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Magnolien aus Stahl

Für die prunkvolle Hochzeit der jungen Shelby (Julia Roberts) mit ihrem geliebten Jackson (Dylan McDermott) ist eine ganze Gästeschar angerückt. Shelbys Mutter M'Lynn (Sally Field) versucht alles, um ihrer Tochter einen unvergesslichen Tag zu bescheren und erhält dabei auch die Unterstützung ihrer guten Freundinnen Truvy (Dolly Parton) und Clairee (Olympia Dukakis). Gemeinsam bequatschen die drei Frauen gern den neuesten Tratsch und treffen sich dafür vorwiegend in einem nahen Friseursalon, der natürlich auch vor der Hochzeit noch einmal ausgiebig besucht wird. Themen gibt es so einige: Mal reichen sie bloß von der neuesten Mode oder dem letzten Frisurentrend bis hin zum Gebaren der miesepetrigen Nachbarin Ouiser (Shirley MacLaine), aber auch hin zu Shelbys Streit mit ihrem zukünftigen Mann, ihrem Kinderwunsch und schließlich auch manch einer familiären Tragödie...

Nein, ein Film wie dieser würde heute unter diesen Umständen wohl nicht mehr gemacht werden können. Nicht, dass "Magnolien aus Stahl" irgendwem auf die Füße treten würde, aber die zumeist doch sehr banalen Probleme durchweg weißer und sehr privilegierter Damen (und Männer) aus einer Vorstadt in den USA zum hochgestochenen Drama zu transferieren, das würde heute nur noch langweilen. Tat es übrigens auch damals schon, denn obwohl der Film sogar mit Julia Roberts ins Oscar-Rennen einstieg (gewinnen tat die Schauspielerin die begehrte Trophäe im Jahr 2000 für "Erin Brockovich"), zeigte sich das Gros der Kritiker weniger begeistert von einem Film, der sein Hauptaugenmerk eben nur auf einige lästernde und sich den Problemen anderer widmender Damen legt. Als Komödie funktioniert dieser Schlagabtausch immer wieder sehr solide und die geschliffenen, wenn auch teils zu langen Dialoge haben immer wieder ein paar schöne Treffer zu bieten.
Darüber hinaus verliert "Magnolien aus Stahl" aber besonders in den kitschig aufgezogenen Drama-Elementen, auch wenn im letzten Drittel durchaus einige rührende Momente hinzukommen. Verpackt in helles Licht und einer bunten, beinahe quietschigen Ausstattung soll uns hier der Mittelpunkt dieser Damen nahegebracht werden. Das sind zumeist Blumen, die eigene Frisur oder die einer anderen Frau und natürlich Hochzeiten und Tratsch. Das ist nicht sonderlich aufregend und wird besonders dann zu einer schwierigen Angelegenheit, wenn die Autoren all diese Themen, für die manch einer von uns nur ein müdes Achselzucken oder einen "Stell dich doch nicht so an"-Einwurf übrig hat, viel zu ernst nimmt. Glücklicherweise gibt es genügend Humor, der ganz besonders von der brillanten Shirley MacLaine transportiert wird und das Zusammenspiel der Charaktere sorgt immer wieder für manch einen Lacher. Gemeinhin kommt das Konfliktpotenzial dieser Beziehungen, Freundschaften und Familien aber nicht über das Niveau eines Kitschromanes von der Tankstelle hinaus, was auf zwei Stunden gestreckt dann eine reichlich dröge und unspektakuläre Angelegenheit ist.
Gerettet wird dieses ziemlich maue Gepinsel von den durchweg gut aufgelegten Darstellerinnen. Die großartige Shirley MacLaine, die als Sidekick der Damen und als von diesen ständig verärgerte Nachbarin für einige schöne Komikmomente sorgt, wurde bereits erwähnt. Darüber hinaus sind es ganz besonders Julia Roberts und "Forrest Gump"-Star Sally Field, die als Tochter und Mutter in schwierigen Zeiten auch die zumeist noch arg klischeehaften Dramaelemente ausbessern. Der Rest kann da wenig retten, auch wenn sich immerhin ein Tom Skerritt auf männlicher Seite mit ein paar schrägen Auftritten noch mutig einwirft. Darüber hinaus bleibt die Regie einfallslos, der Soundtrack ein uninspiriertes Gedudel und die ständigen Bilder der ach so schönen, prunkvoll gezeichneten Vorgärten und blitzeblank geputzten Wohnzimmer mag auch kein Staunen herbeizaubern. Am Ende ist es ungefähr so aufregend, wie zufällig energiegeladene Gespräche in den örtlichen Verkehrsmitteln mit anzuhören. Das kann schon mal ganz aufregend und lustig sein, doch hat man dieses Gezeter als bald wieder vergessen... und warum diese Menschen so laut krakeelen, dass alle anderen (ob sie wollen oder nicht) von all den Dramen dieser einen Person erfahren müssen, erschließt sich einem auch nicht ganz.

Fazit: Kaum aufregendes Getratsche von wohlhabenden Menschen zu belauschen, kann spaßig sein. Dank der Treffsicherheit manch eines Dialogs gelingt auch hier netter Humor - in den verkitschten und unglaubwürdig überzeichneten Dramaelementen erhält man jedoch eher den Eindruck einer verkopften, unemotionalen Inszenierung.

Note: 4+







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