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Better Watch Out

Der zwölfjährige Luke (Levi Miller) sehnt dem Heiligen Abend entgegen, da ihn an diesem Tag zum letzten Mal seine Babysitterin und zugleich sein heimlicher Schwarm Ashley (Olivia DeJonge) besuchen wird, bevor sie einen Umzug nach Pittsburgh wagt. Trotz der fünf Jahre Altersunterschied verspricht sich der frühreife Luke echte Chancen bei dem bei Männern sehr beliebten Teenager-Mädchen... und hat gemeinsam mit seinem Freund Garrett (Ed Oxenbould) gar einen Plan ausgeheckt, um Ashley für sich zu gewinnen. Kaum haben Lukes Eltern Robert (Patrick Warburton) und Deandra (Virginia Madsen) das traue Heim verlassen, läuft dieser auch an. Doch der Abend wird von einem unheimlichen Einbrecher überschattet, der erst ums Haus schleicht und schließlich sogar Drohbotschaften entsendet - ob sich Luke als Held herausstellen kann, um seine geliebte Ashley zu beschützen und so ihre Gefühle für ihn zu wecken?

"Better Watch Out" ist das perfekte Beispiel für ein rundum gelungenes Marketing. Der Film, der von einigen Kritikern bereits zur Reihe untypischer Weihnachtsklassiker wie "Stirb langsam" oder auch dem Familien-Kultfilm "Kevin allein zuhaus" gezählt wird, verlässt sich enorm auf manch eine überraschende Wendung innerhalb seines ziemlich unvorhersehbaren Plots - eine ganz große, den gesamten Ton des Films verändernde Wendung kommt dabei bereits nach rund einer halben Stunde. Ab hier legt das Werk, ebenso wie der zielführende Plot, eigentlich erst richtig los und für die Macher wäre es ein leichtes gewesen, diese Wendung in den Trailern zu spoilern. Das haben sie aber nicht getan. Ganz im Gegenteil - der Trailer ist, obwohl er etliche Szenen aus dem letzten Drittel des Films zeigt, so clever geschnitten, dass man als unbedarfter Zuschauer keine Ahnung hat, in welche Richtung sich dieser tatsächlich noch entwickeln wird. Umso überraschter ist man dann, wohin dieser Film läuft... und wie weit er dabei noch gehen wird.
Da "Better Watch Out" ohne ein großes Studio im Rücken produziert wurde und erst nach seinen Vorführungen bei diversen Festivals größere Teilnehmer für eine Kinoauswertung fand (zumindest in den USA, während der Film in Deutschland direkt auf Blu-Ray und DVD veröffentlicht wurde), konnte man auf risikoarmes Regelwerk pfeifen. Dementsprechend wild und auch brutal geht es hier zur Sache, auch wenn die Macher ein ziemlich verstörendes Augenzwinkern stets in der Hinterhand haben. Einige ziemlich derbe Grenzüberschreitungen gibt es dabei zu begutachten, dank des wirklich starken Drehbuchs, welches seine Grundideen bis zum Äußersten ausreizt und sogar noch kurz vor dem Abspann mit einigen echten Überraschungen aufwartet, bleibt der Film aber auch durchweg spannend. Dass der große Plan, welcher die Haupthandlung umspannt, rückblickend kaum einen Sinn ergibt, ist halb so wild - die blutige und kreative Ader, mit welcher die Autoren hier am Werk waren, überschattet solche Logiklöcher meist sehr konstant. Man kann nie wirklich sicher sein, was als Nächstes passiert und dank der knackigen Laufzeit bleibt das Tempo durchgehend hoch - nur hin und wieder hätte ich mir etwas mehr Ruhe und ein paar leisere Zwischentöne gewünscht, welche jedoch dem absurden Ton ein wenig zwischen die Beine gefahren wären.
Nein, das macht schon durchaus Laune und das Lachen bleibt einem besonders im letzten Drittel aufgrund einiger drastischer Szenen im Halse stecken. Um die wirklich blutigen Szenarien schneidet man hier zwar brav herum, doch die eigentlichen Taten der Protagonisten wiegen dabei mehr als ein austauschbares Splatterfest. Ein Problem ist indes nur die Darstellung von Levi Miller, der hier doch recht angestrengt und hölzern agiert - ein herber Kontrast zu seiner Rolle, die eigentlich sehr extravagant angelegt ist. Miller müht sich sichtbar, kann aber nie ganz verhehlen, dass er für solch einen schwierigen Part vielleicht noch zu unerfahren ist. Im direkten Kontrast fällt es dann jedoch schwer, von der Leistung von "The Visit"-Star Olivia DeJonge nicht beeindruckt zu sein. Wesentlich besser als viele ihrer Genre-Kollegen beweist sie im Angesicht des grausamen Schreckens eine erstaunliche Coolness, ohne dabei heldenhaft oder gar überheblich zu wirken. Mit einer kraftvollen Performance sichert sich Babysitterin Ashley jedenfalls mehr als spielend die Sympathien des mit ihr bangenden Publikums.

Fazit: Mit "Better Watch Out" hat Regisseur Chris Peckover einen gemeinen Weihnachts-Horrorfilm abgeliefert, dessen grundsätzlicher Plot zwar wenig Sinn ergibt, der dafür aber mit allerlei Überraschungen und eklatanten Härten um sich wirft - unvorhersehbar, gewagt und spannend.

Note: 3+





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