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The Babysitter (2017)

Cole (Judah Lewis) ist zwölf Jahre alt und gilt in seiner Schule als Loser. Ständig wird er von Mitschülern drangsaliert, die erst vor ihm Halt machen, wenn plötzlich seine Babysitterin Bee (Samara Weaving) vor ihnen steht. Aufgrund ihres Tatendrangs und ihres unverschämt guten Aussehens ergreifen die Schläger rasch die Flucht, sodass Cole sich stets freut, wenn seine Eltern (Leslie Bibb & Ken Marino) das Haus verlassen, damit Bee auf ihn aufpassen kann. Eines Nachts muss er jedoch erkennen, dass Bee auch eine sehr dunkle Seite in sich trägt: Er beobachtet, wie ein Treffen mit einigen Freunden in Coles Haus erst von einem simplen Flaschendrehen zu einem plötzlichen, kaltblütigen Mord übergeht. Cole ist sich sicher: Bee und ihre Freunde sind grausame Satanisten und haben sich ihn als nächstes Opfer ausgesucht...

Mit "The Babysitter" hat Netflix eines seiner wenigen Film-Franchises ausbauen können, wobei man anmerken muss, dass dies im Horror-Genre aufgrund der geringeren Budgets meist noch etwas einfacher ist. Der zweite Teil des Trash-Horrors erschien 2020 und über einen dritten Film wird seitens des Regisseurs wohl auch schon innig nachgedacht. Nun jedoch erst einmal der Startschuss, der 2017 erfolgte und den ich mir nun mit rund vier Jahren Verspätung angesehen habe. Eine Horrorkomödie sollte man ja tunlichst nicht ernstnehmen, weswegen ich mir von den 85 Minuten weitestgehend spaßige und sicherlich auch blutige Action erhoffte. Doch selbst wenn man nur dies erwartet ist es schon prägend, wie wenig Sinn die ganze Chose macht. Nichts gegen diverse, depperte Momente, aber sämtliche Figuren, die ohnehin nur vollkommen überzeichnete Abziehbilder darstellen, verhalten sich so unglaublich irrational und dämlich, dass so etwas wie Spannung zu keinem Zeitpunkt aufkommen will. Da wird an weit geöffneten Türen, die in die Freiheit führen könnten, glatt vorbeigehastet, um sich im nächsten Badezimmer einzuschließen und auch die wie die erste Rettung erscheinenden Cops gehören zu der Art Polizisten, die wohl in jedem anderen Job wesentlich besser aufgehoben werden.
Aber gut: Wir sollen all das wirklich nicht ernstnehmen, weswegen "3 Days to Kill"-Regisseur McG die ganze Sache nicht nur überzeichnet, sondern auch auf jede Art der inneren Logik pfeift - denn nur, wenn man sein Gehirn wirklich ganz ausschaltet, hört man auf, diverse Fragen zu stellen, die sich besonders darum drehen, wie diese dämliche Clique aus Deppen es überhaupt geschafft hat, so lange mit ihren blutigen Taten durchzukommen... und wie sie jedes Mal Coles Wohnzimmer säubern konnten, damit dieser keinen Verdacht schöpft. Das ist bei den hier ausartenden Blutfontänen nämlich kaum möglich. Aber ja, in Ordnung, wir denken nicht nach und wollen nur Spaß haben. Wer nach Humor sucht, scheint hier aber auch kaum an der richtigen Adresse zu sein, entpuppen sich die meisten der Gags doch als unglaublich elende Rohrkrepierer. Im Ernst, es ist schon erschreckend, wie flach all diese bemüht daherkommenden Witzchen anmuten und wie sehr man sich dabei fast ausschließlich auf läppische Penis- und Titten-Jokes verlässt. Dass unter all diesen Flachwitzen ab und an einer dabei ist, der einem tatsächlich ein kleines Lachen entlockt, scheint mit Glückstreffern noch erklärbar zu sein. Immerhin wissen die vollkommen überdrehten Splatter-Szenarien zu überzeugen und angesichts der sehr kreativen Abschaffung manch eines Handlungsträgers, sollte man McG vielleicht den Regieposten für den nächsten "Final Destination"-Film anbieten.
Ebenfalls funktionieren tut das auf gegensätzlichen Seiten agierende Hauptdarsteller-Duo. "Demolition"-Star Judah Lewis überzeugt mit viel Humor, aber auch mit einer reifen Ausstrahlung - wenn er seinen Häschern schließlich im direkten Duell gegenübertritt, fragt man sich zwar, warum er nicht einfach nach zahlreichen Möglichkeiten sein Heil in der Flucht sucht... aber es würde einem auch eine energiegeladene Performance entgehen. Mindestens ebenso wacker schlägt sich Samara Weaving, die zu Beginn noch als scheinbar coolste Babysitterin aller Zeiten aufprallt und später als kaltblütige Psycho-Killerin Akzente setzt. Natürlich alles vollkommen überzeichnet, aber es macht durchaus Spaß, ihr zuzusehen. Vom Rest der Besetzung kann man dahingehend definitiv nicht sprechen, denn diese weitere Killer-Brigade rund um "Scream"-Star Bella Thorne nervt mit ihrer überalberten Herumkreischerei eigentlich nur, sodass wir auch abseits des Daumendrückens für Cole nur froh sind, wenn einer von ihnen endlich das Zeitliche segnet. Und auch das geschieht selbstverständlich auf durchgedrehte und zumeist sehr blutige und wunderbar kreative Art und Weise.

Fazit: Ein komplett durchgedrehter, veralberter und als solcher anstrengender und erstaunlich unlustiger Trash-Horror, der einzig durch seine beiden Hauptdarsteller und ein solides Finale gewinnt. Die Fortsetzung hat nun das Potenzial dazu, sich von diesem eingeengten Handlungsspielraum zu lösen und mehr zu erzählen - wir werden sehen, ob dieses genutzt wird.

Note: 4





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