Nach dem Verlust einer wertvollen Fracht des US-Militärs kam es in den Vereinigten Staaten zum Ausbruch mehrerer Zombies. Diese machten sich sogleich über die nahegelegene Stadt Las Vegas her - tausende Menschen starben, um gleich darauf als gefräßige Untote wieder zu erwachen. Der Regierung und dem Militär gelang es, Las Vegas von der restlichen Welt abzuschotten und die Gefahr somit einzudämmen. Nun soll der damals an den Operationen beteiligte Soldat Scott Ward (Dave Bautista) erneut in das Niemandsland eindringen: Auf den Befehl des undurchsichtigen Geschäftsmanns Bly Tanaka (Hiroyuki Sanada) soll Ward gemeinsam mit einem Team aus Spezialisten den Inhalt eines gigantischen Safes sicherstellen und sich dabei eine goldene Nase verdienen. Ward stimmt der Mission zu, um mit dem Verdienst seiner Tochter Kate (Ella Purnell) zu helfen, die in einem Flüchtlingscamp nahe Las Vegas arbeitet und die sich von ihrem Vater entfremdet hat. Beim Eintritt in die Stadt stellen Ward und seine Mitstreiter jedoch fest, dass der Auftrag nicht so einfach wird wie angenommen, treiben sich dort doch nicht nur hirnlose Untote herum...
Rund siebzehn Jahre nach dem starken "Dawn of the Dead" kehrt Kultregisseur Zack Snyder nach mehreren Ausflügen ins Superhelden-Genre zu dem Thema zurück, dass einst seinen Durchbruch bedeutete und er hat es offensichtlich nicht verlernt. Auf dem Streamingdienst Netflix entwickelte sich "Army of the Dead" rasch zu einem echten Hit, der aufzeigt, dass das dieser Tage eigentlich bereits als abgegraste Zombie-Genre noch immer für Überraschungen gut sein kann. Was man dafür braucht? Eine originelle Herangehensweise an den Stoff, frische Ideen, zugleich aber auch klassische Motive... und natürlich viel Action und Horror. All das findet sich in Snyders neuestem Werk, der gleich von Anfang an aufzeigt, warum dieser Horrorfilm nicht einfach nur ein weiterer Zombie-Splatter ist. Die Herangehensweise an den Stoff fühlt sich frisch an und auch im weiteren Verlauf der Handlung streut der "300"-Regisseur immer wieder markante Ideen ein. Und so skurill diese auch manchmal sein mögen, so gelingt es ihm, die Ernsthaftigkeit des Plots und seiner Figuren trotz einer Ladung albernen Humors durchweg oben zu halten. Dementsprechend kann man hier lachen, aber "Army of the Dead" ist dennoch weit entfernt von Zombie-Komödien wie "Zombieland".
Um diese Gratwanderung zu nehmen bedarf es kerniger Charaktere, mit denen der Zuschauer mitfiebern möchte. Und tatsächlich: Keine der zentralen Figuren ist bloßes Zombie-Futter, sie alle haben entweder einen sinnigen, eigenen Plot oder sind zumindest in ihrem Handeln und ihrer Energie so sympathisch, dass uns ihr potenzielles Ableben nicht egal ist. Um wirklich mit all diesen Haudegen mitfiebern zu können, sobald diese endgültig in die Todeszone von Las Vegas eindringen, muss Snyder diesen Haufen an schrägen Figuren aber erstmal aufwendig zusammensammeln und tut dies beinahe in bester "Ocean's Eleven"-Manier. Trotz des stellenweise leichtfüßigen Stils wirkt "Army of the Dead" in der ersten Hälfte, wenn er gleich mehrere Plots, Ideen und Charaktere verbinden und ihnen auch Gewicht verleihen muss, etwas bemüht - hier spürt man die schwerwiegende Laufzeit von enormen zweieinhalb Stunden am deutlichsten und der Film muss sich mühen, wirkliches Tempo zu finden. Dieses zieht später natürlich an, allerdings gehen in der nachfolgenden Actionhatz die zuvor so aufwendig eingeführten Charaktermomente ein bisschen unter. Etliche Fragen bleiben zum Ende hin offen und nicht jede Figur bekommt wirklich den Abgang spendiert, der ihr eigentlich rühmlich gewesen wäre. Am Ende sind es also vielleicht doch zu viele eigene Handlungsstränge und Charaktere, die hier um die Gunst des Zuschauers buhlen... da reichen sogar 148 Minuten nicht, um das alles wirklich zufriedenstellend unter einen Hut zu bringen.
In Sachen Action und Suspense liefert Snyder dann aber erwartungsgemäß ab und kann sogar, dank eines sehr cleveren Kniffs, den Gegenspielern richtiges Gewicht verleihen. Die Bedrohung in dieser apokalyptischen Stadt bleibt dank dieser Idee durchweg spürbar, auch wenn Snyder an diesem Punkt ebenfalls zu lange braucht, um diese wirklich zu konkretisieren. Die Actionszenen haben anschließend ordentlich Wumms und sogar Snyders Lieblings-Stilmittel, die überdimensionalen Zeitlupen, fallen diesmal weniger negativ auf, da sie dosierter eingesetzt werden. Beinahe noch spannender sind jedoch einzelne Szenen, in denen sich die Charaktere den Untoten nicht mit bloßer Waffengewalt, sondern mit Kopf und Hirn stellen müssen - hier obsiegt dann der echte Horror. Und dass ein Zombiefilm dann auch noch mit starken Schauspielleistungen aufwarten kann, das sieht man auch nicht alle Tage und ist ebenfalls der überdurchschnittlichen Charakterentwicklung gedankt. Marvel-Star Dave Bautista gibt hier richtig Vollgas und auch unter den zahlreichen Sidekicks finden sich mehrere Originale, die durchaus das Zeug zur Kultfigur hätten. Da passt sogar unser deutscher Export Matthias Schweighöfer nach kurzer Eingewöhnungszeit gut rein, auch wenn seine Figur hin und wieder etwas zu arg als lauerer Gag-Lieferant gebraucht wird.
Fazit: In Sachen Dramaturgie holpert es manchmal ganz gewaltig, doch die grandiose Grundidee, das spannende Setting und die charmanten Charaktere spielen über etwaige Drehbuchlöcher locker hinweg. Leider findet Zack Snyder in dem Ausbau seiner apokalyptischen Stadt nicht immer den passenden Ton zwischen Drama, Zombie-Action und Komödie.
Note: 3+
Kommentare
Kommentar veröffentlichen