Chuck Noland (Tom Hanks) arbeitet für den Paketzustelldienst FedEx und hält unter seinen Mitarbeitern in Sachen Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit die Fahne hoch. Eines Tages verunglückt ein Flugzeug, in welchem Noland mit vier weiteren Männern über den Ozean fliegt, schwer und notwassert in der See. Als einziger Überlebender gelingt es dem Lieferboten, sich auf eine nahe Insel zu retten. Dort beginnt er sogleich mit dem Sammeln nützlicher Gegenstände, die vom Flugzeugwrack am Strand angespült werden, errichtet ein SOS-Zeichen im Sand und sucht nach Nahrungsquellen. Da das Flugzeug zuvor jedoch den tödlichen Sturm umfliegen wollte und somit fernab seiner eigentlichen Route flog, scheinen die Chancen auf eine Rettung gering. Sich der Tatsache bewusst, auf der menschenleeren Insel womöglich den Rest seines Lebens zu verbringen, lebt sich Noland auf dem Eiland ein...
"Cast Away" zeigt, was Schauspieler und Regisseur gemeinsam zu leisten haben, wenn sie einen Film wie diesen drehen wollen - und das auch noch wirklich gut machen wollen. So nahm Hauptdarsteller Hanks für die erste Hälfte des Films an Gewicht zu, bevor die Dreharbeiten rund acht Monate pausieren mussten. In dieser Zeit nahm Hanks die überschüssigen Pfunde wieder ab und Regisseur Robert Zemeckis drehte mit dem Thriller "Schatten der Wahrheit" gar noch einen weiteren Film. Erst dann und nach allerlei körperlicher Hungerfolter konnten die Dreharbeiten an dem Überlebensdrama wieder aufgenommen werden. Diese Mühen sind dann auch deutlich auf dem Bildschirm zu sehen - man spürt, mit wie viel Sinn für Detailarbeit Zemeckis zu Gange war und wie schier wahnwitzig und versessen Hanks sich auf die Rolle vorbereitet und sie schließlich mit aller Kraft ausgeführt hat. Das ist dann schon beinahe auf einem Level mit Christian Bale, der sich gefühlt für jeden neuen Film, in dem er mitspielt, eine ganz andere Körpermasse zulegt.
Da ist es dann auch nicht wirklich erstaunlich, dass "Cast Away" ohne Tom Hanks nicht funktionieren würde. Den Großteil des Films muss er als einziger, menschlicher Akteur tragen - würde er sich hier nicht vollends verausgaben, würde das persönliche Drama dieses normalen Menschen wohl nie zum Tragen kommen. Dementsprechend liefert Hanks hier eine brillante Performance ab, wobei es gar zu einer Oscarnominierung gereichte - die Trophäe schnappte ihm schließlich Russell Crowe mit seinem nicht weniger beeindruckenden Auftritt in "Gladiator" vor der Nase weg. Aber das macht nichts: Hanks beweist, dass er vollends in der Lage ist, einen Film wie diesen zu tragen, wobei er nie überzeichnet und auch in Momenten leiser Komik überzeugt. Der heimliche Star neben Hanks ist, wie Filmfans aus aller Welt wissen, ausgerechnet ein mit Blut beschmierter Volleyball. Bis heute gehören die Szenen zwischen Hanks' Chuck Noland und dem kleinen Ball Wilson zu den klassischen Genre-Momenten - und da wundert es dann auch nicht, dass der emotionalste und niederschmetterndste Moment des ganzen Films ganz den beiden gehört. Zemeckis holt dabei aus kleinen, intimen Momenten immer wieder eine immense Kraft hervor, wobei er Humor mit großem Drama mischt, ohne dass sich beide Gefühle dabei im Weg stehen würde - eher beflügeln sie sich noch.
Tatsächlich sind die Performance des "The Green Mile"-Stars und eben diese Kommunikation mit einem leblosen Gegenstand aber die einzigen wirklichen Besonderheiten dieses Films. Robert Zemeckis' Regie ist einfallsreich, aber zumeist dem Standard des Genres angemessen. Die Bilder sind beeindruckend, allerdings wird schnell deutlich, dass man zu wenige Ideen hatte, um den Film wirklich auf zweieinhalb Stunden Laufzeit zu strecken. So angenehm es ist, in einem Blockbuster nicht immer wieder mit neuen Wendungen befeuert zu werden, so dröge ist teilweise der Verlauf, wenn ohnehin klar ist, auf welches Ende oder zumindest welches Finale dieser Film hinauslaufen wird. Eine stimmige Dramaturgie findet sich, trotz starker Einzelszenen, nicht. Generell ist der Überlebenskampf in einigen Momenten sehr intensiv inszeniert (Stichwort: Zahn), wobei Zemeckis darüber hinaus aber eher das ABC des "Auf einsamer Insel gestrandet"-Abenteuers abgrast. Das ist dann beileibe nicht schlecht, aber selten wirklich aufregend und auch voll und ganz frei von Überraschungen - bis zum schönen, aber womöglich auch zu sentimental angehauchten Schlussakt.
Fazit: Ein durch und durch kompetent inszeniertes und vor allem beeindruckend gespieltes Abenteuer-Drama, welches jedoch an einer überraschungsarmen Geschichte und einer schwammigen Dramaturgie krankt.
Note: 3+
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