Der Drahtzieher hinter dem Anschlag auf das Capitol wurde offenbar enthüllt, doch befindet er sich noch immer auf der Flucht: Patrick Lloyd (Terry Serpico) befindet sich dabei nicht nur im Besitz von empfindlichen Informationen aus dem Weißen Haus, sondern droht auch mit weiteren Anschlägen auf die Bevölkerung. FBI-Agentin Hannah Wells (Maggie Q) sucht weiterhin mit jeglicher Energie nach dem Terroristen, wird von diesem aber auch erneut auf falsche Fährten gelockt. Während Präsident Tom Kirkman (Kiefer Sutherland) die Suche nach Lloyd unterstützt, muss er auch weitere Hürden in seinem Amt nehmen. Dabei fällt es ihm zunehmend schwerer, den Schutz der Zivilbevölkerung mit seinem Versprechen zu mehr Transparenz gleichzusetzen, da beide sich immer weiter zu widersprechen scheinen...
Es ist schon erstaunlich, wie groß die Unterschiede zwischen der ersten und der zweiten Staffel von "Designated Survivor" in rein dramaturgischer Hinsicht sind. War die erste Season noch ein reinrassiger Thriller, der sich über einundzwanzig Folgen mit hohem Tempo und viel Action dem Jagen des geheimnisvollen Drahtziehers eines schrecklichen Terroranschlags widmete, so gerät dieser Plot in der Fortsetzung ins absolute Hintertreffen. Die Macher schalten gleich mehrere Gänge zurück, was die zweite Staffel beinahe zu einer Art Soap im Weißen Haus macht. Da geht es um Beziehungen, um Briefwahlen, Freundschaften, Familiendramen - in den ersten zehn Folgen scheint "Designated Survivor" zu einer Art "Präsidenten-Telenovela" verkommen zu sein. Und auch wenn man die hochspannende, wenn auch recht haarsträubende Thriller-Komponente irgendwie vermisst und die Substanz ordentlich flöten geht... dank der nach wie vor sympathischen, wenn auch recht einseitig geschriebenen Charaktere machen gerade diese ruhigen, oft sehr humorvollen Subplots tatsächlich Spaß.
Natürlich wird die Dramatik-Schiene alsbald auch wieder gefahren, doch ist es schon erstaunlich zu sehen, dass einige dramatische Einschläge recht schnell abgehakt werden, um erneut zu dem "Ein Problem pro Folge"-Prinzip zurückzukehren. Einen echten Fokus, wie ihn die erste Staffel noch so simpel und sinnig gesetzt hat, findet die Fortführung zu keinem Zeitpunkt. Stattdessen wird einfach eine Menge Material in einen Topf geworfen, wobei es in den einzelnen Folgen dann mal um die Präsidentenfamilie, mal um die politische Konkurrenz und mal um einen finsteren Hacker geht, der Präsident Kirkmans Position zerstören will. Das wirkt dann schon arg sprunghaft und gerade die actionlastigen Thrillerplots bekommen zum wiederholten Male keinerlei glaubwürdige Erzählung hin. Darüber hinaus wirkt auch die Inszenierung erneut recht altbacken und die erzwungenen Genre-Klischees werden erneut bedient. "Designated Survivor" wirkt dadurch älter, als es eigentlich ist - sowohl, was den Umgang mit zwischenmenschlichen Tönen als auch den Spannungsgehalt angeht. Denn eigentlich ist das Zeitalter von mauen Cliffhangern, die nur dem reinen Selbstzweck dienen (am Ende einer Folge wird eine Person vermeintlich erschossen, was zu Beginn der nächsten Episode mit einem simplen "War nur ein Streifschuss und der Täter ist auch bereits tot" erklärt wird), längst vorbei. Man kann jedoch nicht verhehlen, dass die zweite Staffel der Serie auch gerade aufgrund dieser simplen, manchmal gar naiven Muster einen eigenen Charme besitzt.
Die meisten bekannten Charaktere bleiben dabei den zu erwartenden Manirismen treu, während einige neue Hauptfiguren erfrischenden Wind einbringen. Mögen tun wir sie wie gehabt alle, überraschen tun sie uns diesmal aber selten. Erstaunlicherweise ist es Kiefer Sutherlands Tom Kirkman, der diesmal nicht nur als strahlender, perfekter Held ohne Makel auftritt. Sicher, seine pathetischen Reden schwingt er noch immer und generell wirkt die dauernde Anfeindung seiner Politik-Kollegen angesichts der etlichen Überkrisen, die Kirkman mit Herz und Hirn löst, etwas überstrapaziert. Immerhin rettet der Mann Raumschiffe, von Naturkatastrophen bedrohte Länder und hilft sogar Zivilisten bei ihren privaten Problemen aus. Im weiteren Verlauf darf Kirkman aber endlich auch mal Fehler machen, er darf zornig und verloren sein. Plotpoints, die sicherlich nicht originell sind, den zuvor aber doch arg makellosen Hauptcharakter der Serie etwas menschlicher scheinen lassen. Neben den ohnehin soliden und durchweg sympathischen Nebenfiguren rund um Seth, Emily und Co. ist die Leidtragende diesmal leider "Stirb langsam"-Star Maggie Q. Da sich der Plot nicht mehr fokussiert, ist ihre FBI-Agentin Hannah Wells diesmal eher ein Blatt im Wind, welches immer wieder neue Missionen annimmt, ohne sich dabei selbst weiterzuentwickeln.
Fazit: Die Macher schalten in der zweiten Staffel gleich mehrere Gänge zurück und tauschen den wendungsreichen Thriller-Plot der Vorgängerstaffel durch ein soapiges Sammelsurium als etlichen Plots aus. Der Fokus fehlt, einen roten Faden gibt es kaum mehr - dank der sympathischen Charaktere und eines überzeugenden Kiefer Sutherland bleibt man aber erstaunlicherweise immer wieder dran.
Note: 3-
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