Borat Sagdiyev (Sacha Baron Cohen) lebt in Kasachstan und arbeitet dort als Fernsehmodertaor. Von seinem Arbeitgeber wird er nun beuaftragt, gemeinsam mit dem Produzenten Azamat Bagatov (Ken Davitian) in die USA zu reisen, um dort eine Dokumentation über die Vereinigten Staaten zu drehen. In Amerika angekommen sieht sich Borat mit kulturellen Eigenheiten der Staaten konfrontiert, die so ganz anders sind als das, was er aus seiner Heimat kennt. Während er sich in einschlägigen Interviews durch die Kultur Amerikas schlägt, lernt er auch Pamela Anderson kennen (wenn auch nur durch das Betrachten einer "Baywatch"-Episode)... und verliebt sich in sie.
Es gibt wohl nur wenige Filme, die so viele Kontroversen ausgelöst haben wie die Fake-Dokumentation "Borat" aus dem Jahr 2006. Da muss also jemand so einiges richtig gemacht haben, wenn er gleich so viele wütende Stimmen auf den Plan ruft... oder zumindest einen empfindlichen Nerv getroffen haben, was so ja auch in der Intention der Macher lag. Die Kritiker jedenfalls waren begeistert und feierten "Borat" fast durchgehend ab, was sich sogar bis zu einer Oscarnominierung für das beste Drehbuch mauserte - erstaunlich, wenn man bedenkt, dass in vielen Szenen nur ein ganz grobes Skript zur Verfügung stand. Tatsächlich schlich sich das kleine Filmteam oftmals nur in einige Szenen hinein und konfrontierte unbedarfte Zivilisten mit dem plötzlichen Auftauchen dieses schrägen Reporters - diese Momente, ungeskriptet und ungeschönt, sind die wahren Highlights.
Angesichts des bitterbösen, satirischen Humors waren nicht alle begeistert und angesichts der Tatsache, dass hier wirklich jede "Randgruppe", jeder Mensch, jedes Tier und jede Kultur ihr Fett wegbekommt, waren so einige gar erzürnt. Das resultierte gar in mehreren Aufführungsverboten in verschiedenen Ländern sowie in diversen Strafanzeigen und Klagen gegen Crew und Produktion... letztere verliefen dabei im Sande. Es ist schon eine erstaunliche Ausnahmeerscheinung, dass ein einziger Film solch einen Wust aus Wut und zeitgleicher Begeisterung nach sich zieht, doch trifft er die Menschen eben auch genau dort, wo es wehtut. Denn anders als in den wesentlich schwächer geschriebenen Klamauk-Momenten, die als Handlungspfeiler für den Film geschrieben wurden und hier eher nerven und anstrengen, sind es diese Fake-Dokumentarszenen, die uns allen einen Spiegel vorhalten... und wie sie das tun. Über Sinn und Unsinn eines Plotrahmens muss man hier nicht nachdenken, stattdessen sollte man lieber einfach die Aneinanderreihung von teils urkomischen und teils unangenehmen Einzelszenen genießen, in denen Borat mal unbedarft, mal auch absolut provokativ gegen alles und jeden in den Ring steigt, was er finden kann.
Zartbesaitete Seelen dürften diesen Humor nicht lustig finden und es ist auch nicht schwer, ihnen da keinen Vorwurf zu machen - dieser Humor ist streckenweise enorm böse und daher auch nicht für jeden goutierbar. Doch wie sagt auch bereits Comedian Chris Tall dieser Tage - "Man soll über jeden Witze machen, denn alles andere wäre Ausgrenzung". Und so verschont eben auch Borat niemanden, auch wenn solcherlei Gags zu heutigen Zeiten sicherlich alles und jeden aus den Löchern treiben würde, um gegen den Film und auch die erschaffene Kunstfigur zu rebellieren. Dennoch war das damals und ist es heute noch immer bitterböse Satire auf eine sehr, sehr lustige Art. Eine Art, die uns ebenso nachdenklich stimmt wie lauthals lachen und manchmal auch die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lässt. Was natürlich auch ein Verdienst von "Der Diktator"-Star Sacha Baron Cohen ist, der sich hier in absoluter Fremdschäm-Manier, ohne Rücksicht auf Verluste, in den Ring wirft und daher sogleich zum Kult aufstieg. Verdient.
Fazit: In seinen semidokumentarischen Szenen ist "Borat" unglaublich witzig, clever und gnadenlos - eine bitterböse Satire, die vor nichts und niemandem haltmacht. Die geskripteten Szenen, die eine Art Handlung vorantreiben, sind dahingehend ziemlich platt und anstrengend.
Note: 3+
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