Der elfjährige Eli (Charlie Shotwell) leidet an einer schweren Autoimmunkrankheit, welche es ihm nicht erlaubt, mit Staub oder Luft in Kontakt zu kommen. Zuhause muss er in einem Zelt leben und beim Verlassen des Hauses einen luftdichten Anzug tragen. Die letzte Chance auf Heilung sehen Elis Eltern (Kelly Reilly & Max Martini) in der medizinischen Einrichtung von Dr. Horn (Lily Taylor). Diese führt an Eli komplexe Tests und Operationen durch, um ihm ein antigenes Mittel zu spritzen - mit der bevorstehenden Heilung wird jedoch auch der Geist des Jungen angegriffen. Eli beginnt in dem Haus besonders des Nachts seltsame Dinge zu sehen und glaubt, dass ihn etwas vor den Menschen in der Einrichtung warnen will. Was Dr. Horn als Halluzinationen aufgrund der Eingriffe abtut, will Eli jedoch nicht wahrhaben: Er ist überzeugt, dass in dem Haus etwas ganz und gar nicht stimmt.
Im Horror-Genre hat sich Streamingdienst Netflix bislang nicht immer mit Ruhm bekleckert - mit Vorschusslorbeeren überhäufte Gruselfilme wie "Veronica" oder "Voces" waren letztendlich stets nicht mehr als laue Lüftchen. Auch "Eli" überzeugt nicht durchgehend, auch wenn die Macher rund um Regisseur Ciaran Foy ihr Handwerk durchaus beherrschen. Die einzelnen Horrorszenen, in denen Eli seltsame Dinge in den Fluren der Einrichtung sieht und schließlich gar von ihnen verfolgt oder attackiert wird, sind sauber inszeniert und wissen auch zu erschrecken... ohne dabei allerdings in Konkurrenz zu den wirklichen Schockern der Neuzeit zu treten. Die Musik wirkt dabei zu aufdringlich und generell kann man die typischen Jumpscares stets vorausahnen - trotzdem gelingt Foy immer wieder ein stimmiges Werk, wobei er auch optisch einige schöne Szenen herausstellen kann.
Plottechnisch verrennt sich "Eli" nach einem vielversprechenden Beginn etwas: Gerade im Mittelteil begnügt sich der Film zu lange mit der aufkeimenden Frage, ob und wenn ja was denn nun mit dieser (natürlich sehr düster angehauchten und verzweigten) Einrichtung nicht stimmt. Glauben will dem kleinen Jungen niemand und der Zuschauer wird auf manch falsche (und auch auf ein paar richtige) Fährten geführt, während nebenbei die übliche Geistermär abläuft. Das ist kompetent inszeniert, aber letztendlich, da die finale Auflösung so weit wie möglich hinausgezögert werden muss, auch ein wenig langwierig. Eben diese Schlussauflösung kommt im actiongeladenen Finale aber gleich an mehreren Fronten überraschend daher - hier werden auch einzelne Subplots stimmig verwoben und was es nun mit der Titelfigur, der Einrichtung und den Absichten der Ärzte auf sich hat, dürfte niemand kommen sehen. Ob das Ganze dann auch rückblickend auf den gesamten Plot allzu stimmig ist, das dürfte eine andere Frage sein - wirkungsvoll und zumindest ansatzweise rund ist sie aber definitiv und sorgt gleich noch für einen netten Cliffhanger direkt vor dem Abspann.
In der Hauptrolle macht Newcomer Charlie Shotwell derweil eine solide Figur - er ist kein Kinderstar mit der Ausstrahlung eines Haley Joel Osment oder Jacob Tremblay, kann den Film aber durchaus auf seinen Schultern tragen. Dass er nicht ganz an die Klasse seiner Vorbilder heranreicht beweist hingegen "Stranger Things"-Star Sadie Sink, denn diese wirkt in ihren wenigen Szenen wesentlich kraftvoller und lockerer als der eigentliche Hauptdarsteller... und das, obwohl sie fast ausschließlich von der anderen Seite einer Fensterscheibe agiert. Unter den erwachsenen Darstellern hinterlässt die im Horror-Genre zuletzt ja sehr häufig beheimatete Lily Taylor den besten Eindruck, wohingegen "The Libertine"-Star Kelly Reilly weitestgehend nicht mehr zu tun bekommt, als um ihren Sohn und dessen Wohlergehen zu fürchten. Beide Figuren werden indes im späteren Verlauf des Films und innerhalb der Auflösungen noch weitere Überraschungen angedichtet, was beweist, wie sehr "Eli", wo er vorher nur ein recht banaler Geisterfilm ohne eigenen Stempel war, von eben diesem Finale abhängig ist.
Fazit: Über weite Strecken entwickelt sich "Eli", trotz kompetenter Regie und fähiger Darsteller, nur in den müden Horror-Standard, ohne Originalität oder wirklichen Schwung. Das erstaunlich runde und überraschende Finale entschädigt streckenweise für die vorhergehende Banalität.
Note: 3-
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