Während der Rede zur Lage der Nation wird ein Kabinettsmitglied des Stabes an einen geheimen Ort gebracht - für den Fall einer Katastrophe soll dieses schließlich das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten ausfüllen, um die Regierung am Leben zu erhalten. Dieses Mal ist es Tom Kirkman (Kiefer Sutherland), Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung, der gemeinsam mit seiner Frau Alex (Natascha McElhone) an einen geheimen Ort gebracht wird. Als das Kapitol anschließend das Opfer eines grausamen Bombenanschlags wird, der scheinbar alle Anwesenden tötet, muss Kirkman tatsächlich das höchste Amt in den USA übernehmen. Geschockt von der grausamen Tat und der Verantwortung, die er plötzlich für das Land besitzt, ist Kirkmans erste Aufgabe das Suchen und Finden der Verantwortlichen hinter dem Terroranschlag. Doch was ist, wenn diese Explosion nur der Anfang in einer Verkettung von düsteren Umständen ist, welche die USA in die schlimmstmögliche Krise stürzen könnten?
Ein durchaus spannender und wendungsreicher Verschwörungs-Thriller spannt sich in diesen einundzwanzig Folgen der ersten Staffel von "Designated Survivor", wobei zwei Plots, die sich immer wieder ineinander verweben, im Mittelpunkt stehen. Zum einen der um Thomas Kirkman, der urplötzlich ins kalte Wasser geschmissen wird und ohne viel Erfahrung und mit einer ordentlichen Portion Skepsis seitens Volk und Presse im größten Amt der USA bestehen und so manch eine Krise lösen muss. Auf der anderen Seite steht die Suche nach den Drahtziehern des Attentats und eine Verschwörung gigantischen Ausmaßes. Nichts davon ist so richtig neu und dementsprechend gefällt der Plot rund um FBI-Agentin Hannah Wells auch weniger durch die arg effekthascherischen Wendungen und besonders in der zweiten Hälfte überzeichnete, weltbedrohende Szenarien als durch das hohe Tempo. So richtig weiß man nie, was als nächstes passiert und obwohl der Plot später die Grenzen der Glaubwürdigkeit mehrfach schier zerreißt und später sogar noch zu tumben Action-Klischees greift... die ganze Nummer bleibt durchweg ziemlich spannend, auch wenn die "Auflösung" gen Ende eher schwach auf der Brust bleibt.
Wesentlich sympathischer, wenn in einigen Folgen auch ziemlich überzeichnet, ist da der Werdegang des Thomas Kirkman, der sich während seiner Präsidentschaft mit seinem Stab, den Parteien, Anschlagsdrohungen, ehemaligen Präsidenten, der Presse und neuen Gesetzesentwürfen auseinandersetzen muss. Das ist manchmal, wenn einige der Plots etwas zu zerfasert ausgespielt werden und dabei auch die Entwicklung eines neues Bildungsgesetzes zum kitschigen Staatsakt hochstilisiert wird, etwas behäbig und generell haben wir die Geschehnisse hinter den Türen des Weißen Hauses in "House of Cards" bereits glaubwürdiger und wesentlich intriganter und spannender erlebt. Sympathisch wirken sie trotzdem, da wir hier die Kehrseite der Medaille sehen - nämlich die gute Seite des USA-Anführers. Dieser muss selbst auch Intrigen und Verschwörungen aufdecken, anders als Frank Underwood steckt er hier aber nicht drin. "Designated Survivor" ist dementsprechend eine klassische Heldengeschichte, deren Plot nur an der Oberfläche komplex anmutet - es ist ein reinrassiger Thriller mit den üblichen Versatzstücken des Genres. Das gefällt später zwar immer weniger, aber immerhin funktioniert das Zusammenspiel aus actionlastigen Verfolgungsjagden und den leisen Charaktermomenten sehr solide.
Dieser Thomas Kirkman ist dann aber auch ein wenig ein Problem, denn obwohl sich jeder in der realen Welt wohl einen solch ehrlichen und sympathischen Präsidenten für die echte USA wünschen würde - auf filmischer Ebene ist dieser Kirkman, dessen Herz vor Patriotismus, vor Loyalität und Liebe zu seinem Volk fast überschäumt, eben auch ein wenig langweilig. Als hätte man ihm ein Cape übergeworfen, so handelt Kirkman stets so heldenhaft und glanzvoll, dass man ihn natürlich mögen muss, angesichts seiner durchgehend weißen Weste und der pathetischen Reden (natürlich untermalt mit einer Menge Fanfaren) aber auch rasch angeödet wird. Die Nebenfiguren gefallen aufgrund ihrer menschlicheren Fehlerquote und den sympathischen Nebenplots mehr, stammen dabei aber auch aus dem Baukasten des Genres. Mögen tun wir sie trotzdem alle und folgen ihnen auch aufgrund des hohen Tempos gerne durch die spannende, wenn auch nicht immer logische Geschichte. Dass das Tempo so hoch bleibt ist auch der Cliffhanger-Thematik zu verdanken - jede Folge beinhaltet mindestens drei dieser Kapiteleinschläge, die das bereits Gesehene noch einmal umwerfen. Das wirkt später recht beliebig und lässt die Serie etwas ruheloser wirken als sie eigentlich ist. Angesichts einer Geschichte, die als solche eben auch ziemlich aufregend und überzeichnet ist, ist eine so wilde Inszenierung aber auch irgendwie zweckdienlich.
Fazit: Trotz recht holzschnittartiger Charaktere und einer Story, die in der zweiten Hälfte in überholten Genre-Klischees und überkandidelten Inszenierungen an Schwung und Glaubwürdigkeit verliert, fiebern wir dank des hohen Tempos und einiger sympathischer Figuren durchweg mit. Die erste Hälfte gefällt mit dem aufgezogenen Mysterium wesentlich mehr als sie späteren Über-Action-Manirismen.
Note: 3+
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