Pete Koslow (Joel Kinnaman) ist ein ehemaliger Soldat, der jedoch schließlich ins kriminelle Millieu abgerutscht ist. Mittlerweile arbeitet er, um seinen Strafen zu entgehen, als Informant fürs FBI und muss sich für seinen neuen und womöglich letzten Auftrag verkabelt in die Reihen von polnischen Drogenverbrechern begeben. So soll er die Mittelsmänner und Auftraggeber ausfindig machen und Beweise sammeln, damit das FBI diese festsetzen kann. Als der Plan jedoch spontan durch die Verbrecher geändert wird, sieht sich Koslow mit einem Problem konfrontiert - während des Auftrags kommt ein verdeckter Polizist ums Leben und für den Informanten scheint der Ausgang des Unterfangens plötzlich mehr als ungewiss zu sein...
Andrea Di Stefano erschuf mit "The Informer" einen rundherum spannenden Thriller, der darüber hinaus jedoch rein gar nichts Neues erzählt und weitestgehend nur oberflächlichen Suspense bietet. Das liegt daran, dass sich zwar zahlreiche Charaktere im Plot tummeln, die zum Teil auch recht persönliche Konflikte ausfechten müssen, über deren wirkliches Innenleben wir hier aber nur marginale Dinge erfahren. Bei dem Protagonisten Koslow mag dies noch funktionieren, da wenige Worte und Szenen ausreichen, um die emotionale Fallhöhe seiner Familiensituation, so klischeehaft sie hier auch skizziert sein mag, ausreichen, um den Zuschauer einzubinden. Anders sieht das aber bei Nebenfiguren wie dem NYPD-Cop Edward Grens, gespielt von "Wanted"-Star Common, aus - der hat ebenfalls einen persönlichen Grund, der ihn ins Fadenkreuz zieht, allerdings wird dieser merklich schwammig erzählt und funktioniert daher höchstens auf der Behauptungsebene.
Di Stefano fokussiert sich weniger auf ausgefeilte Charaktere und innere Dynamik als auf die Spannung, die von der Oberfläche herkommt. Dafür nutzt sie Klischees des Genres, die hier glücklicherweise selten abgedroschen daherkommen - es ist immer noch spannend zu sehen, wie ein verkabelter Informant sich bei einem Gangster-Treffen in Acht nehmen muss, um bloß nicht enttarnt zu werden. Mit solcherlei Spannungsspitzen hält der Regisseur die Aufmerksamkeit des Zuschauers zumindest szenenweise aufrecht, da seine Inszenierung auch gekonnt genug ist, um über etwaige Klischees hinwegzudeuten. Auf den Plot und den Film als Ganzes gesehen kommt diese Spannung aber nicht über den Rand der Mittelmäßigkeit hinaus, da der Plot nun auch nicht so arg ausgereizt wird alsdass man sich sagen könnte, dass man so etwas in dieser Art noch nicht gesehen hat. "The Informer" bietet daher spannende Momente, die man aber in anderen Filmen eben auch schon intensiver gesehen hat.
Rein schauspielerisch sticht Joel Kinnaman, bekannt aus Blockbuster-Flops wie dem "RoboCop"-Remake oder dem DC-Bauchplatscher "Suicide Squad", durchaus heraus. Er ist kein erstklassiger Mime wie Leonardo DiCaprio, der in solcherlei Parts ja auch bereits glänzen durfte, aber er macht seine Sache durchaus solide. In die Karten spielt ihm dabei, dass seine emotionalen Grundanker nicht ewig ausdiskutiert werden und er die intensive Fallhöhe seines Charakters somit weitesgehend physisch darstellen kann. Neben ihm agiert Rosamund Pike gewohnt souverän und herausstechen tut auch der hierzulande weitestgehend unbekannte russische Schauspieler Mateusz Kosciukiewicz in einer bemerkenswert fiesen Nebenrolle. Für den großen Clive Owen sind hier dann aber nur noch eine handvoll ziemlich mauer und nichtssagender Szenen übriggeblieben, die der "Inside Man"-Star somit sicherlich bequem in wenigen Tagen abdfrehen konnte.
Fazit: "The Informer" ist ein durchschnittlicher Thriller, der in Einzelszenen immer wieder von intensiver Spannung lebt, diese angesichts des mittelmäßigen Plots und der unzureichend geschriebenen Charaktere aber nicht auf den Film als Ganzes übertragen kann.
Note: 3-
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