Direkt zum Hauptbereich

Vorbilder?!

Danny Donahue (Paul Rudd) ist unzufrieden in seinem Leben. Der einzige Lichtblick seines Jobs, den er darüber hinaus hasst, ist die Zusammenarbeit mit seinem besten Freund Anson Wheeler (Seann William Scott); darüber hinaus hängt Dannys Beziehung zu seiner Freundin Beth (Elizabeth Banks) am seidenen Faden und er hat das Gefühl, sein Leben verschwendet zu haben. Zu allem Überfluss müssen er und Wheeler nach einem wütenden Angriff auf zwei Polizisten hundertfünfzig Sozialstunden abarbeiten, um nicht im Gefängnis zu landen. Dafür werden sie der Organisation "Sturdy Wings" zugeteilt, in welcher Problemkinder einen erwachsenen Freund bekommen. Danny muss sich daraufhin mit dem schüchternen Nerd Augie (Christopher Mintz-Plasse) herumschlagen, während Wheeler's "Kind" Ronnie (Bobb'e J. Thompson) seinen Erwachsenen von Anfang an verachtet. Mit der Zeit wachsen die beiden ungleichen Paare jedoch mehr und mehr zusammen...

Judd Apatows Komödie aus dem Jahr 2008 spülte den heutigen Marvel-Star Paul Rudd in die Riege der Comedy-Hauptdarsteller. Rudd schrieb darüber hinaus auch am Drehbuch mit, wobei sich der Film insgesamt tonal und qualitativ recht klar in das bisherige Werk Apatows einreiht. Dementsprechend muss man mit einigen derben Momenten leben, die trotz ihrer Witzlosigkeit aufgrund der Geschwätzigkeit immer wieder in die Länge gezogen werden. Auch bewegt sich Apatow in den erwartbaren Grenzen des Genres, die zwei unterschiedliche Paare zusammenbringt, die sich erst schwer miteinandertun, um mit fortschreitender Laufzeit immer enger zusammenzuwachsen. Dabei können beide Parteien noch viel voneinander lernen: Der Grobian Wheeler, der sein Leben im Grunde nur auf Partys und Affären mit attraktiven Frauen zurechtstutzt (nach "American Pie" also wieder eine recht erwartbare Rolle für Seann William Scott), findet sein Herz für den kleinen Ronnie, der in seinem Leben eben genau diese Zuneigung von einem männlichen Erwachsenen braucht. Und auch Danny findet durch den eigensinnigen Augie wieder seine Lebensfreude.
Das ist alles ziemlich vorhersehbar inszeniert, dennoch gelingt "Vorbilder" einige schöne Szenen. Die Gag-Qualität ist, von den bereits erwähnten derben Momenten abgesehen, gar nicht mal so übel und einige klischeehafte Überzeichnungen nerven erst, werden mit fortschreitender Dauer aber immer besser. Besonders überraschend ist dabei der Plot rund um das Fantasy-Liverollenspiel "Laire", welchem Augie immer wieder beiwohnt. Wo bei diesen Szenen zu Beginn aufgrund der vollkommen veralberten und überzeichneten Prämisse kaum ein Blumentopf zu holen ist, ist es schon erstaunlich, wie emotional man später noch in genau dieses Geschehen involviert wird. Inszenatorisch hat Apatow die Referenzen an bekanntes Fantasy-Kino nämlich im Bereich Humor so effektvoll im Griff, dass man noch richtig Spaß an der Sache bekommt. Auch die Beziehung zwischen Ronnie und Wheeler ist, obwohl in ihrem Verlauf komplett vorhersehbar, eine recht rührende Geschichte, die auch Hauptdarsteller Scott noch einmal auf andere Art und Weise fordert. Sympathische Nebenfiguren, allen voran die durchgeknallte "Sturdy Wings"-Leiterin Gayle Sweeney, finden sich in diesen Plots ein und machen sie ein wenig runder und ab und an auch noch etwas witziger.
Mit nur 98 Minuten ist "Vorbilder" deutlich kürzer als viele andere Werke aus der Feder von Judd Apatow und auch das kommt dem Film zu Gute. Er hat ein starkes Pacing und verrennt sich seltener in ewig langen Dialogen und Monologen, die witzig sein sollen, es auf Dauer aber nicht mehr sind. Der Slapstick-Humor wird dosiert eingesetzt und funktioniert dementsprechend besser, die Charaktere sind zwar weniger kantig, dafür aber auch greifbarer. Tatsächlich folgt die Geschichte einem recht simplen roten Faden ohne großartige Abzweigungen. Das wirkt manchmal etwas repetitiv, macht aber im Grunde durchgehend Spaß. Teils zotige Gags wechseln sich mit stimmigen Wortwitzen, das Herz wird dabei ebenfalls nicht vergessen. Im Großen und Ganzen letztlich kein Highlight des Comedy-Genres, aber ein kurzweiliger Film für alle, die an einem entspannten Filmabend gepflegt lachen wollen, ohne dabei das Hirn zu arg zu beanspruchen.

Fazit: Trotz einiger schwacher Zoten und einigen abgehangenen Klischees macht "Vorbilder?!" dank seiner sympathischen Charaktere, genügend Herz und nettem Wortwitz durchweg Laune - eine schöne Komödie, die gerne auf ein paar derbere Gags hätte verzichten können.

Note: 3



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se