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Love and Monsters

Die Erde ist einer Katastrophe zum Opfer gefallen, nachdem der Giftmüll von tausenden ins All geschossenen Raketen, die einen drohenden Meteoriten zerstören sollten, in unsere Atmosphär eingedrungen sind. Die Tierwelt mutierte daraufhin zu gigantischen, gefräßigen Monstern, die über sieben Jahre hinweg in großen Schlachten rund fünfundneunzig Prozent der Menschheit auslöschten. Einer der letzten Überlebenden ist der junge Joel Dawson (Dylan O'Brien), der sich seitdem mit mehreren anderen Mitstreitern in einem Bunker versteckt und vor sieben Jahren während der Monsterattacken von seiner großen Liebe Aimee (Jessica Henwick) getrennt wurde. Als es ihm nun gelingt, Funkkontakt zu ihrer Kolonie herzustellen, schießt er alle Warnungen in den Wind, um über hundertvierzig Kilometer an der Oberfläche zurückzulegen und Aimee zu finden. Auf seiner gefährlichen Reise trifft er dabei nicht nur etliche gefährliche Kreaturen, sondern auch den treuen Hund Boy und wächst schließlich vollends über sich selbst hinaus...

Netflix veröffentlichte dieses eigentlich schon fürs Frühjahr 2020 eingeplante Fantasy-Abenteuer vor einigen Tagen auf seinem Streamingservice. Würde man nicht wissen, dass das Werk für die große Leinwand geplant gewesen ist, dürfte man vermuten, dass "Love and Monsters" das perfekte Material für Netflix ist. Und das nicht, weil der Film für die großen Kinos zu schwachbrüstig gewesen wäre (wobei ein durchschlagender Erfolg angesichts der eigentlichen Konkurrenz wohl auch eher schwierig gewesen wäre), sondern weil Netflix einen Film wie diesen schlichtweg brauchte. In Zeiten der Corona-Pandemie fehlen die ganz großen Blockbuster, welche sich die Studios zumeist noch bis zu einer Wiedereröffnung der Kinos aufsparen wollen, seit rund einem Jahr. Und auch wenn "Love and Monsters" nun kein gigantisches Megaspektakel ist, welches die Wartezeit auf Kino-Gigantonomie wie "Black Widow" oder "Fast and Furious 9" verkürzen kann, so ist es eben ein Blockbuster. Und ganz frische Fantasy-Ware, nach den neuesten Technikstandards und mit ein wenig mehr Action und Krachbumm, das hat in letzter Zeit weitestgehend doch gefehlt. So will man diesen Film eigentlich von Beginn an gernhaben und ist schließlich nur deswegen nicht richtig begeistert, weil er weniger liefert, als er eigentlich könnte.
So bewiesen die Macher rund um "Nachts im Museum"-Regisseur Shawn Levy, welcher hier als ausführender Produzent tätig war, in der Ausgestaltung der mutierten Tierwelt durchaus Originalität. Sicher, die visuellen Effekte sind stets klar als solche zu erkennen, doch die einzelnen Scharmützel zwischen Joel und den gefräßigen Viechern wissen dank einer routinierten Kamera und leisem Humor zu gefallen - und die Tiere sind hier in ihrem comicartigen Stil tatsächlich mal originelle Schöpfungen, die über reine Gefräßigkeit hinausgehen. Da das Budget aber vermutlich doch etwas knapper war, musste man sich das richtige Spektakel für ein (in dieser Hinsicht überzeugendes) Finale aufsparen und die vorhergehenden Kämpfe kürzen. So ist dann also nichts dabei, was so wirklich spektakulär ist. Das liegt natürlich auch an einer an sich vorhersehbaren Handlung, die eigentlich erst im letzten Drittel, wenn der Plot einige neue Fahrwasser erreicht, an Fahrt aufnimmt. Zuvor ist die Message des Films klar und wirklich spannend muss es hierbei auch nicht werden. Dementsprechend agiert "Love and Monsters" trotz zwischenzeitlicher Härten eher leichtfüßig, kann angesichts des arg bemüht wirkenden Humorlevels aber auch keine echten Lacher kreieren.
Gerade im etwas zähen Mittelteil hängt das Fantasy-Abenteuer dementsprechend ziemlich durch und kann sich einer recht einseitigen Episodenhaftigkeit nicht erwehren: Joel muss ein Hindernis nach dem anderen überwinden, um schließlich an sein Ziel zu gelangen. Da es dem Skript darüber hinaus an originellen Ideen und auch an kernigen Charakteren fehlt (sogar "The Walking Dead"-Star Michael Rooker fährt hier merklich mit begrenztem Schaum), bleiben einige Längen nicht aus. Hauptdarsteller Dylan O'Brien, der mit der "Maze Runner"-Trilogie schon viel Blockbuster-Erfahrung vorweisen kann, müht sich auch in diesen Phasen redlich und bleibt durchweg sympathisch und aufgeweckt. An seiner Leistung gibt es generell nichts zu bemängeln, wohl aber an dem Charakter, den er spielt. Dieser ist natürlich ängstlich und eigentlich gar nicht an großen Auseinandersetzungen interessiert. Nun nimmt er dennoch seinen Mut zusammen, um die Liebe seines Lebens ausfindig zu machen, was an und für sich ein netter Aufhänger ist, um diesen Joel auch mit seinen eigenen Ängsten zu konfrontieren. Dass die Hauptfigur dabei aber in all seiner Panik eben niemals vorsichtig, sondern eher dummdreist agiert und dabei sogar die Apokalypse zu vergessen scheint (wer würde in einer von Monstern beheimateten Einöde noch lauthals mit einem Hund Frisbee spielen, ohne zuvor das Gebiet zu säubern?), soll wohl den Comedy-Touch aktivieren, macht die Hauptfigur aber immer wieder dümmer und unnahbarer, als es eigentlich der Fall sein soll.

Fazit: Der neue Netflix-Blockbuster liefert einige originelle und rasante Actionszenen, gerät in Sachen Humor aber deutlich zu brav und bemüht. Dementsprechend hängt der Film besonders im Mittelteil sehr durch, bevor er zu einem zufriedenstellenden Showdown aufbrechen kann.

Note: 3-




 

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