Ein offensichtlich namenloser Soldat (John David Washington) arbeitet mit seinem Team an einem äußerst prekären Fall. Offensichtlich plant der russische Oligarch Andrei Sator (Kenneth Branagh) einen Anschlag auf die Menschheit und hat sich dabei Zugang zu einer Fähigkeit verschafft, welche es ihm ermöglicht, die Zeit zu seinen Gefügen zu machen... zumindest ansatzweise. Um den finsteren Terroristen dingfest zu machen, muss der Soldat nun nicht nur in Kontakt mit Sator's Ehefrau Kat (Elizabeth Debicki) treten, sondern sich auch mit dem ihm zugeteilten Partner Neil (Robert Pattinson) zusammentun. Der scheint über die Zeitgeschichten etwas mehr zu wissen... und auch, wie man diese ebenfalls ausnutzen kann, um sich einen Vorteil zu verschaffen.
Hier ist er also: Der Film, der das Kino retten oder zumindest dahingehend den ersten Schritt wagen soll. Es ist ausgerechnet Christopher Nolan's neuer Film, der als erster Blockbuster in dieser Größenordnung den Sprung wagt, sich während der weiterhin grassierenden Pandemie in die Lichtspielhäuser bringen zu lassen. Während andere Studios ihre Filme munter verschieben oder sie auch gleich zu horrenden Preisen und mit miesen Umständen auf die eigenen Streaming-Dienste bringen wie Disney's "Mulan"-Remake, geht Nolan den einfachen und dennoch schweren Weg. Ob sich "Tenet" angesichts der weiterhin kritischen Lage in den USA und mit den strengen Auflagen, die die Kinos nun erfüllen müssen, zu einem ausreichend finanziellen Erfolg mausern und somit den Weg steinigen wird für all die anderen Filme, die da noch warten... das wird sich zeigen müssen. Es hängt allerdings verflixt viel davon ab, mag man meinen. Da ist es schade, dass "Tenet" dem Hype, der um ihn geflogen ist (und der irgendwie ja um jeden Nolan-Film fliegt), nun nach "Dunkirk" schon wieder nicht gerecht wird.
Natürlich ist das, was wir hier sehen, streckenweise und zumindest in grundlegenden Ideen eine Offenbarung. Unter einem absolut neuartigen "Wow"-Effekt macht es der "The Dark Knight"-Regisseur ja auch nicht mehr und das wir hier dann etwas sehen würden, was diesem Effekt absolut zu Gute kommt, war abzusehen. Und wie Nolan seine Protagonisten in den herausragend inszenierten Actionszenen, die noch dazu fast alle handgemacht sind und daher einen intensiven Realismus auf die Leinwand bringen, durch die Zeit schickt, vor und zurück, die Umgebung verändert, ausnutzt und dreht... das ist schon ziemlich spektakulär. Nicht so spektakulär wie das zusammengeklappte Paris in "Inception" oder die Reise durch ein schwarzes Loch in "Interstellar". Aber es ist spektakulär. Und wenn man bedenkt, was für ein ungemeiner Aufwand in die maßlos komplexen Choreographien von Menschen, Autos und Gebäuden eingeflossen ist, damit das irgendwann, in all diesen Strängen, so aussehen kann... dann ist man ziemlich weggeblasen. Leider ist dieser Punkt aber auch der einzige, in welchem Nolans neuestes Werk einen so wirklich umpustet, denn darüber hinaus kann "Tenet" leider wesentlich weniger, als es die mal wieder sehr mysteriöse Werbekampagne des Films hat vermuten lassen.
Denn der Plot, den man um diese wahnwitzige Inszenierungs-Erfindung geklöppelt hat, versucht zwar, durch ziemlich wirre Regelerklärungen und komplexe Worte eine gewisse Undurchsichtigkeit zu wahren, ist insgeheim aber ziemlich mau geraten. Es ist nun mal, so simpel ist es zu sagen, ein Agenten-Thriller, der sich in manchen Momenten auch einfach als Teil der "Mission: Impossible"-Reihe enttarnen könnte. Das an und für sich muss ja nichts Schlechtes sein, aber man fragt sich schon, wieso Nolan diesem recht simplen und letztlich in seiner Zerfaserung auch zähen Plot gleich noch ein solches Mysterium obendrauf packt, dessen Fragen er dann gar nicht beantworten kann oder will. Klar, anderenfalls wären diese grandiosen Actionszenen nicht möglich, aber etwas mehr Hintergrund, den man auch greifen kann und nicht, wie es Clemence Poesy zu Beginn sagt, einfach nur hinnehmen soll, wäre schön gewesen. So bleibt nämlich der Eindruck einer recht leeren Luftblase, die erst viel verspricht, aber am Ende offenbart, dass dahinter nicht viel ist. Außer einer ziemlich guten Idee halt, aber das wars dann auch.
Für die Schauspieler ist dieser neueste Nolan-Streich dann auch nicht unbedingt der zugänglichste. Tatsächlich kann sich mit "Everest"-Star Elizabeth Debicki nur ein prominentes Gesicht in dieser diesmal auch recht übersichtlichen Besetzungsliste mal so richtig freispielen - ihre gemeinsamen Szenen mit dem intensiv auftretenden, letztendlich aber arg klischeehaften Bösewicht, gespielt von "Mord im Orient-Express"-Ermittler Kenneth Branagh, haben richtig Dampf. Robert Pattinson, der ironischerweise bald als neuer Batman mit Christian Bale in Konkurrenz treten wird, empfiehlt sich mit seiner charmanten Darstellung für weitere Rollen in diesen Genres und bringt zumindest ansatzweise, wenn auch zu selten, benötigte Aufheiterung mit rein. Diese wird nicht von dem namenlosen Protagonisten gefördert, denn der bekommt im Grunde auch keine weiteren Charaktereigenschaften zugestanden, weswegen es uns als Zuschauer schwer fällt, ihm auf diese tödliche Mission folgen zu wollen. John David Washington nickt und staunt und wenn das Drehbuch dann mal versucht, ihm in irgendeiner Form eine emotionale Berechtigung zu verpassen, wirkt das ziemlich gekünstelt. Washington macht seine Sache solide, angesichts dieser trockenen Hauptfigur kann er aber auch wenig ausrichten. Da hätten auch Leonardo DiCaprio oder Matthew McConaughey wenig mehr draus machen können.
Fazit: Mit "Tenet" weist Christopher Nolan durch eine inszenatorische Grundidee, die ihresgleichen sucht, optische Brillanz vor. Die Handlung, die er darum strickte, kämpft jedoch mit logischen Widersprüchen, Längen und klischeehafter Redundanz.
Note: 3-
Hier ist er also: Der Film, der das Kino retten oder zumindest dahingehend den ersten Schritt wagen soll. Es ist ausgerechnet Christopher Nolan's neuer Film, der als erster Blockbuster in dieser Größenordnung den Sprung wagt, sich während der weiterhin grassierenden Pandemie in die Lichtspielhäuser bringen zu lassen. Während andere Studios ihre Filme munter verschieben oder sie auch gleich zu horrenden Preisen und mit miesen Umständen auf die eigenen Streaming-Dienste bringen wie Disney's "Mulan"-Remake, geht Nolan den einfachen und dennoch schweren Weg. Ob sich "Tenet" angesichts der weiterhin kritischen Lage in den USA und mit den strengen Auflagen, die die Kinos nun erfüllen müssen, zu einem ausreichend finanziellen Erfolg mausern und somit den Weg steinigen wird für all die anderen Filme, die da noch warten... das wird sich zeigen müssen. Es hängt allerdings verflixt viel davon ab, mag man meinen. Da ist es schade, dass "Tenet" dem Hype, der um ihn geflogen ist (und der irgendwie ja um jeden Nolan-Film fliegt), nun nach "Dunkirk" schon wieder nicht gerecht wird.
Natürlich ist das, was wir hier sehen, streckenweise und zumindest in grundlegenden Ideen eine Offenbarung. Unter einem absolut neuartigen "Wow"-Effekt macht es der "The Dark Knight"-Regisseur ja auch nicht mehr und das wir hier dann etwas sehen würden, was diesem Effekt absolut zu Gute kommt, war abzusehen. Und wie Nolan seine Protagonisten in den herausragend inszenierten Actionszenen, die noch dazu fast alle handgemacht sind und daher einen intensiven Realismus auf die Leinwand bringen, durch die Zeit schickt, vor und zurück, die Umgebung verändert, ausnutzt und dreht... das ist schon ziemlich spektakulär. Nicht so spektakulär wie das zusammengeklappte Paris in "Inception" oder die Reise durch ein schwarzes Loch in "Interstellar". Aber es ist spektakulär. Und wenn man bedenkt, was für ein ungemeiner Aufwand in die maßlos komplexen Choreographien von Menschen, Autos und Gebäuden eingeflossen ist, damit das irgendwann, in all diesen Strängen, so aussehen kann... dann ist man ziemlich weggeblasen. Leider ist dieser Punkt aber auch der einzige, in welchem Nolans neuestes Werk einen so wirklich umpustet, denn darüber hinaus kann "Tenet" leider wesentlich weniger, als es die mal wieder sehr mysteriöse Werbekampagne des Films hat vermuten lassen.
Denn der Plot, den man um diese wahnwitzige Inszenierungs-Erfindung geklöppelt hat, versucht zwar, durch ziemlich wirre Regelerklärungen und komplexe Worte eine gewisse Undurchsichtigkeit zu wahren, ist insgeheim aber ziemlich mau geraten. Es ist nun mal, so simpel ist es zu sagen, ein Agenten-Thriller, der sich in manchen Momenten auch einfach als Teil der "Mission: Impossible"-Reihe enttarnen könnte. Das an und für sich muss ja nichts Schlechtes sein, aber man fragt sich schon, wieso Nolan diesem recht simplen und letztlich in seiner Zerfaserung auch zähen Plot gleich noch ein solches Mysterium obendrauf packt, dessen Fragen er dann gar nicht beantworten kann oder will. Klar, anderenfalls wären diese grandiosen Actionszenen nicht möglich, aber etwas mehr Hintergrund, den man auch greifen kann und nicht, wie es Clemence Poesy zu Beginn sagt, einfach nur hinnehmen soll, wäre schön gewesen. So bleibt nämlich der Eindruck einer recht leeren Luftblase, die erst viel verspricht, aber am Ende offenbart, dass dahinter nicht viel ist. Außer einer ziemlich guten Idee halt, aber das wars dann auch.
Für die Schauspieler ist dieser neueste Nolan-Streich dann auch nicht unbedingt der zugänglichste. Tatsächlich kann sich mit "Everest"-Star Elizabeth Debicki nur ein prominentes Gesicht in dieser diesmal auch recht übersichtlichen Besetzungsliste mal so richtig freispielen - ihre gemeinsamen Szenen mit dem intensiv auftretenden, letztendlich aber arg klischeehaften Bösewicht, gespielt von "Mord im Orient-Express"-Ermittler Kenneth Branagh, haben richtig Dampf. Robert Pattinson, der ironischerweise bald als neuer Batman mit Christian Bale in Konkurrenz treten wird, empfiehlt sich mit seiner charmanten Darstellung für weitere Rollen in diesen Genres und bringt zumindest ansatzweise, wenn auch zu selten, benötigte Aufheiterung mit rein. Diese wird nicht von dem namenlosen Protagonisten gefördert, denn der bekommt im Grunde auch keine weiteren Charaktereigenschaften zugestanden, weswegen es uns als Zuschauer schwer fällt, ihm auf diese tödliche Mission folgen zu wollen. John David Washington nickt und staunt und wenn das Drehbuch dann mal versucht, ihm in irgendeiner Form eine emotionale Berechtigung zu verpassen, wirkt das ziemlich gekünstelt. Washington macht seine Sache solide, angesichts dieser trockenen Hauptfigur kann er aber auch wenig ausrichten. Da hätten auch Leonardo DiCaprio oder Matthew McConaughey wenig mehr draus machen können.
Fazit: Mit "Tenet" weist Christopher Nolan durch eine inszenatorische Grundidee, die ihresgleichen sucht, optische Brillanz vor. Die Handlung, die er darum strickte, kämpft jedoch mit logischen Widersprüchen, Längen und klischeehafter Redundanz.
Note: 3-
Kommentare
Kommentar veröffentlichen