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Für die ganze Familie - nicht immer: Meine Erstsichtungen vom 18.09.23 bis zum 24.09.23

Große Filme, die als Hauptzielgruppe Kinder auserkoren haben, sollten bestenfalls für alle Altersgruppen funktionieren. Pixar hatte dies auf langen Strecken perfektioniert und einige Meisterwerke abgeliefert, die für Kinder sehr unterhaltsam und lehrreich waren, für Erwachsene aber meist sogar noch besser funktioniert haben. Heute habe ich für euch zwei Beispiele, wie man es auch irgendwie machen kann... wenn es auch wesentlich besser ginge. Darüber hinaus präsentiere ich euch zwei (mehr oder weniger) spannende Thriller und einen originellen Kultfilm, der die Naivität einer Sitcom ad absurdum führt. Aber lest selbst:


Aus dem Dschungel, in den Dschungel: Komödie von John Pasquin, mit Tim Allen, Martin Short, Leelee Sobieski, JoBeth Williams, David Ogden Stiers und Sam Huntington
Als Kind habe ich diesen Film sehr gemocht, bot er doch im Grunde alles, was mich zum Lachen brachte: Eine Menge Slapstick, skurille Fish-out-of-Water-Momente, ein hohes Tempo und witzige Nebenfiguren. Aus heutiger Sicht funktioniert die Geschichte eines biederen Bürohengstes, der erfährt, dass er am anderen Ende der Welt einen Sohn hat, der in einem Eingeborenen-Stamm aufgewachsen ist, noch immer... jedoch mit Abstrichen. Einige Witze funktionieren heute nicht mehr so richtig, die Geschichte ist vorhersehbar und die Konflikte wirken arg forciert. Trotzdem treffen besonders die Slapstick-Pointen immer noch sehr zuverlässig ins Ziel und es macht Spaß, dem chaotischen Treiben, welches sich immer höherschraubt, zuzusehen. Auch Tim Allen ist in wunderbarer Spielfreude unterwegs und sich auch für ein paar unschönere Gags nie zu schade. Das Herz bewahrt der Film ebenfalls und ist deswegen auf den letzten Metern sogar richtiggehend bewegend. Insgesamt ist "Aus dem Dschungel, in den Dschungel" nicht durchweg gut gealtert, sorgt aber dennoch auch heute wieder für kurzweilige Unterhaltung.
Note: 3


In the Line of Fire - Die zweite Chance: Thriller von Wolfgang Petersen, mit Clint Eastwood, John Malkovich, Rene Russo, Dylan McDermott, Gary Cole und John Mahoney
Mit "In the Line of Fire" ist Blockbuster-Regisseur Wolfgang Petersen im Jahr 1993 ein spannender Thriller gelungen, der jedoch an einigen Schwächen krankt. So kommt es während der Laufzeit von 128 Minuten immer wieder zu einigen erheblichen Längen und das Tempo schwankt bisweilen enorm, wenn sich das intrigante Psycho-Duell zwischen Eastwood und Malkovich über lange Strecken im Kreise dreht. Auch die wahnsinnig unglaubwürdige Liebesgeschichte zwischen Eastwoods Charakter und der vierundzwanzig Jahre jüngeren Rene Russo (diese merkbaren Altersunterschiede waren damals wohl gang und gäbe und wirken heute ziemlich cheesy) bremst den Film immer wieder merklich aus. Dem entgegen stehen einige starke Spannungsspitzen, eine sichere Inszenierung und vor allem ein bemerkenswert guter John Malkovich als cleverer Psychopath. Insgesamt also etwas zu klischeebeladen (vor allem bezüglich der Hintergründe der Hauptfigur) und an Nebenschauplätzen zu pathetisch, aber im Kern immer wieder spannend... und das Einweben wahrer historischer Ereignisse wie dem Kennedy-Attentat gelingt erstaunlich gut.
Note: 3


Mein Freund Dahmer: Drama von Marc Myers, mit Ross Lynch, Alex Wolff, Anne Heche, Dallas Roberts, Miles Robbins und Vincent Kartheiser
Nach einer 2012 veröffentlichten Graphic Novel von John Backderf, einem damaligen Schulkameraden und Freund des späteren Serienmörders Jeffrey Dahmer, erzählt dieser Film bislang reichlich unbekannte Phasen aus Dahmers Jugend. Dabei verbietet sich auch der Vergleich von der Leistung eines Ross Lynch zu der von Evan Peters, welcher den berühmten Serienkiller zuletzt in einer viel beachteten Netflix-Miniserie mimte. Denn während Peters in der Geschichte des Mörders Dahmer beinahe durchweg furchteinflößend und unnahbar ist, ist der von Lynch gespielte Dahmer zu seiner Jugendzeit noch ein "richtiger" Mensch. Minutiös und ohne viel Aufsehen verarbeitet der Film immer wieder kleine, aber dennoch furchterregende Momente, in denen klar wird, wann und wo der Teenager, der vielleicht auch ein netter, freundlicher Mann hätte werden können, falsch abgebogen und wo er von seiner Umgebung in die falsche Richtung geschoben worden ist. Das hat immer wieder menschliche Züge, die auch zu bewegen wissen und die klarmachen, dass Dahmer aufgrund seiner Taten zwar zu verabscheuen ist, letztendlich jedoch auch eine tragische Figur ist, die sich ihrer eigenen Süchte und Neigungen bald nicht mehr erwehren konnte. Ein spannendes Stück Kino, angenehm unaufgeregt erzählt. Einige Längen sowie die etwas spärlich gezeichneten Nebenfiguren trüben die Intensität dieses Streifens jedoch bisweilen.
Note: 3+


Pleasantville - Zu schön, um wahr zu sein: Fantasy-Drama von Gary Ross, mit Tobey Maguire, Reese Witherspoon, Jeff Daniels, William H. Macy, Joan Allen und Marley Shelton
Beginnend als eine relativ seichte Komödie, in welcher zwei Teenager auf magische Art und Weise in die Welt einer maximal verklemmten, moralisch einwandfreien Schwarz-Weiß-Sitcom gesaugt werden, entpuppt sich "Pleasantville" mit fortschreitender Laufzeit immer mehr als Drama. Wenn die zwei Teenager mal bewusst und mal versehentlich die wahren Charaktersierungen des Lebens in eine Familien-Sitcom einbringen und damit ein ganzes Universum verändern, ist genug Raum für einige richtig clevere und bisweilen sehr schmerzhafte Wahrheiten - dabei geht es später sogar richtiggehend politisch zu. Neben den fast durchweg guten Darstellerleistungen gefällt auch der visuelle Stil, der anfängliche Farbtupfer zu enormer Wichtigkeit aufbläst, bis später der bunte Stil nicht nur optisch überzeugt, sondern auch für die originelle Geschichte unabdingbar ist. Einige Längen gibt es trotzdem obendrauf und generell macht es sich die Story an einigen Ecken und Enden zu einfach und droht, selbst der moralischen Überstrukturierung der Sitcom anheim zu fallen. 
Note: 3+


Robots: Animations-Abenteuer von Chris Wedge und Carlos Saldanha
Zu einer Zeit als die BlueSky Studios noch praktisch für sich und damit im direkten Konkurrenzkampf mit dem alles überschattenden Pixar-Studio standen, wurde eine Menge ausprobiert. Zu dieser Zeit entstand auch "Robots", der es sich mehr noch als "Ice Age" einige Jahre zuvor auf die Krone geschrieben hat, in Sachen detailreicher Welt doch zumindest mit Pixar mitzuhalten. Das ist nicht ganz gelungen, obwohl die Roboterwelt mit einigen schönen Ideen, spektakulären Setpieces und auch heute noch mehr als sehenswerter Animationstechnik aufwarten kann. Da ist dann schon eine ganze Menge los und es gibt viel zu sehen. Die Handlung ist im direkten Kontrast aber wesentlich durchsichtiger, die Charaktere bleiben eher Schablonen und die albernen Witze richten sich fast ausschließlich an ein jüngeres Publikum - da war Pixar stets breiter und cleverer aufgestellt. Für kurzweilige Animationsunterhaltung, die das Herz am rechten Fleck hat, aber leider nicht auf größere Innovation setzt, ist dennoch gesorgt.
Note: 3-

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