Die Oscar-Academy hat ja seit jeher eine Schwäche für Schlachten-Gemälde und epische Geschichten über Freiheit. Das wusste wohl auch das Gespann rund um "Blood Diamond"-Regisseur Edward Zwick und den umstrittenen Megastar Tom Cruise, welche mit ihrem Film "Last Samurai" aus dem Jahr 2004 wohl mal richtig abräumen wollten, immerhin sind alle bewährten Zutaten dabei. Einen Goldjungen durfte der Film dann leider in keiner Kategorie mit nach Hause nehmen, dafür ist das Werk aber großes Unterhaltungskino geworden!
LAST SAMURAI
1877: Unter der Führung seines ehemaligen Vorgesetzten, Colonel Bagley (Tony Goldwyn), wird der abgehalfterte Soldat Nathan Algren (Tom Cruise), der zuvor von einem blutigen Feldzug gegen die Indianer zurückgekehrt ist, nach Japan entsandt. Die dortige Regierung möchte die anwesenden Samurai, welche sich gegen die Weiterentwicklung der modernen Welt und somit auch gegen den jungen Kaiser Mutsuhito (Shichinosuke Nakamura) wehren, auslöschen und braucht daher Algren, um ihre Armee auszubilden. Während eines Kampfes gegen die Samurai wird Algren jedoch verwundet und von den Feinden verschleppt. Der Anführer des Volkes, Katsumoto (Ken Watanabe), möchte durch ihn seinen Feind besser kennenlernen und gegen weitere Angriffe gewappnet sein. Doch je länger sich Algren in Gefangenschaft befindet, desto mehr beginnt er die Kultur der Samurai zu verstehen und wechselt die Seiten...
Man könnte "Last Samurai" so einiges vorwerfen. Die Geschichte ist natürlich alles andere als neu und besteht im Grunde bloß aus den Versatzstücken der großen Vorbilder. Ein großer Teil "Der mit dem Wolf tanzt", ein bisschen "Braveheart" hier, ein wenig "Gladiator" da. Natürlich weiß Regisseur Edward Zwick auch genau, mit welchen Mitteln sich beim Zuschauer emotionale Regungen herauskitzeln lassen und genau zu diesen Mitteln greift er dann auch immerzu. Trainigsstunden, während im Hintergrund die Sonne am Horizont versinkt. Epische Zeitlupen im Schlachtengetümmel, wobei beide Seiten im Kampf ihren Blutzoll entrichten. Ein hämmernder Score von dem genialen Hans Zimmer, dessen Musik immer zur richtigen Zeit pathetisch einsetzt. Und natürlich jede Menge Klischees, die obligatorische Romanze und ganz klare Gut/Böse-Schemata. Jeder andere Film wäre aufgrund solch leicht zu durchschauender Zuschauermanipulation zerrissen worden, aber Edward Zwick hat "Last Samurai" überraschenderweise so gut unter Kontrolle, dass einen diese Dinge kaum stören. Er präsentiert die bekannte, aber immer noch frische und funktionierende Geschichte des einsamen Kriegers, welcher endlich seine wahre Bestimmung findet, mit vielen Emotionen, mit genau der richtigen Gewichtung zwischen Gefühl und Action und findet dabei jede Menge Szenen, die sich ins Gedächtnis einbrennen. Dies liegt besonders an den wundervollen Bildern, die Kameramann John Toll hier darbringt und die in Kombination mit dem wuchtigen, epischen Soundtrack von Hans Zimmer einen regelrechten Sog entwickeln. Hier wird genau das richtige Gespür entdeckt, wie man eine solche Geschichte auch heute noch erzählen kann, selbst wenn sie in vorhersehbaren Bahnen abläuft. Wer kann denn schon immer etwas neues erfinden? Warum muss man immer wieder neue Ideen einbringen, damit ein Film funktionieren soll? Genau dagegen geht "Last Samurai" an und erzählt eine im besten Sinne altmodische Story, die sich im Gegensatz zum heutigen Blockbuster-Kino auch mal lange Ruhepausen zutraut, die ihre Actionszenen nicht so schnell schneidet, dass man nichts mehr erkennen kann und die ihre Dramatik dann auch wirklich gekonnt in Szene setzt und nicht kühl über Verluste und menschliche Tragödien hinwegrauscht. Einzig, dass die letzte Schlacht dann doch wieder über mehrere Episoden läuft und somit ein wenig zu lang dauert wie auch den etwas kitschigen Schluss kann man ankreiden, aber zuvor hat man ein wirklich schön erzähltes, emotionales und fantastisch fotografiertes Erlebnis gesehen. Die Schauspieler überzeugen in ihren Rollen, wobei der großartige Ken Watanabe dem soliden Tom Cruise mit seiner alles überschäumenden Präsenz glatt die Schau stiehlt und auch das Charakter-Ensemble an sich weiß zu gefallen. Hier trifft es einen, dank einer langen und genauen Einführung aller Nebenfiguren, dann auch mal wirklich, wenn es einen von ihnen im Gewehrfeuer tödlich trifft. Fazit: Edward Zwicks Samurai-Epos ist emotional wuchtig, erzählt eine altbekannte, aber noch immer funktionierende Geschichte über Ehre, Mut und Freundschaft und wird auch hartgesottene Zuschauer berühren. Für ein Meisterwerk ist das zwar etwas zu mainstream-lastig, aber für einen Filmabend wird einem hier eine epische und gefühlvolle Reise geboten.
Note: 2-
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