Nach der Schlacht gegen Thanos und dem Abschied mehrerer seiner Avengers-Kollegen ringt Sam Wilson (Anthony Mackie) schwer mit dem Erbe, welches er von Steve Rogers (Chris Evans) erhalten hat. Er selbst sieht sich dem Schild und dem Symbol von Captain America noch nicht als würdig an, weswegen er das wertvolle Objekt auch lieber an ein Museum weitergibt statt es selbst zu tragen. Dass diese Entscheidung noch weitreichende Folgen haben soll, wirft nicht nur der noch immer mit seiner schweren Vergangenheit hadernde Bucky Barnes (Sebastian Stan) ein, sondern zeigt schon bald sein wahres Gesicht. Mit John Walker (Wyatt Russell) soll ein neuer Soldat die Identität des vorbildhaften Captains annehmen, wobei Sam und Bucky Böses ahnen. Zudem tritt auch eine neue Gruppe Supersoldaten aus dem Schatten, die die Aufmerksamkeit der beiden Avengers auf sich ziehen... und sogar ein Bündnis mit einem alten Bekannten nötig machen.
Aufgrund der Corona-Pandemie geht das Marvel Cinematic Universe derzeit vermehrt auf dem heimischen Bildschirm statt im Kino weiter und die geplanten TV-Serien, die eigentlich in schöner Abwechslung zu den großen Cinema-Blockbustern kommen sollten, schießen nun nach und nach aus dem Boden. Und auch das ist definitiv nichts Schlechtes, wenn die Marvel-Unterhaltung auch in dieser Form so gut funktioniert wie in den beiden bisherigen Beispielen. Im direkten Vergleich zu "WandaVision", die ja tatsächlich noch ein ziemlich mutiges und skurilles Experiment darstellte, nähert sich das erste eigene Abenteuer von Sam Wilson und Bucky Barnes erwartungsgemäß mehr den geradlinigen Heldenabenteuern der Kinoära an. Trotzdem bleibt rund doppelt so viel Zeit und diese wird dann nicht nur genutzt, um eine Geschichte mit wesentlich mehr Wendungen und Haken zu erzählen, sondern um auch politisch ein ordentliches Statement zu setzen. Einer der größten Konflikte setzt sich schließlich nicht zufällig aus dem hadernden Sam Wilson zusammen, der nicht nur mit dem riesigen Erbe seines Freundes Steve ringt, sondern auch vermutet, dass die Welt um ihn herum nicht bereit ist, überhaupt einen schwarzen Captain America zu akzeptieren.
Das schließt auf ziemlich clevere Art und Weise den Bogen zu unserer realen Welt, zu den Rassismus-Dramen unserer Zeit... und wie die Marvel-Abenteuer abseits des Popcornkino-Weges damit umgehen, das ist schon durchaus imposant. Man mag anmerken, dass dabei einige politische Anmerkungen und Thematiken zu oft sich im Kreis drehend angeschnitten werden - Sam, der aussagt, dass er aufgrund seiner Hautfarbe nicht als Held akzeptiert werden würde und ein wechselndes Gegenüber, welches ihm das Gegenteil sagt, finden sich in beinahe jeder Folge. Aber vielleicht braucht es dieses sich wiederholende und letztlich auch weiterentwickelte Thema auch, um die Zuschauer dafür zu sensibilisieren, welches diese Zwischentöne neben der brachialen Action sonst kaum bemerkt hätte. Es ist zwar etwas zu weit hergeholt, "The Falcon and the Winter Soldier" bereits ein Charakterdrama zu nennen, aufgrund der rund fünfstündigen Laufzeit dieser sechs Episoden bleibt aber natürlich mehr Raum für leise, intime Momente... und dieser wird dann auch entsprechend genutzt und entwickelt letztendlich das gesamte MCU dringlich weiter. Hier wird dann noch einmal unterstrichen, dass die auf Disney Plus laufenden Serien zukünftig genauso wichtig für das Franchise sein werden wie die großen Kinofilme.
Wobei sich dieses Abenteuer in reiner Größe auch nicht hinter den Kinoabenteuern zu verstecken braucht. Technisch spielt "The Falcon and the Winter Soldier" mit seinen rasanten Actionszenen und starken Computertricks locker in einer Liga mit den "Captain America"-Abenteuern und bietet gleich einen ganzen Haufen irrwitziger Momente auf. Die Reise um die halbe Weltkugel bietet zudem auch die Möglichkeit, einige bekannte Figuren zurückzubringen und somit die gesamte Geschichte des MCU weiter nach vorne zu bringen. Es ist eine recht geradlinige, aber auch ziemlich spannende Story, die man sich zudem für dieses neue Heldenduo ausgedacht hat, wobei der frotzelige Humor Hand in Hand geht mit den dramatischen Aspekten. Die interessanteste neue Figur dürfte der von Wyatt Russell verkörperte neue Captain America sein, der einen starken eigenen Handlungsstrang mitbringt. So vorbildlich gehen die Macher indes nicht mit jedem Plot um, denn wo die Geschichte rund um eine Gruppe von gefährlichen Supersoldaten noch spannend und durchaus aktuell erzählt wird, so ist das Eingliedern von einigen alten Bekannten auf den ersten Moment eine schöne Sache, die sich dann erzählerisch aber nicht immer auszahlt.
Fazit: Mit schmissigen Actionszenen, einer spannenden Geschichte und kantigen Charakteren garantiert Marvel auch mit seiner zweiten MCU-Serie wieder schnörkellose Unterhaltung. Diese ist dank treffsicherer, dramatischer Subplots auch sehr aktuell und beschäftigt sich mit wichtigen Themen unserer Zeit, was niemals aufgesetzt wirkt... auch wenn man sich dabei mal im Kreise dreht.
Note: 2-
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