriedenstellend gelöst werden konnte. Durch einen passenden Schnitt entsteht dennoch eine Dynamik, welche die zwei Stunden voller Hochs und Tiefs beinahe wie im Flug vergehen lassen.

Fazit: Stark besetzt, einnehmend gefilmt und mit einigen düsteren Elementen versehen, welche die vieldiskutierte Ehe zwischen Priscilla und Elvis von ihren meist unschönen, bisweilen sehr unangenehmen Seiten aufzeigt. Dennoch gibt es einige der üblichen Biopic-Schwächen, die sich so aber kaum vermeiden ließen.

Note: 3+



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