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Wedlock

In der nahen Zukunft: Der Verbrecher Frank Warren (Rutger Hauer) möchte gemeinsam mit seinen beiden Kumpanen Noelle (Joan Chen) und Sam (James Remar) einen Diamantenraub begehen. Doch der Coup geht schief und Frank landet in einem sehr speziellen Gefängnis. Dort trägt jeder Gefangene ein Halsband und ist dabei mit einem anderen Gefangenen verbunden. Trennen sich die beiden Menschen auf mehr als einhundert Meter, explodiert das Halsband. Da niemand weiß, wer der ihm zugehörige Gefangene ist, spuren die Insassen unter der Kontrolle des hinterlistigen Gefängnisdirektors Warden Holliday (Stephen Tobolowsky). Als Frank jedoch dahinter kommt, mit wem sein Halsband verbunden ist, steht eine Flucht in Aussicht... und vielleicht sogar die Rückeroberung der Diamanten, die er eingangs hatte stehlen wollen.

Nachdem er im Jahr 1982 mit dem kultigen "Blade Runner" seinen Durchbruch hatte, hatte Rutger Hauer bei Hollywood einen Stein im Brett. Er stieg zwar nie in die absolute A-Liga auf, drehte aber bis in die frühen 2000er förmlich wie ein Besessener. Seine Beliebtheit ging so weit, dass man schließlich versuchte, ihn auch in Hauptrollen zu engagieren, obwohl er zuvor vor allem als Nebendarsteller spezialisiert war. Dass dies nicht unbedingt eine gute Idee war, zeigt der 1991 erschienene "Wedlock". Hauer war förmlich durchgehend als ambivalenter Gegenspieler engagiert, womit er stets eine gute Figur zu machen wusste. Als meist stiller, oftmals sogar verängstigter Held seiner Geschichte wirkt Hauer jedoch wenig glaubwürdig, wobei ihm Teile des restlichen Casts bisweilen die Schau stehlen. Auch aufgrund des Drehbuchs, welches seinem Frank Warren kaum Tiefe zugesteht, bleibt Hauer in der Hauptrolle leidlich blass und aus möglichen Ambivalenzen seiner Figur, die ihn sowohl als Dieb als auch als Helden zeichnen, wird praktisch nichts gemacht.
Zwar erfahren auch die restlichen Figuren keine Tiefe, sind aber immerhin etwas energetischer gezeichnet. Das gilt sowohl für Franks Mitgefangene Tracy Riggs, gespielt von "Captive"-Star Mimi Rogers, als auch für seine hinterlistigen Kumpanen beim Diamantenraub. Es gibt in ihren Charakterentwicklungen keinerlei ernsthafte Überraschungen, da man hier all zu sehr auf Nummer sicher geht, immerhin machen die Darsteller in ihren teils chargierenden Performances auf einer trashigen Ebene irgendwie Spaß. Die Dialoge, die sie dabei aufsagen müssen, sind in jeglicher Hinsicht schrecklich, was aber zumindest dazu passt, dass sich "Wedlock" über die weitesten Strecken nicht ernst nimmt. Der Film will praktisch nichts weiter sein als ein wenig stumpfe Unterhaltung, was an und für sich nichts Schlechtes sein muss. Da er aber so viele vielversprechende Ideen besitzt, die sich um das spezielle Gefängnis und seine ganz eigenen Regeln drehen, wäre es schön gewesen, wenn etwas mehr herausgekommen wäre als ein höchstens solide inszenierter Actioner.
Generell bleibt die Regie in den Actionszenen eher fahrig und trotz ständiger Bewegung, vielen Shootouts und Verfolgungsjagden will hier kein Moment wirklich beeindrucken. Das liegt zum einen daran, dass der dramaturgische Deckel über all diesem Tempo nicht überzeugt und die Story über weite Strecken ein recht langweiliges Alibi bleibt. Ebenfalls störend ist aber auch der völlig unpassende Soundtrack, der sogar die größten Verfolgungsjagden in ein kitschiges Getrommel steckt, welches so klingt, als würden die flüchtenden Charaktere gerade zu einem Strandurlaub aufbrechen. Das kann auf seine manchmal recht billige Art durchaus seinen Charme haben, setzt dem aber zu wenig Witz, Irrsinn oder zumindest Einfallsreichtum entgegen, um diese Trash-Sicht wirklich sehenswert zu machen. Dass der Film mehr als dreißig Jahre nach seinem Erscheinen heute also irgendwie in Vergessenheit geraten ist, ist durchaus nachvollziehbar... auch weil aus mehreren spannenden Ideen in der Summe kaum etwas von Relevanz gemacht wird.

Fazit: Dass aus den durchaus spannenden Grundideen fast nichts gemacht wird, ist neben dem fehlbesetzten Rutger Hauer und den schwachen Actionszenen das größte Ärgernis in diesem fast vergessenen, recht billig inszenierten Sci-Fi-Thriller.

Note: 4-



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