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Code Ava - Trained to Kill

Ava Faulkner (Jessica Chastain) ist eine herausragende Auftragskillerin und hat bereits mehr als vierzig Menschen im Auftrag ihres Managements ermordet. Nun verliert sie über eine neue Mission in Saudi-Arabien die Kontrolle, da ihr Mentor Duke (John Malkovich) ihr zuvor offenbar versehentlich falsche Informationen zukommen ließ. Management-Chef Simon (Colin Farrell) will Ava nach dem geplatzten Auftrag ausschalten lassen, doch Duke stellt sich vor seinen Schützling. Der Kessel beginnt zu brodeln - während Ava versucht, ihre komplizierte Familiensituation zu klären, muss sie mit ständigen Schatten und der durchgehenden Wahrscheinlichkeit eines plötzlich auftauchenden Attentäters rechnen, der ihr nach dem Leben trachtet. Offensichtlich kann sie nur durch einen weiteren Mord aus der ganzen Sache herauskommen: Dem Mord an Simon.

Mir war klar, dass mich mit diesem während der Corona-Pandemie digital veröffentlichten Action-Thriller unter der Regie von "Ma"-Macher Tate Taylor kein Meisterwerk erwarten würde. Tatsächlich wollte ich mich nach dem Lesen manch einer schier desaströsen Kritik noch spontan für einen anderen Film an meinem freien Abend entscheiden. Letztendlich fiel meine Wahl doch auf "Code Ava", wobei ich mich besonders von der illustrene Starbesetzung blenden ließ... und das, obwohl diese bereits im merkwürdig zerschnittenen Trailer keine gute Figur zu machen schien. Angesichts der niedrigen Erwartungen ist der Film nun keine komplette Bauchlandung geworden, ist allerdings auch nicht allzu weit davon entfernt. In dem Bemühen, zugleich ein Familiendrama als auch einen harten Actionfilm zu drehen, scheitert Taylor an beiden Belangen: Er liefert ein stinklangweiliges Drama und einen schwach inszenierten Actioner, in welchem einzig Jessica Chastain zu glänzen versteht.
Nun gut, nichts gegen den Versuch, eine ambivalente Actionfigur mit einem dramatischen Hintergrund auszustatten. Offensichtlich ist Drehbuchautor Matthew Newton dabei aber wenig eingefallen, weswegen sich recht schamlos an den üblichen Klischees des Genres aufgehängt wird. Dementsprechend hat Ava natürlich ein Alkoholproblem, weswegen sie jeden Hotel-Kühlschrank und die darin befindlichen Wodka-Fläschchen minutenlang anstarrt, ehe sie sich wieder abwendet. Und natürlich hängt auch der Familiensegen schief, da die Mutter (hat wenig zu tun: "Die Piratenbraut"-Star Geena Davis) nach einem Herzinfarkt im Krankenhaus liegt und Avas Schwester gar nicht gut auf sie zu sprechen ist. Dies könnte man nun als maue Plotpoints abhaken, die eben eine Pause zu den Actionszenen aufbieten - was man sich aber mit der Weiterentwicklung dieser Hintergrund-Story im Bezug auf den Verlobten von Avas Schwester gedacht hat, das ist tatsächlich zum Haare raufen. Da verbringt der Plot ewige Minuten mit dem an sich vollkommen egalen Charakter des von Rapper Common gespielten Michael, um dessen Spielsucht zu thematisieren - ein Plot, der letztendlich nicht nur ungemein dröge inszeniert ist, sondern auch noch sehr leer neben dem Rest des Films steht, sodass man bis zum Ende gar nicht weiß, warum das alles eigentlich noch dringeblieben ist.
Wäre wenigstens die Action gut inszeniert, man könnte über solcherlei Hänger und auch über eine durchweg vorhersehbare und haarsträubend entwickelte Geschichte vielleicht noch mit einem zugedrückten Auge hinwegsehen. Doch auch hier enttäuscht Taylor mit dem verhassten Genre-Klischee, dass man seine minutenlangen, durchchoreographierten Schlägereien so heftig zerschneidet, dass im Grunde kein richtiger Faustschlag mehr sitzt. Da können die Gesichter der Kämpfenden am Ende eines solchen Fights noch so zerschunden aussehen - aufgrund der wilden Hektik, des rasanten Schnitts und der ungemütlichen Wackelkamera entsteht niemals der Eindruck, dass hier wirklich zwei erfahrene Schauspieler (oder deren Stuntdoubles) mal richtig auf Power gehen. Also ist auch hier nicht viel zu holen, weswegen sich der geneigte Filmfan nur noch an Jessica Chastain sattsehen kann. Die war zwar auch schon besser, entwickelt aber immerhin genügend Feuer, um den Zuschauer auf Trab zu halten und ihr zumindest ansatzweise die Daumen zu drücken. Große Namen wie Colin Farrell oder "Con Air"-Star John Malkovich setzen in den Nebenrollen höchstens solide Ansätze.

Fazit: Ein erwartungsgemäß schwach geschriebener und mau inszenierter Actionthriller, dessen rasante Szenen genregetreu zerschnitten werden, während das Familiendrama im Hintergrund kaum langweiliger erdacht werden konnte. Immerhin macht Jessica Chastain ihre Sache sehr gut.

Note: 4





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