Als farbige Polizistin in New Orleans sieht sich Alicia West (Naomie Harris) immer wieder mit Rassismus konfrontiert... sowohl innerhalb als auch außerhalb der Arbeit. Als sie eines Tages zufällig Zeuge davon wird, wie der korrupte Police Officer Terry Malone (Frank Grillo) einen unbewaffneten Jugendlichen erschießt, wird sie selbst zur Gejagten. Ihre Bodycam hat die Hinrichtung aufgezeichnet und Malone lässt seine Kontakte spielen, um die Flüchtige West zur Strecke zu bringen. Um die wahren Geschehnisse aufzudecken, in welche ein Großteil der örtlichen Polizei verwickelt zu sein scheint, muss sich Alicia an den einzigen Mann wenden, der ihr aufgrund seiner eigenen Erfahrung mit dem Gesetz eine Hilfe sein kann: Den Kioskbesitzer Milo Jackson (Tyrese Gibson)...
"Black and Blue" und das Thema, welches sich dieser Film annimmt, ist heute mindestens ebenso wichtig wie bei seinem Start im November 2019 - "Blacklivesmatter" verleiht der Thematik der Polizeibrutalität eine gänzlich neue Wucht, dabei ist die Problematik schon seit Jahrzehnten gang und gäbe in unserer Welt. Inszeniert wurde das Werk, welches man heute locker als eine Art Mischung aus knallhartem Cop-Thriller und einer wichtigen Anklage gegen Rassismus lesen kann, von einem noch weitestgehend unbeschriebenem Blatt namens Deon Taylor. Der ist dann auch verantwortlich für einige knackige Gefechte und das hohe Tempo angesichts einer ebenso simplen wie treffsicheren Ausgangslage. Man muss hier keine absolut wendungsreiche Handlung erwarten, doch machen Taylor und alle Beteiligten um ihn herum aus diesem Pitch noch ziemlich viel.
Subtil erzählen tun sie dabei allerdings nicht. Wo man früher womöglich das Wort "Klischee" in den Mund genommen hätte, muss man mit solchen Äußerungen nun aber vorsichtig sein: Die Geschehnisse in den USA haben uns auf schreckliche Art zu Augen geführt, dass Männer wie Frank Grillo's Terry Malone, so schablonenhaft und eindimensional nach Schurke gezeichnet sie hier auch wirken mögen, tatsächlich existieren. Das macht "Black and Blue" dann zwar nicht automatisch zu einem Werk, welches besser geschrieben ist, aber die Realität verleiht ihm dennoch eine neue Wucht. Die ein oder andere klischeehafte Entwicklung in Sachen Inszenierung und effekthascherische Wendung muss man Taylor aber dennoch anlasten, zumeist gelingt es ihm aber, diese einzelnen Momente intensiv und dank des hohen Tempos auch treffsicher in seine Handlung einzubetten.
Gerade in der letzten halben Stunde ist die Anspannung angesichts zahlreicher Spannungsmomente tatsächlich enorm, doch auch zuvor spielt Taylor auf zwar altbekannte, aber dennoch absolut gekonnte Weise mit der Nervosität der Zuschauer. Die sehen sich nämlich genauso wie die von "Skyfall"-Star Naomie Harris gespielte Alicia West mit dem Rücken zur Wand - niemandem darf getraut werden, hinter jeder Ecke kann der nächste Feind lauern. Das ist nicht neu und es ist auch durch die politische Botschaft, die der Film transportiert, noch nicht originell... aber es ist schnörkellos inszeniert, auf seine reine Handlung reduziert kurzweilig und durchaus spannend. In kleineren, feineren Momenten gelingt Taylor dann aber tatsächlich ein schmerzlicher Blick auf die Realität, welcher sich so viele Betroffene in den USA und darüber hinaus bereits unterordnen mussten. Wenn ein Opfer eines vermeintlichen Einbruchs die Polizei ruft und von dieser aufgrund seiner Hautfarbe erst drangsaliert und schließlich gar im Stich gelassen und wegen des Hilferufs bedroht wird, dann läuft es einem aufgrund solch einer radikalen Attacke kalt den Rücken runter.
Schauspielerisch kann die Besetzung aber nicht immer mit der Intensität der Botschaft und der Inszenierung mithalten. Naomie Harris agiert kraftvoll, wirkt gerade in den stilleren Momenten aber nicht immer unglaubwürdig. Und die Besetzung von Marvel-Star Frank Grillo hält ebenfalls keine Überraschung bereit, denn der spielt hier einfach erneut die Rolle des schier unkaputtbaren Bösewichts. Eine positive Überraschung ist hingegen Tyrese Gibson, der im Gegensatz zu seinen unterhaltsamen Klamotten in der "Fast & Furious"-Reihe mal ganz ernst agieren darf und sich dabei tatsächlich sehr solide schlägt. Das gilt auch für Mike Colter, der als gefährlicher Gangster-Boss quasi die andere Seite der Medaille seines Serienhelden Luke Cage ausfüllt - schade, dass er dafür aber nur so wenig Leinwandzeit zugestanden bekommen hat.
Fazit: Aufgrund der politischen Unruhen gewinnt "Black and Blue" mit seinem durchweg wichtigen Thema an Brisanz. Doch auch darüber hinaus ist es ein kompentent inszenierter Cop-Thriller, der seine wichtige Botschaft wenig subtil, dafür aber intensiv wiedergeben kann.
Note: 3+
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