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Better Call Saul - Die sechste Staffel

Es ist das womöglich Schlimmste, was Nacho (Michael Mando) hätte passieren können: Er hat das Salamanca-Kartell verraten, doch hat Lalo (Tony Dalton) das Attentat auf sein Leben überlebt. Da er einen toten Körper drappieren konnte, hält ein jeder Lalo für tot, was es diesem ermöglicht, nun Jagd auf Nacho machen - durch diesen erhofft er sich einen Beweis, dass in Wahrheit Gustavo Fring (Giancarlo Esposito) hinter dem Anschlag steckt. Fring setzt in der Zwischenzeit eigene Sicherheitsvorkehrungen in Gang, wobei er Nacho opfern will, weswegen er sich mit Mike Ehrmantraut (Jonathan Banks) überwirft. Währenddessen glauben auch Jimmy McGill (Bob Odenkirk) und seine Frau Kim Wexler (Rhea Seehorn) an den Tod Lalo's und das Ende ihrer Schwierigkeiten, weswegen sie sich in einen neuen Plan stürzen: Sie wollen Howard Hamlin (Patrick Fabian) übers Ohr hauen, um somit einen seiner vergangenen Fälle platzen zu lassen, welcher die beiden damit reich machen könnte...

Die fünfte Staffel deutete es bereits mehr als nur an und die finale sechste Staffel von "Better Call Saul" geht diesen Weg nun weiter und bis zum Ende: Das Spin-Off von "Breaking Bad" wird nun, ebenso wie die Mutterserie, zu einem waschechten Thriller. Obwohl sich die Serie auch in den finalen dreizehn Folgen ihren ganz eigenen Ton bewahrt, gibt es nun auch die aus der Originalserie bekannten, absolut schockierenden Erdrutschmomente, die bisweilen aus dem Nichts kommen und alles bisher Gesehene mit einem einzigen Schwung zum Einsturz bringen. In diesen Momenten kommt die Serie definitiv auf Touchfühlung mit "Breaking Bad", wenn zuvor lange geplante Handlungsstränge hocheffektiv entladen werden. Der geringere Spannungsgehalt resultiert wie gehabt dadurch, dass wir um viele Charaktere nicht bangen können, da wir bereits wissen, dass diese die Serie überleben werden - eine Schwäche, die eine Prequel-Serie zwangsläufig mit sich bringt. Das macht die grandios inszenierten Szenen, in denen die Figuren buchstäblich mit dem Rücken zur Wand stehen, nicht zwingend weniger spannend, doch zeichnet sich das Ende eines Plots schon früher ab, da man zumindest immer ahnen kann, wie diese und jene nun ausgehen werden bzw. müssen.
Neben den hochkarätigen Thriller-Elementen bewahrt sich "Better Call Saul" über weite Strecken aber immer noch die Atmosphäre einer leichtfüßigen Comedy-Show. Gerade der Handlungsstrang, in welchem Saul und Kim versuchen, ihrem Konkurrenten Howard mit diffus ausgetüfelten Plänen ein Schnippchen zu schlagen, gehören zu den lustigsten und verrücktesten der ganzen Serie und machen großen Spaß. Daneben zeichnet sich die Serie auch weiterhin als oft langsam erzähltes Charakter-Drama aus, mit dem großen Vorteil, dass die zuvor sehr breit aufgeführten Handlungsstränge nun zu einem endgültigen Abschluss kommen können. Das ist im direkten Vergleich dramatischer und auch dringlicher als in allen anderen, vorhergehenden Staffeln und zeichnet die Charaktere daher zu einem durchweg runden Abschluss, auch wenn nicht jeder kleine Handlungsstrang noch so richtig zufriedenstellend zu Ende gebracht werden kann. Das Casting ist und bleibt dabei herausragend - in der finalen Staffel ist es neben Bob Odenkirk vor allem Rhea Seehorn, die aus Kim Wexler noch einmal alles herausholt, was herauszuholen ist, um wirklich Eindruck zu hinterlassen.
Allerdings hatte auch diese Staffel mich bereits ein wenig verloren, bevor sie letztendlich zu ihrem Schluss gekommen ist. Die finalen Folgen halten zwar Fanservice en Masse parat und verbündeln die einzelnen Storystränge und Stilelemente zu einem sehr, sehr runden Ende - sowohl für "Better Call Saul" als auch für "Breaking Bad". An diesem Zeitpunkt hat die Serie ihren Höhepunkt jedoch bereits länger hinter sich und kann daher nicht verhindern, dass sie ein wenig ausdümpelt. Immerhin ist die finale Folge dann noch einmal richtig stark und trifft emotional genau ins richtige Zentrum. Insgesamt lässt sich rückblickend feststellen, dass "Better Call Saul" über alle Staffeln hinweg ähnlich minutiös durchdacht war wie die Mutterserie, wobei es erstaunlich ist, wie viele kleine Details hier noch einmal wichtig werden. Ganz groß, wenn auch dramaturgisch nicht immer ganz trittsicher, ist die Aufllösung der berüchtigten Schwarz-Weiß-Szenen, bei denen zu diesem Zeitpunkt zwar klar ist, wo und wie genau diese einzuordnen sind, die der Serie in der sechsten Staffel aber noch mal einen sehr frischen Antrieb verleihen. 

Fazit: Stellenweise hochspannend, in den meisten Momenten aber immerhin noch angenehm leichtfüßig und von packenden Charakteren getragen. Am "Breaking Bad"-Thron sägt auch diese bisweilen leicht zerfaserte Staffel nicht, sorgt aber mit einigen echten Herzschlag-Momenten und ganz großen Charakterszenen dafür, dass das Spin-Off rund um Saul Goodman zu einem sehr, sehr runden Ende kommt.

Note: 3+



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