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Wall Street (1987)

Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Börsenmakler Bud Fox (Charlie Sheen) verbringt seinen Arbeitsalltag bei dem Unternehmen "Jackson Steinem & Co." hauptsächlich am Telefon, wo er versucht, sich einen Kundenstamm aufzubauen und diese für mal mehr, mal weniger vielversprechende Aktienanteile zu begeistern. Seit mehreren Wochen versucht er, um seine Karriere endlich voranzubringen, Gordon Gekko (Michael Douglas), einen berüchtigten Geschäftsmann mit viel Geld und Ahnung, zu erreichen und bei ihm einzusteigen. Mit einer Menge Hartnäckigkeit und letztendlich einem ebenso gewagten wie hilfreichen Tipp schafft Bud es schließlich in Gekko's Büro... und dieser ist von seinem Arbeitsdrang angetan genug, um sich seiner anzunehmen. Als Gekkos neue rechte Hand verliert sich Bud jedoch alsbald in dem plötzlichen Regen aus Geld und Ruhm und versteht, dass sein großes Idol bereits Dreck am Stecken hat.

"World Trade Center"-Regisseur Oliver Stone machte diesen Film im Jahr 1987 und bewies damit, wie noch häufiger in seiner Karriere, einen erstaunlichen Weitblick. Noch bevor das Börsentreiben all die Aufmerksamkeit erfuhr, die sie heute hat, wagte er bereits einen Blick hinein in dieses wilde Geschrei, in das Kalkulieren von viel Geld und Hinweisen, die noch mehr Geld einbringen... und lässt dieses auch schließlich einbrechen. Eine kluge Vision zu einem Thema, welches uns bis heute beschäftigt - und Stone war dem voraus. Entstanden ist dabei ein kleiner, aber feiner Kultfilm, der sich zu weit mehr entwickelte, als man damals ahnen konnte. Die Figur des Gordon Gecko wurde zu einem kultigen 80s-Charakter und verschaffte Michael Douglas seinen ersten Darsteller-Oscar. Der Ruf des Films hielt sich, trotz damals nur solider Kritiken, bis heute so gut, dass im Jahr 2010 sogar eine Fortsetzung in die Kinos kam, die ich mir so bald wie möglich in einer Erstsichtung ansehen werde. Bis dahin aber erst einmal das Original, welches all das erst möglich machte - ein Film, der mit Abstrichen auch heute noch funktioniert.
In seiner gewohnt energiegeladenen Regie macht Oliver Stone auch denen das Treiben in der Börse nahbar, die sich bislang wenig bis gar nicht mit diesem Thema auseinandergesetzt haben. Zugegeben, in den blitzschnellen (und hervorragend geschriebenen) Dialogen wird mir sicherlich manch ein Insider entgangen sein, denn dafür bin ich einfach nicht genug im Thema drin. Doch auch darüber hinaus erzählt Stone eine zwar nicht allzu originelle, dafür aber packende und zeitlose Geschichte über Geld, dass einen Menschen verderben kann und auch über den raschen Aufstieg und ebenso raschen Falles eines Mannes, der alles auf eine Karte setzte und dem der finanzielle Erfolg wichtiger als alles andere war. Atmosphärisch dicht inszeniert Stone das wilde Treiben in den Börsenbüros, wo etliche Männer und Frauen an den Telefonen hängen, schreien und gestikulieren - da reichen Sekunden, um einen wertvollen Tipp zu einem Absturz zu bringen. Im weiteren Verlauf verliert Stone im Mittelteil ein wenig den Fokus aus den Augen, unterhält aber trotz einer an sich eher vorhersehbaren Geschichte mit süffisanten Dialogen und einigen ganz starken Schauspieler-Momenten.
Selbstverständlich ist es der brillierende und völlig zurecht mit dem Oscar ausgezeichnete Michael Douglas, der das ganze Treiben wie ein lauernder Löwe beherrscht - der eigentliche Hauptdarsteller Charlie Sheen, dem wir durch die Geschichte folgen, fällt dabei in Sachen Charme eher ab. Ähnlich wie bei der Paarung von Captain Jack Sparrow und William Turner im ersten "Fluch der Karibik"-Film dürfte dies jedoch gewollt sein: Douglas kann schließlich nur deswegen immer mehr glänzen, weil Sheen ihm gegenüber zumindest in der ersten Hälfte deutlich unterlegen ist. Gordon Gecko ist charismatischer, gefährlicher, spitzzüngiger. Dass Sheen's weitestgehend konturloser Bud Fox dagegen den Kürzeren ziehen muss, ist nicht nur eindeutig, sondern muss auch so sein, um das Figurenmuster am Leben zu halten. In Nebenrollen gefallen indes besonders der jüngst verstorbene Hal Holbrook als scheinbar einzige gute Seele innerhalb des Umherschiebens von allerlei Geld... sowie Charlie Sheens Vater Martin, der hier passenderweise auch den Vater von Bud Fox spielt. Martin Sheen bringt dabei den persönlichen Konflikt der Hauptfigur in Gang, dem es zwar auch an Tiefe mangelt, der dafür aber das Tempo zum richtigen Zeitpunkt anzieht und zu einem etwas flott abgehandelten, an sich aber stark inszenierten Finale führt.

Fazit: "Wall Street" lebt besonders von einer brillanten Performance des oscarprämierten Michael Douglas in einer seiner kultigsten Rollen. Die Geschichte an sich bleibt eher vorhersehbar, allerdings inszeniert Oliver Stone diese atmosphärisch dicht und mit einigen herausragend geschriebenen Dialogen.

Note: 3+




 

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