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Freaky und extrem: Meine Erstsichtungen vom 31.07.23 bis zum 06.08.23

Die Schulferien in Nordrhein-Westfalen sind vorbei, das Leben hat uns bald wieder - und pünktlich zu diesem Anlass soll sich hier endlich auch der Sommer langsam wieder blicken lassen. Eine regnerische Woche liegt wieder hinter uns, was wie immer eine perfekte Gelegenheit zum Filmeschauen darstellte. Diese Erstsichtungen habe ich mir diesmal angesehen:


Extrem ... mit allen Mitteln: Thriller von Michael Apted, mit Hugh Grant, Gene Hackman, Sarah Jessica Parker, Bill Nunn, David Morse und J.K. Simmons
"Extreme Measures", wie der Film im Original wesentlich eingängiger heißt, beginnt als ein spannender Thriller mit einer kompakten und interessanten Ausgangslage. Hugh Grant, der schon im Jahr 1997 versuchte, seinem RomCom-Image teilweise zu entfliehen (künstlerisch erfolgreich, kommerziell damals leider weniger), liefert hier eine starke Performance als loyaler Arzt ab, die den Film auch über ein paar minimale Längen trägt. In der ersten Hälfte entsteht dabei ein spannendes Mysterium, welches im weiteren Verlauf leider nur schluderig aufgelöst wird. Nach einem packenden Auftakt, während welchem der Arzt Guy Luthan über diverse Spuren immer näher an eine waschechte Verschwörung herankommt, wechselt der Ton ungefähr ab der 1-Stunden-Marke in einen effekthascherischen Fall. Das Tempo zieht an, gleichzeitig geht aber auch die innere Glaubwürdigkeit und der nette Aufbau der Charaktere langsam den Bach runter. Alsbald verließ mich "Extreme Measures", trotz der starken Leistungen von Grant und Hackman, dann ziemlich und verblieb nur mit der Erinnerung an eine sehr vielversprechende und atmosphärisch dichte erste Hälfte.
Note: 3


Freaky Friday - Ein voll verrückter Freitag: Komödie von Mark Waters, mit Jamie Lee Curtis, Lindsay Lohan, Chad Michael Murray, Harold Gould und Mark Harmon
Diese vor allem auf Teenager zugeschnittene Variante einer Körpertausch-Komödie, in welcher Mutter Tess und Tochter Anna sich urplötzlich im Körper der jeweils anderen wiederfinden, erzählt in diesem Genre zwar nichts Neues, weiß über runde anderthalb Stunden aber sehr gut zu unterhalten. Neben den üblichen Zutaten, die für solch einen Film benötigt werden (allerlei skurille Situationen, gelungener Slapstick und auch ein bisschen was fürs Herz) liegt das vor allem an den beiden Hauptdarstellerinnen. Jamie Lee Curtis, die für ihre Rolle gar für einen Golden Globe nominiert wurde, wirft sich mit solch einer ekstatischen Inbrunst in die Rolle einer rebellischen Teenagerin, dass es eine wahre Freude ist. Neben ihr wird Lindsay Lohan für diesen Film oft zu wenig erwähnt, denn als später reichlich versnobter Konterpart zu ihrer plötzlich reichlich frechen Mutter ist auch sie eine absolute Bank. Beide spielen sich hier so perfekt die Bälle zu, dass ein paar kleinere Längen sowie die reichlich kitschige und langatmig erzählte, in diesem Rahmen aber kaum verzichtbare Liebesgeschichte noch ziemlich gut abgefangen werden. Erwähnen sollte man auch Mark Harmon in der Nebenrolle als Tess' neuer, zukünftiger Ehemann, der auf das entstehende Chaos stets mit stoischer Miene und trockenen Sprüchen reagiert und damit erneut beweist, dass gerade Nebencharaktere bisweilen das entscheidende Salz in der Suppe sind. Insgesamt also ein flotter, oft sehr lustiger und nur ab und an etwas zu kitschiger Film mit einem schicken Rock-Soundtrack und einer gut aufgelegten Besetzung, der durchaus kurzweilige Unterhaltung bietet.
Note: 3+


Hidden Strike: Action-Komödie von Scott Waugh, mit Jackie Chan, John Cena, Pilou Asbaek, Max Huang und Amadeus Serafini
Nach fünf (!) Jahren wurde "Hidden Strike" schlussendlich veröffentlicht - und wie bei vielen Filmen, die eine von etlichen Verzögerungen geplagte Nachproduktionsgeschichte hinter sich haben, ist diese zumeist interessanter als das eigentliche Werk an sich. Doch obwohl Regisseur Scott Waugh hier prinzipiell nur den x-ten Actioner mit einer absoluten Gaga-Story und stetem Dauerfeuer abliefert, hat der Film seinen gewissen Reiz. Diesen bezieht er vor allem in der zweiten Hälfte, nachdem die maue Geschichte nur ausgesprochen zäh und mit einem unpassenden, düsteren Drama-Touch in Gang kommt, vor allem aus der funktionierenden Chemie zwischen Chan und Cena. Obwohl nicht jeder Gag sitzt, agieren die beiden in der ausgesprochen witzig inszenierten Situationskomik, bestehend aus allerlei Slapstick und gekonnten Onelinern, so dermaßen harmonisch miteinander, dass man ihnen nur allzugern zusieht. Auch die vielen Actionszenen sind mit ihren kreativen und schwungvollen Choreos, die nicht von etlichen Schnitten zersäbelt wurden, angenehm kinetisch und sehr spaßig geraten. Bis der Film hier aus dem Vollen schöpft, braucht er jedoch gute vierzig Minuten - ab diesem Moment gibt es dann aber praktisch kein Halten mehr, was "Hidden Strike" von einem seelenlosen Actioner zu einer sehr soliden, kurzweiligen Komödie wandelt. Ein absoluter Graus sind nur die schlechten Spezialeffekte: Bei einem 80-Millionen-Dollar-Budget sollte man eigentlich mehr erwarten als verwaschene Greenscreens und schwammige Computeranimationen, die leider auch das große Finale in der Wüste bestimmen.
Note: 3-


Leg dich nicht mit Zohan an: Komödie von Dennis Dugan, mit Adam Sandler, John Turturro, Emmanuelle Chriqui, Nick Swardson, Michael Buffer und Rob Schneider
Im Jahr 2008 war Adam Sandler im Comedy-Bereich noch zumeist in den absoluten Gaga-Untiefen unterwegs. Und das darf man guten Gewissens hassen: Damals (und in seinem von der Kritik verrissenen "Leg dich nicht mit Zohan an" nochmal besonders) schoss er so oft über die Schmerzgrenze, dass man ihm einen solchen Film heutzutage so richtig um die Ohren hauen würde. Neben dem aggressiven Rassismus ist es vor allem das Frauenbild, welches hier richtig wehtut - da darf der "Held" der Geschichte ständig sein riesiges Gemächt auspacken und sämtliche Damen in seiner Nähe drehen sich sogleich hechelnd zu ihm um und werden (im extrem langen Mittelteil dieses Machwerks) minutenlang im Hinterzimmer eines Friseursalons durchgenommen. Das ist schon ziemlich derber und ekelerregender Stoff, bei dem es jedoch noch ein großes "Aber" gibt. Denn im Vergleich zu einem Til Schweiger beispielsweise, der solche Arten der "Anmache" für den von ihm gespielten Hauptcharakter wohl gleich noch als bare Münze nehmen würde, nimmt sich Sandler auch mit einigen Selbsterniedrigungen hier niemals ernst. Unter dem Mantel des Über-Schwachsinns sprengt er alle Grenzen, die er sonst im Hollywood-Kino nicht mal schief angucken dürfte, was mehr als einmal an den provokativen (aber auch deutlich intelligenteren) Humor erinnert, den Sacha Baron Cohen zum Beispiel in "Borat" verbreitete. Das ist nicht unbedingt eine Entschuldigung für diesen sehr albernen und oftmals auch grenzüberschreitenden Humor und lustig muss man das deswegen auch nicht finden - auch, weil viele Pointen ihr Ziel ohnehin nicht treffen und die Inszenierung arg billig daherkommt. Es hätte aber auch noch schlimmer kommen können und das ist zumindest etwas. Wenn auch nicht viel.
Note: 4-


Mord im Weißen Haus: Thriller von Dwight H. Little, mit Wesley Snipes, Diane Lane, Alan Alda, Tate Donovan, Ronny Cox, Harris Yulin und Dennis Miller
Ein recht klassischer Who-Dunit-Thriller mit den üblichen Action-Zutaten der 90er ist dieser Film. Der Streifen ist routiniert inszeniert, besitzt ein hohes Tempo und einen spannenden Fall, der am Ende zu einer runden Auflösung kommt. Mit Wesley Snipes hat man zudem einen mehr als charismatischen Hauptdarsteller gewinnen können, der sehr solide von Diane Lane und Altstar Alan Alda unterstützt wird. Problematisch nur - "Mord im Weißen Haus" setzt diese altbekannten Zutaten so souverän um, dass absolut nichts Neues dabei erschaffen wird. Ein durch und durch klassischer Krimi, bei welchem die späteren Action-Setpieces eher stören als gefallen, weil durch diese die atmosphärisch dichte Spurensuche immer wieder tosend unterbrochen wird. Zudem bleibt eine große Überraschung am Ende aus - das Ganze tröpfelt recht rund aus, doch findige Filmdetektive werden den wahren Übeltäter wohl schon deutlich früher enttarnt haben.
Note: 3-


Tombstone (1993): Western von George Pan Cosmatos, mit Kurt Russell, Sam Elliott, Val Kilmer, Bill Paxton, Powers Boothe, Terry O'Quinn, Billy Bob Thornton und Thomas Haden Church
In diesem Film steckt im Grunde alles, was Western-Fans am Genre lieben: Knallherte Kerle, ein wüstes Setting, Kneipenschlägereien, eine Romanze und Shootouts. Letztere werden kurz und hart inszeniert, womit sie der Realität bisweilen näherkommen als viele der älteren, klassischeren Western. Die Geschichte, die man hier rund um die reale Legende Wyatt Earp erschuf, lehnt sich nicht sehr arg an dessen wahre Lebensgeschichte heran, sondern legt den Fokus mehr auf die übliche Genre-Unterhaltung. Und diese funktioniert soweit gut, wenn man hier kein neuerfundenes Rad erwartet. Die Charaktere protzen nicht unbedingt vor Tiefe, sind jedoch sympathisch genug, um über zwei Stunden mit ihnen mitzufiebern - auch über die für das Genre nicht unüblichen Längen trösten sie dabei hinweg. Das liegt vor allem an der namhaften Besetzung, die es mit förmlich jedem anderen Western dieser Größenordnung aufnehmen kann: Neben den Kultstars Kurt Russell und Val Kilmer in den tragenden Hauptrollen finden sich hier reihenweise bekannte Gesichter, die erst später zu wirklichem Ruhm kamen. So ist es für Filmfans eine wahre Freude, Thomas Haden Church, Billy Bob Thornton oder auch "Lost"-Star Terry O'Quinn nebeneinander zu entdecken, auch wenn sie oftmals nur wenige Sätze zwischen Bartstoppeln und Zigaretten herausmurmeln dürfen. Insgesamt spannende und brachial inszenierte Western-Unterhaltung, nicht nur für Fans des Genres.
Note: 3+

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