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Lost - Die erste Staffel

In meinem ganzen Leben habe ich erst zwei TV-Serien in ihrer vollen Länge, von Anfang bis zum Ende, gesehen. Die eine war "Stromberg", weil ich den trockenen Humor liebe und mich schon tierisch auf den filmischen Abschluss freue, den ich bislang noch nicht gesehen habe. Die andere war "Lost", und diese Serie, die für mich zum Besten gehört, was jemals auf Film gebannt wurde, habe ich seit dem Beenden noch drei weitere Male komplett gesehen. Nun habe ich vor geraumer Zeit angefangen, einen vierten Run durch die hochspannende, komplexe und dramatische Mystery-Serie zu machen und habe die erste Staffel erneut abgeschlossen.

LOST - Staffel 1

Bei einem Flugzeugabsturz stranden achtundvierzig Überlebende auf einer einsamen Insel. Die ersten Versuche, Rettung zu finden, scheitern, da der Flieger anscheinend schon seit längerem auf einem anderen Kurs flog und auch kein Funksignal entsendet werden kann. Während die Überlebenden, unter ihnen ein Arzt (Matthew Fox), eine Verbrecherin (Evangeline Lilly), ein drogensüchtiger Rockstar (Dominic Monaghan), ein Hochstapler (Josh Holloway) und ein mysteriöser Mann namens Locke (Terry O'Quinn), versuchen, sich auf der Insel durchzuschlagen, Nahrung, Wasser und Schutz zu finden, werden sie mit mysteriösen Ereignissen konfrontiert: Ein menschenfressendes Ungetüm knickt Bäume um, Eisbären laufen durch den Dschungel und dann auch noch ein geheimnisvoller Notruf einer französischen Frau...

Mit dieser kurzen Storywiedergabe kratzen wir im Grunde nur an der Oberfläche, denn "Lost" bietet natürlich noch mehr. Gefilmt vor einer wunderschönen Kulisse auf Hawaii wirft bereits die anderthalbstündige Pilotfolge jede Menge Fragen auf, welche die Serie zu einer schieren Sucht machen, ständig will man wissen, wie es weitergeht. Mit Antworten geht zumindest die 25 Folgen umfassende erste Staffel noch recht sparsam um, stellt immer neue Mysterien auf, ohne eine Antwort zu geben. Das ist aber kein bisschen schlimm, da die Spannung stets auf dem Höhepunkt gehalten wird, das Lüften immer wieder neuer, ungeahnter Wendungen stark bei der Stange hält und überrascht und wir in jeder Folge immer noch ein kleines Puzzlestückchen gewinnen. Wir erfahren immer ein wenig mehr, doch das ganz große Bild wird uns natürlich erst ganz zum Ende, nach sechs Staffeln, gewährt. Durch ständige Cliffhanger und immer wieder neue Ideen kann man kaum aufhören, muss sich zu Pausen zwischen den einzelnen Episoden schier zwingen. Die Fantasie der kreativen Köpfe scheint unersättlich, unfassbar, wie sie sich immer wieder etwas Neues einfallen lassen, dabei die einzelnen Handlungen als Großes und Ganzes spannend verstricken und so zu einem homogenen Gesamtbild werden lassen. Was "Lost" neben der extremen Spannung, der verstrickten Geschichte und dem hervorragend funktionierenden Mystery- und Grusel-Touch jedoch noch besonderer macht, dass sind die menschlichen und schön komplex gezeichneten Charaktere. In jeder Folge steht eine andere Figur im Mittelpunkt, dessen Leben vor dem Absturz in Rückblenden erzählt wird, sodass wir Episode für Episode mehr über den vierzehnköpfigen Hauptcast erfahren, dem wir hier durch Abenteuer und zwischenmenschliche Beziehungen folgen. Die Charaktere wachsen einem schnell ans Herz, man gewinnt sie für sich und fühlt und leidet mit ihnen. Die Schauspieler leisten Großes, vor kinoähnlicher Atmosphäre schwingen sich besonders Terry O'Quinn, Naveen Andrews und Yunjin Kim zu Top-Leistungen auf, doch der gesamte Cast funktioniert und liefert Leistungen, hinter denen sich große Namen schon mal verstecken müssen. Klar, eine Folge ist mal stärker als die andere und manch einem dürfte der Mangel an Antworten ein Dorn im Auge sein... aber keine andere Serie ist kohärenter, fesselnder, menschlicher und packender als "Lost". Das beweist bereits eine extrem starke erste Staffel. Also, sofort ansehen, aber Vorsicht: Suchtgefahr hoch zehn!

Note: 1-

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