Direkt zum Hauptbereich

Die Verurteilten

Es gibt Filme, die sind einfach in aller Munde und wenn man sie nicht gesehen hat, darf man sich nicht Filmkenner nennen. Nun habe ich "Die Verurteilten" zuvor natürlich schon einmal gesehen, doch nun war es Zeit, sich diesem Klassiker noch einmal zu widmen. Seit 2008 unangefochten auf Platz Eins der besten Filme des IMDB, nominiert für sieben Oscars und in so ziemlich allen Bestenlisten zu finden, die es zum Thema Film so gibt. Im Angebot von Amazon Prime ist das Werk von Frank Darabont zu finden, also habe ich mich gleich ans Werk gemacht...

DIE VERURTEILTEN


Obwohl er seine Unschuld beteuert, wird der Bankmanager Andy Dufresne (Tim Robbins) im Jahr 1947 wegen des Mordes an seiner Frau und ihrem Liebhaber zu zweimal lebenslänglicher Haft im Shawshank-Gefängnis verurteilt. Das Leben dort ist hart: Eiskalte Gefängnisinsassen, die seit Jahren keine Frau zu Gesicht bekamen, warten auf neue Opfer und Gefängnisdirektor Norton (Bob Gunton) lässt in seinem "Reich" Gewalt und Korruption herrschen. Doch in dem bereits seit zwanzig Jahren in Shawshank sitzenden Iren Red (Morgen Freeman) findet Andy schon bald auch einen Freund, der ihm durch die schwierige Zeit hilft...

Es ist leicht, von Klassikern enttäuscht zu werden. Sie werden fast überall in den Himmel gelobt, sodass meine seine eigenen Erwartungen ebenfalls in die Höhe schraubt. Schon oft habe ich es erlebt, dass ich von dem Film an sich letztendlich enttäuscht war... nicht jedoch bei "Die Verurteilten". Nein, so gut, wie überall geschrieben steht, ist er nicht. Es ist nicht der beste Film aller Zeiten, auch nicht das beste Drama aller Zeiten, vielleicht sogar nicht mal der beste Film, den Frank Darabont je gemacht hat, denn "The Green Mile" war auch verflixt gut. Aber es ist ein sehr guter Film, das steht vollkommen außer Frage. 
Frank Darabont inszeniert den grausamen Alltag im Shawshank-Gefängnis mit einer furchtbaren Intensität, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Brutal, unschön und (was am erfreulichsten ist) in keinster Weise schonend zeigt er uns einen zwar fiktiven, aber nichts desto trotz nahegehenden Zeitraum von zwanzig Jahren, in welchem sich die Charaktere in Gefangenschaft bewegen. Anders als in einem Thriller steht hier aber nicht der Plan eines Ausbruchs oder das Auflehnen gegen eventuelle Antagonisten innerhalb der Insassen im Vordergrund. Diese Themen werden zwar nebenbei gestreift, im Mittelpunkt steht jedoch die ungewöhnliche Freundschaft zwischen Red und Andy, die so bewegend, dabei aber nie wirklich kitschig inszeniert wird, dass sie auch härtere Gemüter zu berühren weiß. 
Das ist natürlich auch den Darstellern zu verdanken, die hier großartige Leistungen erbringen. Morgan Freeman wurde dafür glatt für einen Hauptdarsteller-Oscar nominiert, den ihm jedoch Tom Hanks in seiner Titelrolle als "Forrest Gump" wegschnappte, so wie dieser Film Darabonts Drama drei weitere Trophäen abluchste. Freeman sorgt mit seiner nuancierten, glaubwürdigen Performance, in welcher kleine, genaue Gesten bereits vollkommen ausreichen, dafür, dass die Geschichte geerdet bleibt. Neben ihm spielt Tim Robbins in der Hauptrolle ganz groß auf, schade, dass man von ihm heute nur noch so wenig hört. Für Serienfans sind zudem weitere bekannte Gesichter wie "Lost"-Star Clancy Brown und (in einer kleinen Rolle) "The Walking Dead"-Fanliebling Jeffrey DeMunn zu sehen. 
Generell gibt es also eigentlich so gut wie nichts, was man an "Die Verurteilten" aussetzen könnte. Er ist wunderschön gefilmt, exzellent geschrieben, bravourös inszeniert, die Musik ist toll, die Schauspieler sind es auch. Einzig die Tatsache, dass der Film ganze zwanzig Jahre in seiner Geschichte erzählt, wird zu einem kleinen Problem. Manchmal wünscht man sich, der Film wäre noch etwas länger, würde sich für manche Geschichte mehr Zeit nehmen, dann hätten die großartigen Wendungen im letzten Drittel vielleicht noch mehr Gewicht. So kann nicht jede Nebenfigur ihr ganzes Potenzial ausspielen... wobei es natürlich auch wieder ein nicht zu unterschätzendes Kompliment darstellt, wenn einem ein Film mit 136 Minuten zu kurz vorkommt.
Fazit: "Die Verurteilten" ist ein intensives Drama mit großartigen Schauspielern und einer Handlung, die unter die Haut geht. Ein klarer Klassiker seines Genres, welcher erschüttert, fesselt und bewegt.

Note: 2+





Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Holzhammer pur: Filmkritik zu "Cherry - Das Ende aller Unschuld"

Mit achtzehn Jahren ist sich der Student Cherry (Tom Holland) sicher, in seiner Kommilitonin Emily (Ciara Bravo) die Liebe seines Lebens gefunden zu haben. Als diese ihn jedoch eiskalt verlässt, beschließt Cherry in seiner Trauer, sich für die Army zu verpflichten... noch nicht wissend, dass Emily ihre Meinung ändern und zu ihm zurückkehren wird. Doch der Schritt ist bereits getan und Cherry wird für zwei Jahre in den Irak versetzt, um dort für sein Land zu kämpfen. Die Erfahrungen, die er dort macht und die Dinge, die er dort sehen wird, lassen ihn völlig kaputt zurück... und machen schließlich auch die Rückkehr in seine Heimat und sein folgendes Leben zu einem irren Rausch verkommen, der nicht nur ihn selbst, sondern auch die Menschen um ihn herum zu zerstören droht. Die Brüder Anthony Joe und Russo, die mit dem genialen "Avengers"-Doppel "Infinity War" und "Endgame" zwei der erfolgreichsten und besten Filme unserer Zeit erschufen, holen Tom "Spid

Eddie the Eagle - Alles ist möglich

"Das wichtigste bei den Olympischen Spielen ist nicht der Sieg, sondern die Teilnahme. Das wichtigste im Leben ist nicht der Triumph, sondern der Kampf." Dieses Zitat, welches den Film "Eddie the Eagle" abschließt, stammt von Baron Pierre de Coubertin, dem Begründer der Olympischen Spiele. Und es bringt den Kern der Geschichte, die in diesem Film erzählt wird, sehr gut auf den Punkt, denn um den Sieg geht es hier eigentlich nicht oder zumindest nicht sehr lange. Aber es wird gekämpft und das obwohl niemand dieses seltsame Gespann aus Trainer und Sportler wirklich ernstnehmen wollte - genau das ist das Herz dieses Biopics, welches viele Schwächen, aber zum Glück auch viel Herz hat... EDDIE THE EAGLE Für Michael Edwards (Taron Egerton) gibt es trotz einer bleibenden Knieverletzung nur einen Traum: Er will in einer Disziplin bei den Olympischen Spielen antreten. Schon in seiner Kindheit scheitert er beim Hammerwerfen und Luftanhalten und landet schließlich, sehr

Eiskalte Engel

Die 90er Jahre waren das absolute Revival für die Teenager-Komödie, wobei so manch ein auch etwas verruchterer Klassiker entstand. Dabei gereichte es zur damaligen Zeit bereits für "American Pie", in welchem es sich zwar weitestgehend nur um Sex dreht, der aber dennoch recht harmlos daherkam, zu einem kleinen Skandal. Die logische Fortführung dessen war schließlich "Eiskalte Engel", wo der Sex nicht nur der Hauptfokus ist, sondern im Grunde den einzigen sinnigen Lebensinhalt der Hauptfiguren darstellt. Das ist dann zwar ziemlich heiß und gerade für einen Film der letzten Dekade, der sich an Teenies richtet, erstaunlich freizügig... aber auch sehr vorhersehbar und irgendwie auch ziemlich doof. EISKALTE ENGEL Für den attraktiven Jungspund Sebastian Valmont (Ryan Philippe) ist die Verführung von naiven, jungen Damen der Mittelpunkt des Lebens. Um dem ganzen einen zusätzlichen Reiz zu verschaffen, sucht er stets neue Herausforderungen und geht schließlich mit se