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Macht erstaunlich viel Spaß: Filmkritik zu "Cocaine Bear"

Im Jahr 1985 werden mehrere Taschen voller Kokain von dem tollpatschigen Drogendealer Andrew C. Thornton (Matthew Rhys) über einem Nationalpark aus einem Flugzeug abgeworfen. Dummerweise findet ein Schwarzbär die Ladungen und macht sich über diese her - aufgrund des Drogenkonsums läuft er daraufhin schier Amok und attackiert mehrere Touristen und Wanderer. Inmitten des Nationalparks treffen mehrere Personen auf den drogensüchtigen Bären und viele sollen ihre Begegnung mit dem wildgewordenen Tier nicht überleben. So sucht die Mutter Sari (Keri Russell) im Park nach ihrer verschwundenen Tochter Dee Dee (Brooklynn Prince), während die Drogendealer Daveed (O'Shea Jackson Jr.) und Eddie (Alden Ehrenreich) auf Befehl ihres Bosses Syd (Ray Liotta) nach den verlorengegangenen Drogen Ausschau halten...

Den Zusatz "Basierend auf einer wahren Begebenheit" darf man hier selbstverständlich nicht ernstnehmen. So kam es im Jahr 1985 zwar tatsächlich zu einem Vorfall, während welcher ein Bär sich gemütlich über mehrere, zuvor aus einem Flugzeug abgeworfene Kokain-Päckchen hermachte... doch dieser verendete anschließend einfach an einer Überdosis. Diese reale Begebenheit wird von "3 Engel für Charlie"-Regisseurin Elizabeth Banks nun als Steilvorlage für echten Hochglanz-Trash genutzt... und der Film hält dabei exakt das, was seine skurrille Ausgangslage verspricht. Ja, hier rennt ein vom Kokain umnebelter Bär durch den Wald und zerfetzt Touristen, Ranger und Anwohner. Das ist (zum Glück) genauso durchgeknallt, wie es sich hier liest, begeht hier aber nicht den Fehler, nur noch über alle Maße albern zu sein. Denn der Humor ist gerne bitterböse, manchmal auch charmant und stolpert praktisch nie über irgendwelche dummdreisten Tiefschläge.
Das ist vor allem den zahlreichen Charakteren zu verdanken, die hier mit dem Bären balgen. Auch wenn Banks definitiv zu viele Figuren auflädt, von denen einige im weiteren Verlauf dann herzlich unnötig verbleiben - sie alle sind zumindest charmant oder witzig genug, um mit ihnen mitzufiebern und ihnen einen glücklichen Ausgang im Kampf mit dem Bären zu wünschen. Natürlich darf man hier keine Tiefe erwarten (obwohl Banks erstaunlich viel Zeit darauf verwendet, all diese Figuren einzuführen und später auch weiterzuerzählen), aber es sind zumindest ein paar richtige Charaktertypen dabei, die mal durch trockene Sprüche oder einfach ihren naiven Charme unterhalten. Das funktioniert sicherlich auch dank einer erstaunlich illustren Besetzung, was an und für sich schon eine Freude ist. Denn wann man bekommt man schon einen solch trashig aufgezogenen Film zu sehen, in welchem eine solch prominente Besetzung mit dabei ist, die dank ihrer Erfahrung schauspielerisch deutlich mehr glänzen als Casts in vergleichbaren Filmen. Hervorragenden Mimen wie der jungen Brooklynn Prince, dem hemdsärmeligen "Solo"-Star Alden Ehrenreich oder dem verstorbenen Ray Liotta in einer seiner letzten Rollen in dieser wilden Hatz zuzusehen, hat definitiv etwas für sich.
Der Star bleibt aber natürlich der titelgebende Bär und es ist ausnahmsweise eine Freude, dass sich die Visual-Effects-Experten nicht für perfekte Animationen entschieden haben. Das Tier ist durchweg als äußerst mittelmäßige CGI-Kreation zu erkennen, doch erlaubt die Entstammung aus dem Computer eben auch, dieses so richtig schön freidrehen zu lassen. Dementsprechend tut der Bär hier auf comichafte Art und Weise Dinge, die er so nie könnte... und das ist in einigen Szenen tatsächlich sehr witzig. Auch der Splatter-Quotient kann, wie für einen solchen Film nötig, ordentlich in die Höhe gedreht werden, denn dieser entfremdete Bär tut dann auch mit Menschen exakt das, was er in dieser Extremität nie tun würde. Wenn es den Protagonisten dann nämlich an den Kragen geht, dann geschieht das zumeist auf ziemlich derbe Art und Weise... aber auch immer so überzeichnet, dass man viel Spaß an dem blutigen Treiben haben kann, sofern man denn diese Art des Humors mag. Die Zeiten zwischen den Auftritten des Bärs fallen aufgrund des üppigen Figuren-Ensembles und der simplen, aber etwas behäbig erzählten Geschichte bisweilen ziemlich lang aus. Man spürt, dass Regisseurin Banks das zeitweilig hohe Tempo nie wirklich lang halten konnte, weswegen der Film immer wieder ordentliche Probleme in der Dynamik hat... vor allem, wenn immer wieder abrupte Szenenwechsel erfolgen, da viele Figuren an verschiedenen Orten parallel unterwegs sind.

Fazit: Der Film hält, was der Titel verspricht - nicht mehr und nicht weniger. Auch wenn aufgrund des üppigen Figurenensembles gewisse Längen nicht ausbleiben, ist die Hatz eines drogensüchtigen und amoklaufenden Bären bester Hochglanz-Trash, der von einer illustren Besetzung und einigen schrägen, aber niemals zu albernen Ideen getragen wird.

Note: 3+



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