Direkt zum Hauptbereich

Nicht so majestic: Meine Erstsichtungen vom 28.08.2023 bis zum 03.09.2023

Ein dramatischer Film mit Jim Carrey, von dessen Existenz ich bisher gar nichts wusste; eine Stephen-King-Verfilmung, die nicht auf den üblichen Horror aus ist; und manch ein Thriller, der außer einer interessanten Grundidee leider nicht viel zu bieten hat - bei dem heutigen Wochenrückblick ist im Grunde wieder alles von allem dabei, nur kein echtes Highlight.


Bandit - Catch Him If You Can: Heist-Krimi von Allan Ungar, mit Josh Duhamel, Elisha Cuthbert, Nestor Carbonell, Swen Temmel, Olivia D'Abo und Mel Gibson
Nach der wahren Geschichte des ungemein cleveren Bankräubers Gilbert Galvan, der bis heute den Rekord der meisten nacheinander überfallenen Banken hält, unterhält dieser zumeist leichtfüßige Heist-Krimi beinahe durchweg. Josh Duhamel gibt den Bankräuber mit einer Extraportion Charme, weiß aber auch in den leiseren Momenten zu überzeugen, wenn der Film sich sogar politisch gibt und die Wirtschaftskrise in den USA als potenziellen, wenn auch etwas fadenscheinigen Grund für die kriminelle Karriere des Hauptcharakters aufführt. In Nebenrollen glänzen auch Mel Gibson und "The Dark Knight"-Star Nestor Carbonell... und es ist ohnehin eine große Freude, die wunderbare Elisha Cuthbert endlich wieder in einer tragenden Rolle erleben zu dürfen. Die Leichtfüßigkeit kann sich "Bandit" aber stets nur streckenweise bewahren, da ihn doch einige ernsthafte Tempoprobleme plagen. Die Laufzeit von 126 Minuten spürt man immer wieder eindringlich, wenn der nicht sonderlich komplexe Plot zu lange herummäandert - zwanzig Minuten weniger hätten es hier auch getan.
Note: 3+


Blink - Tödliche Augenblicke: Thriller von Michael Apted, mit Madeleine Stowe, Aidan Quinn, James Remar, Bruce A. Young, Peter Friedman, Paul Dillon und Laurie Metcalf
"Blink" ist ein netter Thriller, der trotz leichter Tempoprobleme solide unterhält - die Ausgangslage ist interessant, die finale Auflösung kommt überraschend und wirkt rund und zwischendurch gibt es immer wieder ein paar gut inszenierte Spannungsspitzen. Das große Problem des Films liegt jedoch bei der männlichen Hauptfigur, die ein furchtbar unsympathisches Arschloch ist. Schon in seiner ersten Szene möchte man sich beim Anblick von Detective John Hallstrom, gespielt von Aidan Quinn, nicht nur in Grund und Boden schämen, sondern ihm am liebsten auch gleich die Leviten lesen. Dieser "Held", dem wir später doch bitte bedingungslos folgen sollen, gibt seinen Einstand, indem er eine hübsche Musikantin auf einer Bühne anmachen möchte (wohlgemerkt, während sie einen professionellen Auftritt absolviert), indem er sie lasziv antanzt, sich nach ihrer Ignoranz vor ihr zu entblößen beginnt und später noch über sie lästert, als er erfährt, dass sie blind ist. Auch später zeichnet sich Hallstrom als ein solch ekelhafter Egomane aus, dass ich ihn als Heldenfigur nicht akzeptieren wollte... und als ihm dann auch noch eine kitschige Liebesgeschichte mit eben jener Frau angedichtet wird, die er zuvor so widerlich angegangen ist, verlor ich leider auch den Respekt vor der weiblichen Heldin des Films, die bis zu diesem Zeitpunkt noch als tough und emanzipiert gezeichnet wurde. Das erzeugt einen mehr als faden Beigeschmack und eröffnet, wie schlecht dieser Film aus dem Jahr 1993 gealtert ist - ein solches Frauenbild wäre heute zum Glück undenkbar. Darüber hinaus bleibt "Blink" solide Krimi-Unterhaltung mit einigen Höhen und ein paar Längen, aber etwas mehr Respekt bezüglich der Charaktere hätte man auch damals schon aufbieten sollen.
Note: 3-


Dolores (1995): Thriller von Taylor Hackford, mit Kathy Bates, Jennifer Jason Leigh, Christopher Plummer, John C. Reilly, David Strathairn und Bob Gunton
Stephen King hat über viele Facetten des Horrors geschrieben - in "Dolores" wird keine Gruselgeschichte erzählt, sondern eine, in welcher der Horror im alltäglichen Leben der Protagonistin stattfindet und realistisch und eindringlich vom Dasein mit einem brutalen Ehemann und einer herrischen Chefin erzählt. Die Inszenierung ist in zentralen Szenen von einer gemeinen Intensität und geht immer wieder unter die Haut. Kathy Bates, Jennifer Jason Leigh und Christopher Plummer agieren in den Hauptrollen absolut herausragend. Allerdings können ihre Performances nicht über einige erhebliche Längen hinwegtäuschen, die besonders daraus resultieren, dass eine im Grunde simple Geschichte über zahlreiche Flashbacks komplexer erzählt wird als sie es hätte sein müssen. Hin und wieder hilft dies der Dramaturgie, um den zentralen Krimi-Plot noch deutlicher zu erzählen und die grausamen Leidenswege der Protagonistin zu zementieren. Dabei dreht sich die Geschichte aber auch oft im Kreis und ist dabei zu durchsichtig, um die Spannung dauerhaft aufrecht zu erhalten. Ein Problem, dass aber auch schon ein wenig in der gut geschriebenen, jedoch langatmigen Vorlage zu finden ist.
Note: 3


The Glass House: Thriller von Daniel Sackheim, mit Leelee Sobieski, Diane Lane, Stellan Skarsgard, Trevor Morgan, Michael O'Keefe, Rita Wilson und Bruce Dern
Der Film geht gar nicht mal so übel los: Nach einem verheerenden Autounfall müssen die plötzlich verwaisten Geschwister Ruby und Rhett bei einer neuen Familie unterkommen, die jedoch offensichtlich ein gefährliches Geheimnis verbirgt. Die ersten Schritte und unheimlichen Fährten, die sich besonders auf den "neuen Vater" Terrence beziehen, wirken atmosphärisch und machen neugierig auf mehr... auch da das Setting rund um das titelgebende Glashaus ziemlich hübsch daherkommt und des Nachts auch für ein wenig Schauerstimmung sorgt. Es dauert jedoch nicht lange, bis das ohnehin ziemlich durchsichtige Drehbuch mit zahlreichen Plotholes daherkommt - warum Ruby, die ständig in sozialem Kontakt mit zahlreichen anderen Menschen steht, nicht dazu fähig ist, sich Hilfe bei irgendwem zu holen, wird nie ganz klar und lässt die Protagonistin mit ihren ziemlich jämmerlichen Versuchen ziemlich dümmlich erscheinen. Diese Unlogik der vorhersehbaren Geschichte erreicht im actionlastigen Finale ihren Höhepunkt, wenn sämtliche Figuren durchweg vollkommen hirnrissige Entscheidungen treffen. Leelee Sobieski wirkt in der Hauptrolle zudem wenig energetisch und bleibt reichlich blass, was sie also ebenfalls nicht über diverse Längen hinwegtrösten lässt.
Note: 4


Glory (1989): Kriegs-Drama von Edward Zwick, mit Matthew Broderick, Cary Elwes, Denzel Washington, Morgan Freeman, Bob Gunton und Andre Braugher
Wie es der Titel bereits suggeriert, wird hier ein reales, historisches Ereignis ganz hollywood-typisch mit jeder Menge Pathos serviert. Das mag nicht so ganz schmecken, da ein wichtiges Thema wie dieses zumindest ein besseres Drehbuch verdient hätte. In dieser Form wird der amerikanische Bürgerkrieg zwar in großen (wenn auch unpassend-sterilen) Bildern präsentiert, doch die darin kämpfenden Charaktere bekommen nur wenig echte Tiefe zugestanden. Denzel Washington, der für seine Rolle seinen ersten Oscar entgegennahm, sticht dabei noch angenehm heraus, während der Rest der Starbesetzung gute Leistungen vollbringt, den glatt geschriebenen Figuren aber auch nur wenig Ecken und Kanten zugestehen kann. Der kraftvolle Soundtrack von James Horner pumpt dabei aus allen Enden, lässt die viel zu glattpolierten Bilder aber noch einsamer erscheinen. Das macht aus "Glory" dann zwar keinen schlechten Film, da er in sich ein viel zu wichtiges und historisch prägnantes Thema trägt. Allerdings muss man auch zugestehen, dass Regisseur Zwick mit seinen späteren Werken wie "The Last Samurai" oder "Blood Diamond" deutlich wuchtiger und schonungsloser vorgehen konnte.
Note: 3-


The Majestic: Drama von Frank Darabont, mit Jim Carrey, Martin Landau, Laurie Holden, Hal Holbrook, Jeffrey DeMunn, Bob Balaban, Ron Rifkin, Amanda Detmer und James Whitmore
Ein kleines bisschen fallen die von ihm gewohnten, sonst so meisterhaft beherrschten Qualitäten dem großen Regisseur Frank Darabont bei "The Majestic" auf die Füße. So zum Beispiel sein Hang zur Überlänge, die angesichts der hier doch recht vorhersehbaren und gen Ende sogar in unglaubwürdigen Kitsch abdriftenden Handlung unnötig erscheint. Und auch seine Figuren wirken, obwohl allesamt charmant gezeichnet, diesmal nicht so ambivalent wie in seinen Meisterwerken "The Green Mile" und "Die Verurteilten" und entstammen bisweilen sogar ein bisschen der Klischeeschublade. Trotzdem beweist Darabont auch hier, nachdem man die arg unwahrscheinliche und von vielen glücklichen Zufällen vorangetriebene Handlungsprämisse geschluckt hat, sein Gespür für kleine, feine Momente - gerade rund um die sonst etwas dünn geschriebenen Nebenfiguren. Da findet man dann viele herzliche Momente, schöne Dialogzeilen und bewegende Ideen, die nicht immer groß inszeniert sein müssen, um trotzdem zu wirken. Das Ensemble rund um Jim Carrey, Martin Landau und Laurie Holden leistet dabei Bravouröses, kann aber auch nicht immer über etwaige Längen in dieser leider etwas holprig geschriebenen und etwas zu rührselig ausladenden Geschichte hinwegtäuschen.
Note: 3

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se