Das Land Kumandra wurde einst von mächtigen Drachen beheimatet, die jedoch von der finsteren Macht der Druun versteinert wurden. Indem sie sich mit der Kraft eines Edelsteins verband, konnte der letzte überlebende Drache, Sisu, die finsteren Kreaturen aufhalten. Fünfhundert Jahre später hat sich das Land gespalten und der Edelstein, in welchem Sisus Kräfte wohnen, wird von der jungen Raya und ihrem Vater bewacht. Raya soll letztendlich auch die Schuld am Zerbrechen des Steins tragen, wobei die Druun zurückkehren und die Menschen erneut bedrohen können. Um die Gefahr zu besiegen macht sich Raya auf eine große Reise auf, um die Drachen wiederzuerwecken und den zersplitterten Stein zusammenzusetzen. Dabei erhält sie sogar Unterstützung von Sisu persönlich... die jedoch ganz anders ist als Raya sich das ihr Leben lang ausgemalt hat.
Der neueste Film der Disney Animation Studios kam, wie zuvor bereits das Live-Action-Remake von "Mulan", nicht in die Kinos, sondern wurde gegen eine Extragebühr auf dem Streamingdienst Disney Plus veröffentlicht. Drei Monate später ist das Abenteuer nun auch für alle Abonnenten ohne weitere Kosten zu sehen... und zuerst ist die Enttäuschung wieder groß, dass es keine Gelegenheit gab, diesen Film auf der großen Leinwand zu sehen. Erwartungsgemäß ist der neue Disney-Film nämlich rein technisch mal wieder ein Meisterwerk mit schlichtweg brillanten Animationen. Allein die butterweichen Charakteranimationen laden zum Staunen ein, während bei den Landschaftsbildern gar nicht mehr klar ist, ob diese nun ebenfalls am Computer entstanden oder doch real gefilmt wurden. In dieser technischen Brillanz darf man dann natürlich auch einige herrliche Actionszenen bewundern, die mit viel Witz, Kreativität und hohem Tempo auf den Zuschauer einprasseln. In diesem Bereich ist Disney weiterhin führend und bietet seinen Fans, getragen von einem starken Score von James Newton Howard, genau das, was sie erwarten.
Auf reiner Plotebene bietet "Raya und der letzte Drache" zu Beginn noch eine durchaus interessante Mythologie sowie einen spannenden ersten Akt. Sobald die zentrale Reise aber beginnt, erweist sich dieser enorm geradlinige und seichte Plot aber auch als echte Krux. Es geht vornehmlich eben nur um das Einsammeln all der Steinfragmente, weswegen der Film eher viele kleine Abenteuer vereint und sich nur noch damit begnügt, die ungleiche Truppe bei jedem neuen "Schatz" vor eine neue, kleine Herausforderung zu stellen, die natürlich in Form einer Actionszene bezwungen wird. Das ist schon ein erstaunlich dünnes Handlungsgerüst, welches in dieser Form entfernt gar an "Indiana Jones" erinnert... nur dass der Wettlauf gegen die Zeit dort wesentlich mehr Charme hatte. Tatsächlich sind Ziel und auch Ausgang von Rayas Abenteuer von Anfang an wie in Zement gemeißelt und der Film kann, trotz einiger mitgebrachter Konflikte zwischen den einzelnen Protagonisten, diesbezüglich keinerlei Überraschungen bieten.
Wesentlich stimmiger gezeichnet ist da schon die titelgebende Heldin, die ähnlich wie die seefahrende Vaiana vor fünf Jahren eine überzeugende Abenteurerin ist, die perfekt in unsere heutige Kinoära passt. Raya ist selbstbestimmt, mutig und clever und eine kitschige Liebesgeschichte braucht auch sie nicht zu fürchten. Wie gehabt reagiert Disney zeitgemäß auf unsere heutige Welt und bietet mit seiner Raya eine toughe Frauenfigur, mit dem sich jüngere Zuschauerinnen perfekt identifizieren können. Auch die Nebenfiguren wissen zu gefallen, obwohl diese weitestgehend nur aus den altbekannten Klischees des Mausstudios stammen. Auf weitere tierische Sidekicks hätte man eigentlich verzichten können, stattdessen strichen die Verantwortlichen mit den Musical-Parts dann ein Element, dass ich diesmal vermisst habe... schmissige Songs waren doch seit jeher das Salz in der Suppe eines jeden Disney-Animationsfilms. Gerade in den so wunderbar kreierten einzelnen Ländern, die Raya und ihre Freunde bereisen und die sich auch optisch von einander unterscheiden, jeweils ihre eigene Historie mitbringen, hätte ein wenig Musik sicherlich gut gepasst.
Fazit: Hinter Abenteuern wie "Vaiana" bleibt der neueste Animationsstreich von Disney aufgrund der simplen Geschichte und der Überraschungsarmut deutlich zurück. Dafür bietet der Film eine starke Hauptfigur und tricktechnische Perfektion.
Note: 3
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