Der US-Soldat Ray Garrison (Vin Diesel) wird nach einem Einsatz, während welchem er mehrere Terroristen zur Strecke gebracht hat, von dem Anführer der finsteren Organisation, Martin Axe (Toby Kebbell) entführt... und muss mit ansehen, wie dieser erst seine Frau Gina (Talulah Riley) hinrichtet und anschließend Ray selbst eine Kugel in den Kopf jagt. Umso größer ist die Überraschung, als Ray offenbar quicklebendig auf einem Labortisch unter der Obhut von Dr. Emil Harting (Guy Pearce) und seinem Millarden-Konzern RST aufwacht. Harting injizierte Harrison eine Substanz, die sein Blut ersetzt und ihm daher nicht nur das Leben rettete, sondern ihm auch eine Anzahl unglaublicher Kräfte verschaffte. Garrison entschließt sich, trotz der Widerrede Hartings, die Menschen aufzusuchen, die seine Frau auf dem Gewissen haben und macht dabei keine Kompromisse. Dabei ahnt er jedoch nicht, dass er seinen wahren Feind noch nicht erkannt hat...
Gegenüber den Filmen, die so knapp vor der Abriegelung aller Kinos in Deutschland im März 2020 starteten, kann ich nicht anders als Mitleid zu empfinden. Da arbeiten tausende Menschen mit aller Kraft an dem Entstehen eines Werks, nehmen dafür auch noch allerlei Geld in die Hand... und dann schlägt ihnen die Weltgeschichte ein Schnippchen. Ein ziemlich bitteres Los für eine ganze Menge Kinofilme, die Anfang März in den Lichtspielhäusern anliefen. "Bloodshot" sollte dabei nicht nur einer der großen Blockbuster des Jahres, sondern auch gleich der Startpunkt eines neuen Superhelden-Franchises a la "The Avengers" werden - umso fieser nun die Umstände, unter denen das Werk, welches anschließend recht eilig via Stream angeboten wurde, nun wirklich noch weitererscheint. Angesichts der Qualität des Films muss man aber auch bescheinigen, dass es am Ende wohl nicht ausschließlich die Schuld der Corona-Pandemie sein wird, wenn dieses geplante Superhelden-Universum nach dem Startschuss namens "Bloodshot" dasselbe Schicksal wie das Horror-Universe ereilt, welches Tom Cruise 2017 mit dem "Die Mumie"-Reboot vorgab: Schluss nach nur einem Film.
Ob es tatsächlich so kommen wird, steht offiziell noch in den Sternen, aber wenn das wirklich alles ist, was die Produzenten dieses Franchises nun aufbieten, dann wäre es vielleicht besser, es einfach gut sein zu lassen oder es mit etwas mehr Verve und Hirnschmalz in ein paar Jahren einfach noch einmal zu versuchen. Denn im Vergleich mit Werken wie dem grandiosen "Iron Man" oder dem zumindest soliden und sehr spektakulären "Man of Steel", die beide letztendlich der Startpunkt für ein riesiges Superhelden-Universum sein sollten, kann "Bloodshot" kaum etwas anbieten, was man so oder so ähnlich nicht schon wesentlich griffiger und besser gesehen hat. Natürlich erwartet man von einem Film wie diesem nicht zwingend eine ausgeklügelte Handlung, doch etwas mehr Originalität und Einfallsreichtum als in diesem geradlinigen "Experiment-gegen-Meister"-Plot hätte man sich durchaus gewünscht. Eine Wendung nach rund einer Dreiviertelstunde macht zwar kurzzeitig durchaus Laune, angesichts der Tatsache, dass die Studios diese in ihren Trailern bereits spoilerten, wird aber klar, dass die Macher kein rechtes Vertrauen in ihn haben wollten. Schade, denn als eine das zuvor Gesehene umkehrende Abwandlung funktioniert dieser Twist recht ordentlich.
Leider ist dies, nach einem bereits recht schalen Beginn, aber nur ein kurzes Aufbegehren, bevor es mit dem Plot dann noch einige Schritte weiter in Richtung banale Action-Unterhaltung geht. Um eine glaubwürdige Charakterisierung oder echte Emotionen schert sich Regisseur Dave Wilson wenig und da ist es eigentlich nur folgerichtig, dass man mit "The Last Witch Hunter"-Star Vin Diesel eben auch den Typus Schauspieler für die Titelrolle engagierte, die genau damit am besten funktioniert. Diesel wirkt engagiert, doch sind seine schauspielerischen Fähigkeiten viel zu limitiert, um das persönliche Drama seines Charakters irgendwie greifbar zu machen. Er grummelt sich daher ohne jede Ironie durch die flache Handlung und teilt dabei das Schicksal von den farblos agierenden Guy Pearce und Eiza Gonzalez, die durchweg Spielbälle des Plots bleiben. Für etwas Auffrischung sorgt nur "Jumanji"-Star Lamorne Morris als hyperaktiver Hacker Wilford Wiggins - dessen Gags fallen zwar albern aus, sind aber immerhin treffsicher genug, um immer wieder mal die bierernste Stimmung aufzulockern.
Bierernst geht es auch in der Action zu, allerdings fehlt es hier ebenfalls an frischem Blut: Einige der Actionszenen sind an sich kompetent inszeniert und die visuellen Effekte wissen solange zu gefallen, wie die Szenen im Dunkeln spielen, um technische Fehler zu vermeiden - ein Umstand, welcher das taghelle Finale dank der mäßigen CGI-Tricks in eine krude, bunte Videospieloptik ohne jede Dynamik verwandelt. Abseits solcher Makel fallen einige Sequenzen aber mal wieder unter das Motto "Je schneller wir schneiden, desto weniger kann der Zuschauer erkennen" - ob das die müden Choreogrpahien der Mann-gegen-Mann-Kämpfe kaschieren soll oder ob man darüber hinaus einfach wenig Ideen hatte, wie man wirklich starke Superhelden-Kämpfe inszeniert, das wird dabei leider nie ganz klar. Klar ist am Ende nur, dass "Bloodshot" solide aussieht, dabei aber zu keinem Zeitpunkt einen eigenen Stempel entwickelt, der ihn von der Genre-Konkurrenz abheben könnte.
Fazit: "Bloodshot" ist ein generischer Blockbuster, der einzig und allein aufgrund weitreichender Franchise-Pläne existieren kann. Angesichts der minderen Qualität dieses Films im Bereich Schauspielführung, Technik und Plot kann man aber davon ausgehen, dass wir den grummeligen Bloodshot sobald nicht wiedersehen werden.
Note: 4
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