Direkt zum Hauptbereich

Countdown

Die junge Krankenschwester Quinn Harris (Elizabeth Lail) ist mehr als engagiert in ihrem Job, muss sich dabei jedoch mit ihrem Chef Dr. Sullivan (Peter Facinelli) auseinandersetzen, der in der attraktiven Schwester die Chance auf einen Fang sieht. Quinn will sich gegen den widerlichen Vorgesetzten zur Wehr setzen, doch gerät sie plötzlich in noch schlimmere Probleme hinein - die sogenannte "Countdown"-App auf ihrem Handy sagt den Zeitpunkt ihres Todes voraus. Erst glaubt sie an einen geschmacklosen Fake, doch als um sie herum andere Nutzer der App unter mysteriösen Umständen und genau zum zuvor berechneten Zeitpunkt ums Leben kommen, geht sie der Sache auf den Grund... und stellt sich dem Kampf mit dem unsagbar Bösen.

Filme, und Horrorfilme im Besonderen, spiegeln immer irgendwie unseren Zeitgeist wieder. Dass es dann gerade die jährlich zu gefühlt hunderten über uns hereinbrechenden Spukfilme dabei nun auch über so allgemeine Themen wie das Internet und Smartphones fahren, um ihre attraktiven Opfer zu terrorisieren und heimzusuchen, ist nur konsequent. Die Angst, etwas so Wichtiges und Alltägliches wie unser Handy könnte der Auslöser für einen Spuk sein, ist zumindest mal etwas, was kaum einen Zuschauer kaltlassen dürfte - wenn man sich da mal nur auf die Grundidee stützt. Diese ist dann auch in "Countdown" auf dem Papier gar nicht so schlecht: Eine App berechnet den genauen Zeitpunkt deines Todes und dieser tritt dann plötzlich auch ein. Nach rund fünf Minuten ist dieser clevere Aufhänger aber bereits schon so durchsichtig, dass es schmerzt.
Denn schon bald machen sich Plotholes in der Größe von Dr. Sullivans schmierigem Ego in der Handlung breit. Das Größte ist dabei die Frage, aus welchem Grund ein Dämon (und diese Dämonen sollen, so sagen uns "Conjuring" und Co., ja nicht nur biestig und gemein, sondern auch ziemlich clever sein) überhaupt eine App "entwickelt", mit welcher seine Opfer gewarnt werden. Gibt er ihnen so nicht einfach die Chance, ihr Schicksal zu verhindern? Und wenn er genau das will, warum ist deren Schicksal dann tatsächlich so leicht zu beeinflussen? Die "Final Destination"-Filme spielten vor einer Dekade mit ähnlichen Fragen, hatten dabei aber deutlich griffigere und deutlichere Antworten parat. Hier bricht das ganze Konstrukt aus dem, was diese App ist und was sie kann oder eben nicht kann, verflixt schnell wie ein Kartenhaus zusammen - das ergibt irgendwann auch angesichts der zum Himmel schreiend blöden Versuche der Protagonisten, das böse Etwas aufzuhalten, absolut keinen Sinn mehr.
Sinnentleert ist dabei auch der Versuch, auf Gedeih und Verderb die üblichen Jumpscares in die Handlung zu quetschen. Die Ausgangssituation liest sich nämlich clever, besitzt aber ein schwieriges Problem: Dadurch, dass die App eben immer ganz genau sagt, wann wer sterben wird, wissen wir als Zuschauer eben auch ganz genau, dass dieser Figur bis zu diesem Zeitpunkt nichts zustoßen kann. Und da das für die Spannung nicht ganz so zuträglich ist, die achtzehn Stunden bis zum vermeidlichen Ableben aber noch mit ein wenig Suspense gefüllt werden sollen, taucht der böse Dämon eben hier und da mal kurz auf und ruft "Buh". Warum? Keine Ahnung. Wirkungsvoll sind diese Szenarien jedenfalls nicht, da weder die visuelle Gestaltung des dämonischen Gegenspielers noch die eher maue Inszenierung von Regisseur Justin Dec irgendeine Schauerstimmung verursachen können.
Bleibt noch zu erwähnen, dass "Countdown" zumindest versucht, innerhalb seiner Charakterbildung einen politischen Kommentar zu hinterlassen. An und für sich durchaus löblich, doch ist der Nebenplot rund um den schmierigen Chefarzt Dr. Sullivan, der seine jüngeren Assistentinnen gerne mal begrapscht und bedrängt, so dermaßen offensichtlich als klare Botschaft eingefädelt, dass man diese Pille auch nicht wirklich schlucken mag. Und spätestens wenn sich "Twilight"-Star Peter Facinelli während des finalen Showdowns sogar auch noch als Teil des Endgegners entpuppen soll, irgendwie zumindest, wird diese Botschaft so erschreckend ausgereizt, dass die Wirkung dessen, was sie eigentlich erzählen soll, ziemlich leidlos verpufft. Unter den darüber hinaus ziemlich blassen Figuren gelingt es schließlich einzig und allein US-Komiker Tom Segura in seiner Rolle als ironischer Handyverkäufer so etwas wie wirklichen Spaß zu zeigen.

Fazit: "Countdown" ist ein weiterer B-Horrorfilm, dessen auf dem Papier originelle Grundidee nicht einmal für zehn Minuten reicht, bevor das ganze Kartenhaus voller Plotholes in sich zusammenkracht. Dabei ist der Film weder spannend noch gruselig - ein Flop mit Ansage.

Note: 5+





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...