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Wahre Geschichten fesseln nicht immer: Meine Erstsichtungen vom 11.09.2023 bis zum 17.09.2023

Es wird dramatisch, zumindest ansatzweise. Ich habe heute zwei Filme für euch, die berühren und bewegen sollen (das jedoch nicht immer tun) und noch ein paar andere, leider zumeist halbgare Werke. So zum Beispiel eines der schwächsten Werke in der arg wechselhaften Biografie von M. Night Shyamalan; einen Thriller, in welchem ausgerechnet Sean Connery erschreckend fehlbesetzt ist; und ein Kammerspiel, bei dem so viel mehr möglich gewesen wäre als nur solide Unterhaltung...


Borg/McEnroe: Sport-Drama von Janus Metz, mit Shia LaBeouf, Sverrir Guonason, Stellan Skarsgard, Tuva Novotny, David Bamber und Robert Emms
Der Titel ist ein wenig irreführend: Zwar geht es hier um das große Wimbledon-Turnier, in welchem letztendlich die beiden Kontrahenten Björn Borg und John McEnroe gegeneinander antraten. Eine wahre Konkurrentschaft wird zwischen den beiden Tennis-Legenden jedoch weitestgehend nur behauptet und von außerhalb angestachelt, da LaBeouf und Guonason vor dem finalen Match praktisch keine gemeinsamen Szenen miteinander haben und mit der Ausnahme des eigenen Ehrgeizes auch nicht wirklich eine Feindschaft aufgebaut wird. Der Film setzt sich daher mehr mit den eigenen Dämonen der beiden Spieler auseinander, erzählt vom enormem Druck und der Leidenschaft zum Sport. Von letzterer ist angesichts der beiden extrem verbissenen Hauptcharaktere jedoch auch nicht viel zu spüren - letztendlich habe ich weder zum zornigen McEnroe noch zum völlig apathischen Borg eine Bindung aufbauen können und empfand beide Figuren bezüglich ihrer eigenen, schier verrückten Verbissenheit als unsympathisch. Das finale Match ist dann zwar fein inszeniert, kann einen emotional aber auch nicht mehr abholen und entschädigt kaum für vorhergehende Längen. Insgesamt ein recht kühler, wenig packender Sportfilm über eine der Sternstunden der Tennis-Geschichte.
Note: 4


Good Joe Bell: Drama von Reinaldo Marcus Green, mit Mark Wahlberg, Reid Miller, Connie Britton, Maxwell Jenkins, Morgan Lily, Austin R. Grant und Gary Sinise
Nach einer tragischen, wahren Geschichte inszeniert Regisseur Reinaldo Marcus Green die Geschichte von Joe Bell, der einen Lauf durch die USA unternimmt, um in mehreren Staaten mit Seminaren auf die Gefahren von Mobbing aufmerksam zu machen. Der Film reißt dabei gleich mehrere interessante Themen an, die in doppelter Hinsicht nachdenklich machen. So geht es natürlich um Mobbing und Akzeptanz, aber auch um Schuld, Familie und darum, was man mit einer Tätigkeit wie die, die Joe Bell ausführt, wirklich erreichen möchte. Wenn man sich an die reale Geschichte erinnert, die diesem Film zugrunde liegt, erhalten viele Szenen, die einen hier mit Wucht in die Magengrube treffen, eine noch schärfere Brisanz. Allerdings ist die Inszenierung des Regisseurs dabei in vielen Momenten nicht wirklich zielführend und kleistert diese interessanten, wichtigen Themen zu oft mit einem kitschigen Soundtrack zu, bleibt oft zu zurückhaltend und merkwürdig distanziert gegenüber seinen ambivalenten Figuren. Die Hauptfigur gibt Mark Wahlberg dabei durchaus überzeugend, doch die Inszenierung ist nicht clever und mutig genug, um eine richtige, emotionale Verbundenheit zu erzeugen... zumindest nicht auf Dauer.
Note: 3


Im Sumpf des Verbrechens: Thriller von Arne Glimcher, mit Sean Connery, Laurence Fishburne, Kate Capshaw, Blair Underwood, Scarlett Johansson, Ruby Dee, Ned Beatty und Ed Harris
"Just Cause" ist ein recht typischer Vertreter eines 90er-Jahre-Thrillers, der zudem noch ein paar andere Genres bedient. Beginnend als ein recht heftiges Rassismus-Drama gleitet der Film später immer mehr in eine von kruden Wendungen bestimmte Krimi- und Psycho-Ebene ab, die in einem effekthascherischen und wenig überzeugenden Finale gipfelt. Davor gibt es angesichts der altbekannten Genre-Elemente, die in anderen, besseren Filmen schon intensiver abgehandelt wurden, ein bisschen Leerlauf und auch ein wenig Fremdscham. Letzteres besonders wegen der Besetzung von Sean Connery, der hier zwar eine solide Leistung abgibt, für diesen Part aber schon im Jahr 1995 einige Jährchen zu alt anmutet... so wirkt seine mit Kate Capshaw besetzte Ehefrau eher wie dessen Tochter. Immerhin weiß "Mystic River"-Star Laurence Fishburne in seiner Rolle als fieser Cop, der gerne auch mal Geständnisse aus Verdächtigen herausprügelt, zu überzeugen. Alles andere macht aber nur den Eindruck eines Thrillers, den man so schon zigfach gesehen hat und der nach einem überzeugenden, weil spannenden Beginn immer mehr abfällt.
Note: 4


Das Mädchen aus dem Wasser: Fantasy von M. Night Shyamalan, mit Paul Giamatti, Bryce Dallas Howard, Jeffrey Wright, Bob Balaban, Sarita Choudhury, Bill Irwin und Jared Harris
Mit "The Lady in the Water" begann der große (und letztlich dann zum Glück nur temporäre) Abstieg des einstigen Genies Shyamalan - auf dieses wirre Fantasy-Drama folgten anschließend noch der maue "The Happening" sowie die Totalkatastrophen "The Last Airbender" und "After Earth". Und hier schien Shyamalan bereits vollends die Kontrolle über seine Werke verloren zu haben: Eine ungemein langatmig und geschwätzig erzählte Geschichte über eine Art Wasserfrau, die in ihre eigene Welt zurückkehren muss, nachdem sie in einem Swimmingpool aufgetaucht ist, um welchen ein böses Wolfswesen herumschleicht. Föllig fernab jeglicher inszenatorischer Qualität pappt Shyamalan hier langweilig komponierte Bilder in quatschigen Endlos-Dialogen aneinander, lässt seine Besetzung krude Textzeilen aufsagen und verliert schon nach zwanzig Minuten völlig den Faden unter all diesen seltsamen Charakteren, die nichts zu sagen haben und dennoch ganz viel reden. Visuell ist der Film bereits eine Katastrophe, doch der Plot ist in seiner kitschigen Möchtegern-Metaphorik so nichtssagend und unfreiwillig komisch, dass es wehtut. Immerhin ist Paul Giamatti dabei, doch sogar er kann hier erschreckend wenig retten... und dass Shyamalan sich selbst in seinem eigenen Film besetzte (obwohl er wirklich nicht spielen kann) und dabei die Rolle eines missverstandenen Autors gibt, lässt tief in das Ego dieses gefallenen Genies blicken. Autsch.
Note: 5-


Suicide Kings: Gangster-Thriller von Peter O'Fallon, mit Christopher Walken, Henry Thomas, Johnny Galecki, Denis Leary, Sean Patrick Flanery, Jeremy Sisto und Laura Harris
Eine Gruppe von fünf Freunden entführt einen Mafiaboss und erhofft sich durch dessen Geiselnahme Freilassung einer gemeinsamen, ebenfalls entführten Freundin. Das klingt nach einem spannenden und bisweilen skurillen Gangster-Plot, den auch ein Quentin Tarantino mit einer Menge Galgenhumor hätte umsetzen können... dann wäre das Endergebnis vielleicht auch ein wenig energetischer gewesen. Der große Gewinn dieses Films heißt definitiv Christopher Walken, denn der kann ein Werk wie dieses auch noch beherrschen, wenn er über den Großteil der Laufzeit bewegungsunfähig an einen Stuhl gefesselt ist. Aus diesem Kammerspiel macht der Plot aber letztendlich zu wenig, da das ungleiche Duell zwischen Walkens cleverem Gangsterboss und den völlig überforderten, jungen Entführern nicht so recht aufgeht. Etwas mehr Spannung hätte daraus resultieren können, wenn sie dem Mafiapaten wenigstens ab und an etwas entgegensetzen könnten, doch die fünf Jungs verhalten sich durchweg so dillettantisch, dass der Film eher an eine Komödie erinnert. Als eine solche ist er aber nicht lustig genug und verästelt sich bisweilen in sich im Kreis drehenden Dialogen, wenn Walken's Charlie Barret mit gespaltener Zunge versucht, einen Keil zwischen die Freunde zu treiben. Im Finale werden dann noch einige wirre Wendungen aneinandergefügt, welche das große Ganze eines Plans aber auch nicht mehr wirklich herausreißen. Letztendlich ein Film, aus dem man mit etwas mehr Schmalz für die Figuren und einem besseren Skript eine kleine Perle hätte schaffen können - das hier ist jedoch trotz eines herrlich aufgelegten Christopher Walken nur bemühtes Mittelmaß.
Note: 3-

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