Er sitzt wieder ganz im Sattel und tritt nun unter neuem Namen auf: Jimmy McGill (Bob Odenkirk) ist wieder Anwalt und möchte diesen Beruf jetzt mit seinem Pseudonym Saul Goodman ausführen, als den ihn schon ein gewisses Klientel kennt. Seine Partnerin Kim Wexler (Rhea Seehorn) ist von dieser plötzlichen, neuen Masche und den bunten Anzügen nicht wirklich begeistert, versucht aber dennoch, ihren Freund zu unterstützen. Doch eine Rabattaktion seitens Jimmy geht nach hinten los, was schließlich auch seinen alten Bekannten Nacho (Michael Mando) auf den Plan ruft. Indes hadert Mike Ehrmantraut (Jonathan Banks) sehr mit seinen zuletzt begangenen Taten... sogar so sehr, dass er droht, sich mit seinem Arbeitgeber Gustavo Fring (Giancarlo Esposito) zu überwerfen, der durch den die Geschäfte seines Onkels Hector (Mark Margolis) übernehmenden Lalo Salamanca (Tony Dalton) merklich unter Druck gerät.
Ich habe "Better Call Saul" vor rund vier Jahren aus mehreren Gründen abgebrochen. So gefiel mir das Prequel als großer "Breaking Bad"-Fan zwar gut, aber richtig abholen konnte mich die Serie mit ihrem gewöhnungsbedürftig langsamen Tempo, den sich im Kreis drehenden Geschichten und der fehlenden Kernspannung nie - letztere resultierte zwangsläufig daraus, dass wir bereits wissen, wo sich die meisten Hauptfiguren am Ende der Show befinden werden, wenn diese die große Mutterserie abklatschen wird. Zudem war in meinem Leben damals eine ganze Menge los und ich kam nicht mehr richtig hinterher, weswegen ich beschloss, meine Reise mit Jimmy McGill erst einmal abzubrechen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder einzusteigen... beziehungsweise in diesem Fall noch einmal von vorne zu beginnen. Das habe ich nun getan und habe erneut meine Freude mit den ersten vier Staffeln der Serie gehabt, auch wenn sich die zuvor genannten Kritikpunkte gehalten haben. Nur die vierte Season fand ich heute doch deutlich besser als in meiner damaligen Kritik, woran die fünfte Staffel nun ansetzen kann. So gibt es deutlich weniger Leerlauf und mehr Momente, für die die "Breaking Bad"-Veteranen vorrangig berüchtigt sind: Szenen, die in ihrem meist leisen Spannungsaufbau so dermaßen intensiv sind, dass man sich minutenlang in die Sofalehne krallt.
Darüber hinaus bleibt die Serie ihrem Stil aber durchweg treu, auch wenn die Gefahren diesmal andere und durchaus tödlichere sind. Da man jedoch weiterhin um das sichere Überleben und auch die groben, weiteren Handlungsfäden vieler Hauptfiguren weiß, damit sie am Ende dort landen können, wo sie bei "Breaking Bad" quasi beginnen, ist das Mitfiebern nicht immer auf diese enorme Art und Weise möglich. So könnte eine packende und schier ausweglose Situation, in die hier zwei Hauptfiguren gegen Ende der Staffel geraten, unglaublich spannend sein... wenn man nur eben nicht schon wüsste, dass diese beiden überleben werden. Das ist ein Problem, welches "Better Call Saul" aber nun mal immer schon mitbrachte und auch bis zum Serienende noch mit sich herumtragen wird. Spannender ist es dafür, diesen bekannten Figuren dabei zuzusehen, wie sie letztendlich zu den Charakteren werden, die wir aus "Breaking Bad" kennen. Was bei Mike Ehrmantraut und Gustavo Fring oftmals nur leidlich spannend ist, da diese im Grunde schon an dem bekannten Punkt angekommen sind, ist bei der Wandlung von Jimmy McGill hin zum Tausendsassa Saul Goodman wesentlich interessanter.
Und dann gibt es da ja auch noch die restlichen Figuren, um die sich ein Mitfiebern wirklich lohnt. Die Macher zeigen ein sehr cleveres Händchen dafür, Charaktere wie Ignatio oder auch Kim Wexler in Situationen zu bringen, die wahnsinnig anspannend sind. Zudem steigt nun auch der in der vierten Staffel eingeführte Lalo Salamanca als Hauptdarsteller ein, der als neuer Oberbösewicht eine solch ekstatische Performance an den Tag legt, dass man die enorme Bedrohung durch diesen sehr frischen Charakter förmlich durchweg spürt. Zudem gefällt "Better Call Saul" auch in der fünften Season noch durch die üblichen Qualitäten. So werden einige erzählerische Längen, in denen sich die Serie weiterhin etwas gestreckt anfühlt, durch eine butterweiche Inszenierung abgefedert: Der Soundtrack und die Auswahl der eingespielten Songs sind meisterhaft, die Kameraarbeit makellos. Dabei experimentiert man wie zu besten "Breaking Bad"-Zeiten mit herrlichen Bilderabfolgen herum, welche die Sichtung der zehn Folgen bisweilen zu einem echten Genuss machen. Für große Fans der Originalserie hat man zudem noch ein paar weitere, feine Schmankerl parat, auch wenn sich diese bisweilen nah am verzichtbaren, aber dennoch ziemlich erfreulichen Fanservice bewegen.
Fazit: Der erhöhte Spannungsaufbau deutet auf das baldige Serienende hin - auch wenn wir wissen, wie sich das Ganze in etwa entwickeln wird und muss, haben die Macher diese Staffel weiterhin stark im Griff. Neben einigen Längen und Handlungsentwicklungen, die spürbar auf die lange Bank geschoben werden, gefallen nach wie vor die gewitzte Inszenierung und die entwickelten Charakterdramen, sowohl von bekannten als auch von neuen Figuren.
Note: 3+
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