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Designated Survivor - Die dritte Staffel

Tom Kirkman (Kiefer Sutherland) hat sich gewandelt: Der Wahlkampf gegen seinen einstigen Mentor Cornelius Moss (Geoff Pierson) verlangt ihm alles ab, weswegen sich Kirkman gemeinsam mit seinen alten Mitstreitern Aaron Shore (Adan Canto) und Seth Wright (Kal Penn) manch einen Fauxpas erlaubt. Seinen von der Bevölkerung kritisch gesehenen Wandel glaubt Kirkman auch im Abgang seiner ehemaligen Stabschefin Emily Rhodes (Italia Ricci) zu sehen. Diese hat dem Weißen Haus den Rücken zugekehrt, kann sich jedoch noch nicht von ihrer Vergangenheit lösen: Aufgrund eines verräterischen Videos ermittelt die ehemalige FBI-Agentin Hannah Wells (Maggie Q) gegen sie und kommt einigen Geheimnissen auf die Spur, die auch mit Kirkmans Präsidentschaft zusammenhängen...

Eigentlich galt "Designated Survivor" als tot: Nach der zweiten Staffel wollte ABC den Polit-Thriller mit Kiefer Sutherland eigentlich absetzen, bis Netflix sich die Rechte sicherte und als Retter der Serie eine letzte, dritte Staffel produzierte. Diese macht zum Abschluss der Serie nun aber eher den Eindruck a la "Besser irgendeine finale Staffel als gar keine", weswegen die erste Vorfreude auf ein generelles, geplantes Finale der Show schon bald einer gewissen Ernüchterung weicht. Dass nun der Streaminggigant hinter der zuvor ja stets etwas bieder inszenierten Serie steht, merkt man aber schnell. Aus den zuvor stets über zwanzig Episoden pro Staffel wurden zehn, die nun auch Netflix-typisch rund 50 Minuten lang sind. Die Inszenierung gerät sauberer, selbst der Soundtrack wurde überarbeitet. Und schon früh fällt auf, dass man die Show auch um einiges an Fett erleichtert, was an einigen Stellen traurig ist. Eine Kürzung an sich scheint angesichts etlicher Füllerepisoden in den Vorgängerstaffeln zwar sinnvoll, dass dabei aber auch zahlreiche ins Herz geschlossene Charaktere ohne weitere Erklärung aus der Serie verbannt wurden, ist ziemlich schade.
Mit seiner letzten Season vollführt "Designated Survivor" außerdem endgültig den Wandel vom actiongeladenen Thriller hin zum Drama. Dadurch wirkt der Thriller-Plot, der offenbar nur dazu da ist, um die bei Fans beliebte Maggie Q in ihrer Hauptrolle als ehemalige FBI-Agentin Hannah Wells noch im Spiel zu halten, ziemlich deplatziert. Ihre Suche nach einer möglichen Biowaffe, die die gesamten Verinigten Staaten bedroht, läuft nicht nur weitestgehend losgelöst vom Rest der Handlung ab, sondern wird dann auch noch ziemlich mau aufgelöst. Der Fokus liegt jedenfalls auf Tom Kirkmans Wahlkampf, wobei er sich (wie zuvor gewohnt) bei allem und jedem anbiedert. Netflix spart hier zum Glück gerade bei Kirkmans Charakter endlich nicht mehr an Politkritik - da scheinen die Macher nach "House of Cards" noch etwas mehr Intrigen mitgebracht zu haben. Trotzdem macht man es sich an vielen Stellen zu einfach, wenn man schlichtweg jedes politisch hochgekochte Thema auch in dieser Serie anbietet. So löblich das Ansprechen von hochaktuellen Themen wie Rassismus, Sexismus, Gleichberechtigung, LGBTQ, Digitalisierung und Nachhaltigkeit auch sein mag - "Designated Survivor" kann all diese Themen in diesem eng gestrickten Rahmen leider nur als recht kitschig und mutlos gehaltene Check-Liste nutzen.
Dementsprechend macht die Serie etliche Fässer auf, um es im Umkehrschluss auch ja jedem potenziellen Zuschauer recht zu machen und politisch korrekte Stellung zu beziehen. Das ist mal charmant, mal aber auch ziemlich bemüht und wirkt eher, als würde man sich auf Gedeih und Verderb dem Zeitgeist anpassen. Dadurch lauert dann aber zwangsweise das Problem, dass die Probleme der schwarzen Bevölkerung, den Latinos, Asiaten, transsexuellen Menschen, homosexuellen Menschen und ethnischen Minderheiten aufgegriffen und thematisiert werden... retten muss all diese Menschen am Ende aber eben ein weißer, männlicher Präsident, denn Tom Kirkman ist und bleibt schließlich der Held der Geschichte. So versucht sich die Serie sehr darum zu mühen, aktuell und modern zu sein, bleibt dabei in seiner Formelhaftigkeit arg zahnlos und verhebt sich sogar ein manches Mal im Ton. Keine Frage, einige der dramatischen Plots sind ganz stark geschrieben - besonders die zuvor ja eher stiefmütterlich geschriebene Emily bekommt hier noch viel dramaturgisches Futter ab, während die meisten der neu eingeführten Figuren die hier nun mit Abwesenheit auffallenden Fanlieblinge nicht ersetzen können. "Designated Survivor" wirkt als gesamte Serie betrachtet ausgesprochen sprunghaft, nicht rund und recht kopflos. Das gilt insbesondere für diese dritte Staffel, bei der wir zwar froh sein sollten, dass es sie überhaupt gibt, um zumindest ansatzweise einen (wenn auch unbefriedigenden) Abschluss zu bieten, die darüber hinaus aber schwer mit dem etlichen Ballast zu kämpfen hat, den sie sich neu auflädt, ohne dabei darauf zu achten, ob man das Ganze so überfüllt denn auch noch ins Ziel retten kann. 

Fazit: Netflix hat "Designated Survivor" zwar vor einer Absetzung gerettet, kann sie aber nicht vor einer Bedeutungslosigkeit retten. Das Finale der Thriller-Serie wirkt im Dramabereich oft mutig, oft aber auch arg bemüht. Das Tempo schleift, die Dramaturgie holpert aufgrund zahlreicher Nebenplots, die soapig nebeneinander herlaufen. Kein wirklich würdiges Ende einer aber auch nur zu Beginn wirklich überzeugenden Serie.

Note: 4+





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