Direkt zum Hauptbereich

Netflix' neue Geldverschwendung: Filmkritik zu "Heart of Stone"

Die mysteriöse Rachel Stone (Gal Gadot) spielt auf gleich zwei Seiten - einmal als Hackerin für den MI6, wo sie urplötzlich sogar als Außenagentin antreten muss, als auch als Feldagentin für die geheimnisvolle Organisation "Charter". Ihre Tarnung aufrecht zu erhalten ist dabei Rachels oberstes Gut, um ja kein Chaos anzurichten... und genau das wird zu einer Schwierigkeit, als mit der jungen Keya Dhawan (Alia Bhatt) in ihre Mission eingreift und diese zu torpedieren droht. Keya hat es auf das "Herz" abgesehen: Eine Technologie, welche Rachels Partner, der sogenannte "Herzbube" (Matthias Schweighöfer) benutzt, um der Agentin bei jeder Mission Vorteile zu verschaffen. In den falschen Händen wäre diese Technologie eine schreckliche Bedrohung und Rachel muss sich entscheiden, wie sie den Kampf gegen die Feindin aufnehmen will... als Agentin oder als getarnte Hackerin?

Eigentlich kann ich diese Kritik recht kurzhalten: Netflix versucht hier zum wiederholten Mal, ein eigenes, großes Action-Franchise auf die Beine zu stellen und scheitert damit nach dem banalen "Red Notice" erneut. Und diesmal noch ein kleines bisschen krachender, denn hier hat man sich ganz offensichtlich und ausgerechnet das "Mission: Impossible"-Franchise als Vorbild genommen - immerhin eine der besten und erfolgreichsten Actionreihen der Jetztzeit. Dass "Heart of Stone" an diese Qualität nicht herankommt, konnte man schon nach dem mauen Trailer erahnen. Dass Netflix jedoch gleich solch eine Bauchlandung hinlegt, kommt zumindest ansatzweise überraschend, denn bei all der Starpower und dem Willen, hier endlich etwas mit Wert vorzulegen, hätte man zumindest mit solidem Mittelmaß gerechnet. Doch schon die erste, hier als zwanzigminütiges Intro herhaltende Mission ist so viele Klassen schlechter als alles, was Ethan Hunt in seiner bislang sieben Filme andauernden Agenten-Karriere hingelegt hat, dass sich ein direkter Vergleich von vornherein verbietet.
Von Anfang an hat Regisseur Tom Harper den Film nicht im Griff - das beginnt bei dem unbehelfsmäßigen Schnitt und der wirren Kameraarbeit, wobei man im Grunde nie genau weiß, wo jetzt oben und unten ist, und geht mit dem austauschbaren Soundtrack weiter. Den Actionszenen fehlt selbst dann jegliche Dynamik, wenn kein mieses CGI zum Einsatz kommt - und sobald die Computereffekte dann die Szene bestimmen, sieht das ganze Spektakel (wie heutzutage leider so oft) auch auf dem heimischen Bildschirm wahnsinnig billig aus. Dass "Heart of Stone" dramaturgisch das Rad nicht neu erfindet, ist dabei nicht tragisch, doch eine eigene Dynamik kann er nicht entwickeln und langweilt dabei trotz des hohen Tempos katastrophal. Die Charaktere sind langweilige Abziehbilder, der Plot ein heilloses Durcheinander und gerade die Hauptfigur der Rachel Stone bleibt vollkommen austauschbar und blass.
So legt "Fast & Furious"-Star Gal Gadot diese unzureichend geschriebene Rolle dann auch an und spielt den Part beinahe in kompletter Arbeitsverweigerung runter - es scheint nicht so, als wäre sie nach ihren letzten zumindest qualitativen Reinfällen in "Red Notice" und "Wonder Woman 1984" daran interessiert, hier endlich mal wieder eine Figur mit Verve zu erschaffen. In den Nebenrollen sieht es leider wenig besser aus: So sehr ich Matthias Schweighöfer seinen Hollywood-Einstand auch gönne (und dabei hat er ja schon mehrfach wirklich gute Leistungen gezeigt), so wenig kann er in der völlig passiven Rolle des blassen Technikgenies hier ausrichten. Und dann ist auch noch "Fifty Shades of Grey"-Star Jamie Dornan dabei, der offensichtlich selbst nicht genau weiß, was er hier soll und dementsprechend mit stoischer Miene an seiner Figur vorbeispielt. Das hat dann alles bisweilen echte Trash-Vibes und das viele Geld, dass Netflix hier in die Hand genommen haben will, ist angesichts eines optisch ziemlich hässlichen und seltsam zerrupften Films nie wirklich sichtbar. Wahrscheinlich war der Gehaltsscheck für Gal Gadot zu groß...

Fazit: Netflix liefert einen weiteren Actionflop ab, der sich offenkundig nicht für ein Franchise eignet. Schauspielerisch, inszenatorisch und dramaturgisch ist das alles so müde und langweilig, dass sich ein Vergleich mit der um etliche Klassen besseren "Mission: Impossible"-Reihe streng verbietet.

Note: 5+



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr...

Eraser

Arnold Schwarzenegger, wohl neben Sylvester Stallone die Action-Ikone der 80er und 90er Jahre schlechthin, ist endlich zurück. Nachdem er sein Amt als Gouverneur von Kalifornien niedergelegt hat, dürfen wir ihn seit einiger Zeit endlich wieder in genügend rauen, spaßigen Actionfilmen wiedersehen. Auch wenn in der heutigen Zeit ganz klar Statham, Diesel und Co. die Actionhelden sind, macht es aber dennoch Spaß, den "Terminator"-Star wiederzusehen. Und natürlich auch seine vergangenen Filme, von denen ich bislang kaum einen gesehen habe und die ich nun mal nachholen möchte. Angefangen habe ich nun mit "Eraser" aus dem Jahr 1996... ERASER US-Marshall John Kruger (Arnold Schwarzenegger) arbeitet in einer geheimen Vereinigung der USA im Zeugenschutzprogramm. Darin beschützt er die Leben von Kronzeugen, welche vor Gericht Aussagen tätigen sollen und verschafft ihnen eine neue Identität, um sie vor dem Tod zu bewahren. Sein neuester Job ist eine junge Mitarbeiterin bei...

Der große Crash - Margin Call

Es gehört schon einiges an Talent dazu, einen Film über eine Schar Anzugträger, die in dialoglastiger Manier das eventuelle, schockierende Ende ihrer Firma aufdecken. Wenn man es falsch angeht, könnte der Stoff arg trocken werden, mal ganz davon abgesehen, dass der Otto-Normal-Zuschauer mit den finanziellen Zusammenbrüchen und all den Zahlen nicht unbedingt umgehen kann. Eine Riege großer Stars kann da schon helfen, die Zuschauer anzulocken, so beweist es zumindest der angenehm ruhige Thriller "Margin Call"... DER GROSSE CRASH - MARGIN CALL Kurz vor der Finanzkrise 2007: In der Wertpapierhandelsabteilung einer großen New Yorker Bank werden etliche Mitarbeiter entlassen, unter ihnen ist auch Risikomanager Eric Dale (Stanley Tucci), der zuvor jedoch noch eine schockierende Entdeckung macht. Seine Arbeit hinterlässt er dem übriggebliebenen Mitarbeiter Peter Sullivan (Zachary Quinto), der die Zahlen überprüft... und dadurch entdeckt, dass der ganze Konzern auf wackligen Fü...