Der jungen Musikerin Shelly (FKA Twigs) wird ein brutales Video zugespielt. Nun sind plötzlich die Häscher des auf dem Video erkenntlichen Geschäftsmannes Vincent Roeg (Danny Huston) hinter ihr her. Shelly flieht und versteckt sich in einer Entzugsklinik, wo sie den Insassen Eric Draven (Bill Skarsgard) kennenlernt. Die beiden verlieben sich ineinander und fliehen schließlich aus der Klinik, als Roegs Häscher Shelly in dieser aufspüren. Alles scheint anschlieißend wieder gut zu sein, doch Roegs Mittelsmänner sind unerbittlich und jagen Shelly und somit auch Eric weiterhin. Letztendlich begibt sich Eric, neu auferstanden als unverwundbares Wesen der Finsternis, auf einen brutalen Rachefeldzug, um den Gräueltaten Roegs endlich Einhalt zu gebieten.
Manchmal verstehe ich die Ideen von Filmproduzenten einfach nicht. Über die Notwendigkeit von zahlreichen Remakes wurde und wird ja schon seit Jahren diskutiert, doch vielleicht noch nie so emotional wie in diesem Falle. Denn in einer Zeit, in der mutige Filmproduktionen und sogar todsichere Hits wie ein neuer "Fluch der Karibik"-Film oder die Fortführung der meisterhaften Netflix-Show "3 Body Problem" (um jetzt nur zwei simple Beispiele zu nennen) jahrelang abgewogen werden, wird ein Remake wie dieses plötzlich durchgewunken. Und man fragt sich: Wieso gerade das? Wieso eine Neuverfilmung zu einem Werk, welches von einer großen Fangemeinschaft nahezu einhellig umjubelt wird, einem Werk, welches in ihren Augen praktisch unverbesserlich und zudem streng verwoben mit der Personalie eines damals beim Dreh ums Leben gekommenen Darstellers ist, der somit niemals ersetzt werden kann? Es war vorab im Grunde klar, dass das hier niemand würde sehen wollen, denn welchen Mehrwert sollte es gegenüber dem so beliebten Original schon mitbringen? Immerhin sägten die Macher fleißig an ihrem eigenen Stuhl und sorgten so dafür, dass die Umsetzung dieses Remakes künstlerisch in jedem Fall scheitern würde, indem sie vor und hinter der Kamera die falschesten Menschen engagierten.
Auf dem Regiestuhl durfte nämlich Rupert Sanders Platz nehmen, der im Jahr 2017 schon die "Ghost in the Shell"-Neuverfilmung verbrochen und dementsprechend Erfahrung mit richtig schlechten und ungewollten Remakes hatte. Passenderweise filmte Sanders "The Crow" dann auch noch ohne eigenen Stempel, lässt keinerlei Dynamik in dem wirren Schnitt aufkommen und sorgt mit seiner kühlen Musikvideo-Bildgestaltung dafür, dass wir unter all den kitschig-düsteren Bildern bloß nichts fühlen. Dann wurden Drehbuchautoren angeheuert, die solch einen kitschigen Mist zusammenschrieben, dass sich alle Akteure für ihre Dialogzeilen sichtlich schämten. Und als kleines Sahnehäubchen durfte die Sängerin FKA Twigs ihre erste (und hoffentlich letzte) Filmrolle spielen, wofür sie glatt noch eine Nominierung für die Goldene Himbeere erhielt. Twigs ist es dann auch zu verdanken, dass die zu Beginn wahnsinnig ausführlich erzählte Liebesgeschichte zwischen zwei Außenseitern keinerlei Funken offenbart, da diese mit einem stetigen, bedröppelten Gesichtsausdruck ins banale Nichts hineinspielt und stets so wirkt, als würde sie jeden Moment einfach einschlafen. Da kann nicht einmal "Es"-Star Bill Skarsgard noch irgendetwas retten, der zwar rein physisch beeindruckend auftritt, darüber hinaus aber auch so unmotiviert und blass bleibt wie wohl noch nie in seiner Karriere.
Und da nun vor und hinter der Kamera nichts stimmt, konnte man den Rest einfach irgendwie geschehen lassen. Die Erzählung rund um einen finsteren Mythos bleibt ebenso schemenhaft wie die wahren Ziele des unglaublich flach gezeichneten Antagonisten. Die schiere Action-Armut wäre an und für sich kein Problem, wenn die Macher diese Lücken denn mit bedeutsamen Inhalten füllen würden - zwischen den höchst brutalen, ansonsten aber reichlich unkreativen Action-Orgien hat man jedoch eher den Eindruck, als würde einfach gar nichts passieren. Minutenlang starren die banal gezeichneten Figuren Löcher in die Luft und unterhalten sich in bedeutungsschwangeren Einzeilern, während düstere Himmel und die netten Tattoos des Hauptdarstellers in langsamen Kamerafahrten abgefilmt werden. Das sieht dann am Ende alles so aus wie eine etwas finsterere Version der "Twilight"-Streifen und hat ungefähr den gleichen, peinlichen Kitschfaktor. Fans des Originalfilms werden sich da ohnehin sehr schnell angewidert abwenden, doch auch alle anderen bekommen hier praktisch nichts an die Hand, was in irgendeiner Form aufregend, ansprechend oder erinnerungswürdig wäre. Was mich zu der anfänglichen Frage zurückführt: Wieso ein solches Remake? Und vor allem: Wer dachte wirklich, dass das zumindest finanziell eine gute Idee gewesen wäre?
Fazit: "The Crow" ist die erwartbare Bauchlandung - ein Remake, das niemand wollte und letztendlich auch niemanden tangierte. Lächerlich inszeniert, peinlich gespielt und mit einer schwammigen Nonsens-Geschichte ausgestattet, die sich in ihren düster-kitschigen Romantik-Phrasen verläuft.
Note: 5
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